HDK-Frauen: „Rojava“ in der Türkei aufbauen
Auf einer Frauenkonferenz des zivilgesellschaftlichen Zusammenschlusses HDK in Ankara hat Gülistan Kılıç Koçyiğit zum Kampf gegen das Patriarchat und zum Aufbau demokratischer Strukturen aufgerufen.
Auf einer Frauenkonferenz des zivilgesellschaftlichen Zusammenschlusses HDK in Ankara hat Gülistan Kılıç Koçyiğit zum Kampf gegen das Patriarchat und zum Aufbau demokratischer Strukturen aufgerufen.
In Ankara findet heute eine Frauenkonferenz des Demokratischen Kongresses der Völker (HDK) statt. Das Motto der 10. Generalversammlung der HDK-Frauen lautet „Von Chile über den Sudan und den Iran bis nach Rojava: Durch Frauenaufstand zu einem neuen Leben“. An der Konferenz nehmen unter anderem Pervin Buldan (HDP), Leyla Güven (DTK), Saliha Aydeniz (DBP), Canan Yüce (SKYP) sowie Vertreterinnen der Friedensmütter und weiterer zivilgesellschaftlicher Organisationen teil.
Die amtierende Ko-Sprecherin Gülistan Kılıç Koçyiğit, die zugleich Abgeordnete der HDP im türkischen Parlament ist, kündigte in der Eröffnungsansprache an, ihr Amt niederzulegen. In ihrer Rede erinnerte sie zunächst an die drei kurdischen Aktivistinnen Seve Demir, Pakize Nayır und Fatma Uyar, die am 5. Januar 2016 in Silopiya von türkischen Sicherheitskräften regelrecht hingerichtet wurden. Überall auf der Welt gebe es Frauen, die wegen ihres Kampfes gegen das patriarchale Herrschaftssystem ermordet und vergewaltigt werden, sagte die HDK-Sprecherin und wies auf Sakine Cansız, Leyla Şaylemez und Fidan Doğan hin, die am 9. Januar 2013 vom türkischen Geheimdienst in Paris ermordet wurden.
Frauenfeindlichkeit sei in der Türkei nicht erst mit der AKP entstanden, habe jedoch in ihrer Regierungszeit eine neue Dimension erreicht. „Frauen sollen möglichst zu Hause bleiben und ihren Männern Tee servieren. Wir lehnen diese Frauenrolle ab. Unser Ziel ist es, diesen Faschismus zu zerschlagen. Die Regierung will die Körper von Frauen kontrollieren und beherrschen. Sie weiß genau, dass der Frauenkampf eine Gefahr für ihre Macht bedeutet“, sagte Gülistan Kılıç Koçyiğit.
Die Politikerin verwies auf die türkische Invasion in Nordsyrien, die beschlossene Truppenentsendung aus der Türkei nach Libyen und die Eskalation im Konflikt zwischen dem Iran und den USA: „Dahinter stehen jeweils männliche Diktatoren. Von Erdoğan über Putin bis Trump: Keiner von ihnen schreckt davon zurück, Tausende Menschenleben zu opfern, wenn es um den eigenen Machterhalt geht. Als Frauen müssen wir uns neben unserem Kampf für Freiheit und Gleichheit auch für den globalen Frieden einsetzen. Wir müssen uns gemeinsam gegen die patriarchale Denkweise zur Wehr setzen. In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Revolution von Rojava hinweisen. In Rojava haben die größten Entwicklungen der jüngeren Zeit zur Frage der Frauenbefreiung stattgefunden. Die Frauen von Rojava haben die Finsternis des IS besiegt. Diese Frauen sind aktuell von einem auf Vernichtung abzielenden Krieg bedroht. Alle internationalen Kräfte wollen dieses Gebiet, in dem die Menschheit zu neuem Leben erblüht ist, vernichten. Das können wir nicht zulassen. Auch wir in der Türkei müssen unser eigenes ‚Rojava‘ aufbauen. Und dieses Vorhaben dürfen wir nicht auf eine spätere Revolution verschieben, sondern müssen es jetzt sofort angehen.“