Wan: Proteste nach sexualisierten Übergriffen durch türkische Offiziere

Nachdem mehrere türkische Unteroffiziere in der nordkurdischen Stadt Wan sexuelle Übergriffe gegen Frauen verübt hatten, protestieren nun Frauengruppen gegen diese Angriffe. Die Polizei griff die Protestaktion an.

Am Montag versammelten sich Frauen, unterstützt von politischen Parteien und der Zivilgesellschaft, vor dem Frauenverein STAR in Wan, um gegen die Übergriffe von Uniformträgern zu protestieren. Die türkische Polizei ging sofort gegen die Kundgebung vor. Der Vorwand war, dass Transparente mit der Aufschrift „Der organisierte Frauenwiderstand gegen Belästigung und Vergewaltigung durch Uniformierte wird siegen“ als Beleidigung gegen alle „Uniformierten“ betrachtet würde. Die Polizisten entfernten das Transparent, umzingelten die Teilnehmerinnen, drängten sie mit Schilden zusammen und verhinderten so, dass die Presse Aufnahmen machen konnte.

Wir sprechen eine klare Warnung an diejenigen aus, die hinter diesen Angriffen stehen“

Die Frauen ließen sich jedoch nicht einschüchtern und begannen eingekesselt zwischen den Schilden der Polizisten ihren Protest. Rojbîn Bor, die Vorsitzende des Frauenvereins STAR, erklärte: „Wir sind heute hier, um unsere Stimme gegen eine Situation zu erheben, die unsere gesellschaftliche Struktur bedroht und menschliche Werte verletzt. Wir verurteilen die schändlichen Angriffe in Wan auf das Schärfste. Dort belästigten betrunkene Unteroffiziere mitten am Tag Frauen, beschimpften und bedrohten die Bevölkerung, die gegen diese Übergriffe protestierte. Diese Übergriffe sind das Ergebnis einer Geisteshaltung, die die Menschenwürde missachtet, einer Mentalität, die Ungerechtigkeit und Diskriminierung fördert. Wir warnen hiermit deutlich diejenigen, die hinter solchen Angriffen stehen und meinen, kurdische Frauen seien eine militärische Stellung, die es zu Fall zu bringen gelte oder Frauen als eine Front betrachten, die zerschlagen werden müsse. Wir warnen diejenigen, die diese brutalen Verhaltensweisen gegen unser Volk an den Tag legen, und diejenigen, die sie unterstützen.“

Verbrechen von Tätern in Uniform bleiben ungestraft.“

Bor verurteilte, dass Verbrechen von Tätern in Uniform straflos blieben und fuhr fort: „Die Tatsache, dass Männer in Uniform ungestraft Übergriffe auf kurdische Frauen begehen können, die Hass und Diskriminierung schüren, und dass Kriminelle wie [der Vergewaltiger/Unteroffizier] Musa Orhan straffrei davonkommen können, hat in dieser Region große Empörung ausgelöst. Die Straffreiheit für Verbrechen, die von uniformierten Männern gegen kurdische Frauen begangen werden, verleiht unserem Protest noch mehr Dringlichkeit. Heute setzen wir uns entschieden gegen die anhaltende Spezialkriegspolitik gegen kurdische Frauen ein. Wir werden nicht schweigen. Jeder sollte wissen, dass Schweigen angesichts des Spezialkriegs und der Hasspolitik bedeutet, sich an diesem Verbrechen zu beteiligen.“

Wir werden nicht schweigen“

Bor schloss ihre Rede mit klaren Worten: „Wir erinnern daran, dass niemand vor der Gerechtigkeit immun ist. Die Tatsache, dass die Menschen nach dem Übergriff gemeinsam gegen die Täter vorgegangen sind, ist das Ergebnis des staatlichen Schutzes der Täter in Uniform und ihrer Straffreiheit. Gerechtigkeit zu fordern führt dazu, dass Frieden und Sicherheit in der Gesellschaft herrschen. Wir setzen uns gegen diese Ungerechtigkeit in der Gesellschaft und den Hass ein. Wir fordern, dass die Täter in Uniform nicht geschützt, sondern bestraft werden! Es wird keinen sicheren Hafen für diejenigen geben, die sich der Gerechtigkeit entziehen, weder in Kurdistan noch in Wan oder irgendwo sonst auf der Welt!“ Die Kundgebung endete unter der Parole „Jin, Jiyan, Azadî“.

Was war geschehen?

Am Sonntag kam es zu einem Vorfall, an dem mehrere Unteroffiziere der türkischen Armee im Zentrum von Wan beteiligt waren. Nach den Angaben von Ladenbetreibern hatten sich sechs betrunkene Unteroffiziere zunächst in einem Restaurant gestritten und wurden des Lokals verwiesen. Die Unteroffiziere belästigten daraufhin zwei Frauen. Als Passantinnen gegen diese verbalen Übergriffe protestierten, begannen die Täter, sie zu beleidigen und zu bedrohen. Daraufhin versammelten sich immer mehr Menschen und begannen, die Militärs anzugreifen. Die Soldaten flohen in ein Gebäude, aus dem sie unter Polizeischutz abtransportiert wurden.