Wan: „Kampf den Frauenmördern in Uniform!“

In der nordkurdischen Metropole Wan hat die Kundgebung zum Frauentag unter großer Beteiligung begonnen. Die Frauen protestieren gegen Patriarchat, das Regime und die Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan.

In der nordkurdischen Metropole Wan hat der 8. März-Protest begonnen. Unzählige Frauen folgten dem Aufruf der Frauenbewegung TJA und des Frauenrats der Demokratischen Partei der Völker (HDP) zu der Kundgebung „Zeit für die Freiheit der Frauen“. Trotz massiver Polizeiabsperrungen findet eine entschlossene Kundgebung unter Parolen wie „Frauen, Leben, Freiheit“ statt. Zu revolutionärer Musik tanzen die Frauen und halten Schilder mit Parolen wie „Deniz Poyraz ist unser Aufstand“, womit an die von einem Faschisten in Izmir ermordete HDP-Aktivistin erinnert wird, „Ich bin Frau und ich bin Kurdin“, „Es lebe der Gefängniswiderstand“, „Garibe Gezer ist unsterblich“, womit an politische Gefangene erinnert wird, die durch Folter und sexualisierte Gewalt im Hochsicherheitsgefängnis Kandira getötet wurde, und „Es reicht, jetzt ist die Zeit der Freiheit“  hoch. Viele der Frauen auf der Kundgebung tragen Fahnen der Frauenbewegung.

Die Polizei verhinderte die Verteilung von Schildern mit dem Namen von Garibe Gezer und Ekin Wan. Ekin Wan (Kevser Eltürk) war eine Guerillakämpferin, die im August 2015 bei einem Gefecht gefallen sein soll, vieles deutet aber auf eine extralegale Hinrichtung hin. Ihr Leichnam wurde furchtbar zugerichtet und nackt von der türkischen Armee in sozialen Medien präsentiert.

Der Widerstand der kurdischen Frau hat eine Revolution geschaffen“


Kurz vor Beginn der Kundgebung versammelten sich die Frauen vor dem HDP-Provinzgebäude und marschierten mit Parolen und Liedern auf das Kundgebungsgelände. Nach einer Schweigeminute begann die Kundgebung mit einer Rede der Vorsitzenden des Vorbereitungskomitees, Ayşe Minaz: „Auch wenn der 8. März einer der Tage mit symbolischer Bedeutung ist, kämpfen unsere Genossinnen seit Jahrzehnten Tag für Tag für eine gleichberechtigte Welt, eine freie Welt, eine Welt ohne Ausbeutung und Gewalt, und für eine demokratische Türkei. Sie haben niemals gezögert, ihr Leben dafür einzusetzen. Der herausforderndste und mühsamste Frauenkampf fand in unserer Region auf unserem Boden statt. Im Nahen Osten und in dieser Region haben der Kampf und die Anstrengungen der Menschheit Epen hinterlassen. Diese Taten machten die Frauen zur Avantgarde der Gesellschaft, zum Faktor des gesellschaftlichen Wandels. Kurz gesagt, die kurdische Frau hat jeden Aspekt des Kampfes revolutioniert. Sie veränderte die Gesellschaft, sich selbst und legte den Grundstein, um zukünftigen Generationen ein solides Vermächtnis zu hinterlassen. Sie wurde zu einer Quelle der Motivation und sollte zu einem Beispiel des Freiheitskampfes der Frauen weltweit werden.“

Minaz erklärte weiter: „Heute hat der Kampf der Frauen einen eigenen Freiraum geschaffen, indem er sich dem Negativen der Moderne widersetzte, aber die modernsten Instrumente und Methoden des Kampfes nutzte, um das Bewusstsein zu schärfen und die gesellschaftlichen Probleme von Frauen zum Ausdruck zu bringen.“

Wir werden keinen weiteren Femizid in dieser Stadt zulassen“

Die Ko-Vorsitzende des HDP-Provinzverbands von Wan, Handan Karakoyun, erklärte in einem Redebeitrag: „Unser Kampf richtet sich gegen die Vergewaltiger und Frauenmörder in Uniform. Die Befreiung der Frau liegt in ihrer Haltung und ihrer Organisierung. Die Organisierung der Frauen ist die Antwort auf die patriarchale Ordnung. Wir werden keinen weiteren Femizid in dieser Stadt zulassen. Wir warnen die Männer in Uniform: Keine Frau ist jemals allein. Ihr sollt wissen, dass wir diese Welt über euren Köpfen einreißen werden und euch für eure Verbrechen zur Rechenschaft ziehen werden.“

Die Ko-Vorsitzende des Provinzverbands der Partei der Demokratischen Regionen (DBP), Gülderen Varlı, bezeichnete die große Kundgebung als ein Fanal und erklärte: „Heute in Wan wie überall auf der Welt stehen Frauen an den Frontlinien des Kampfes für eine freie und gerechte Welt. Es handelt sich um ein Rennen von Frauen wie Rosa Luxemburg, Leyla Qasım, Arîn Mirkan und Leyla Güven der Freiheit entgegen. Die Frau ist eine eigene Farbe zwischen Ja und Nein. Wir sagen ja zum Leben, zur Liebe, zu einem menschenwürdigen Leben in Frieden und Freiheit, aber wir sagen mit eisernem Willen nein zu Unterdrückung, Hass, Übergriffen und Vergewaltigungen.“

Nach musikalischen Darbietungen von Şilan Dora wird die Ko-Vorsitzende der HDP, Pervin Buldan, sprechen. Anschließend geht die Kundgebung mit Auftritten von Rojda und Rewşen Çeliker als Konzert weiter.