Wan: Frauenprotest gegen sexualisierte Gewalt durch Dorfschützer

In Wan haben kurdische Frauen auf den Anstieg von sexualisierter Gewalt durch Dorfschützer an Minderjährigen aufmerksam gemacht. Allein in Şax sind in den letzten Monaten drei Fälle bekannt geworden.

In der nordkurdischen Provinz Wan ist am Samstag gegen sexualisierte Gewalt durch staatliche Kräfte protestiert worden. Hintergrund ist das erschreckende Ausmaß sexuell motivierter Gewalt gegenüber Kindern und Heranwachsenden – verübt durch sogenannte Dorfschützer. Allein im Kreis Şax (tr. Çatak) sind in den letzten Monaten Ziel drei Minderjährige zum Ziel sexualisierter Gewalt geworden. Eines der Opfer war zum Tatzeitpunkt erst acht Jahre alt.

„Wir sagen es immer wieder: Missbrauch und Vergewaltigungen sind in Kurdistan mehr als Sexualverbrechen. Es handelt sich um ein Kriegsinstrument, das die absolute Dominanz des Staates über die kurdische Bevölkerung demonstrieren soll“, sagte die HDP-Abgeordnete Muazzez Orhan. Als Symbol dieser Dominanz gelte die Uniform. „Durch diese Entwürdigung von Mädchen und Frauen soll die Gesellschaft als Ganzes getroffen und traumatisiert werden.“

Die Kundgebung fand im Dorf Konalga statt. Gekommen waren neben HDP-Mitgliedern auch Aktivistinnen der Bewegung freier Frauen (TJA), des örtlichen Frauenrats und des Frauenvereins Star. Orhan kritisierte im weiteren Verlauf, dass Täter von sexualisierter Gewalt mit Verbindungen zum Staat, ganz gleich, ob es sich um Dorfschützer, Polizisten oder Soldaten handelt, in Kurdistan in nahezu allen Fällen mit einer Politik der Straflosigkeit belohnt würden. „Oftmals werden die Täter von der Regierung und ihrer Männerjustiz in ihrem Handeln ermutigt. Wir bezeichnen diesen Umstand daher als staatlich geförderte Vergewaltigungskultur“, so die Abgeordnete.

Auch wenn der Kampf dagegen ausgesprochen hart sei und den kämpfenden Frauen immer wieder Hürden in den Weg gestellt würden, werde der Widerstand gegen das patriarchal-faschistische System weitergehen. „Wir sind entschlossen, uns an die Fersen der Täter zu heften, sie zu enttarnen und dahin zu wirken, dass sie vor Gericht gestellt und bestraft werden“, sagte Orhan. Die Regierung sollte wissen, dass ihre „Spezialkriegspolitik“ nicht aufgehen wird. Die Kundgebung endete mit der Parole „Bijî Berxwedana jinan“ – Es lebe der Widerstand der Frauen.