Hamburg: Solidarität mit Meyrem

In Hamburg hat ein internationales Frauenbündnis gegen Feminizid protestiert und sich mit Meyrem S. solidarisiert. Die Kurdin ist zusammen mit ihren beiden Kindern von ihrem Exmann schwer verletzt worden.

Das „Internationale Frauenbündnis - Europäische Frauensolidarität” hat vor dem Strafjustizgebäude am Sievekingplatz in Hamburg eine weitere Solidaritätskundgebung für Meyrem S. und ihre beiden Kinder abgehalten. Sie waren im Mai diesen Jahres Opfer eines versuchten Dreifachmordes geworden. Das Bündnis fordert die vollständige Umsetzung der Istanbul-Konvention und die internationale Anerkennung von Femiziden als Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Im Hinblick auf die eskalierende Gewalt gegen Frauen und Kinder in Nordkurdistan und der Türkei machten die Aktivistinnen auf die Kampagne „100 Gründe, um den Diktator zu verurteilen“ der kurdischen Frauenbewegung aufmerksam und sammelten Unterschriften.
Eine Vertreterin der feministischen Initiative „Gemeinsam kämpfen" erklärte in einem Redebeitrag: „Mit deutschen Waffen in den Händen dschihadistischer Söldner finden auch heute Angriffe auf die Zivilbevölkerung in Nordsyrien statt. Aus revolutionär-feministischer Perspektive ist internationale Solidarität mit der kurdischen Freiheitsbewegung wichtiger denn je. Denn für uns ist klar: Gewalt an Frauen hat keine Grenzen, sondern ist ein zentraler Baustein einer patriarchalen und kapitalistischen Weltordnung, in der Menschenrechte zugunsten von geopolitischen und nationalstaatlichen Interessen geopfert werden.“

 

Weiter hieß es in dem Beitrag: „In Deutschland werden Frauenmorde häufig rassifiziert und als Problem einer fremden Kultur angesehen. Das spielt dem rassistischen Narrativ der Rechtspopulisten in Hände, so dass gleichzeitig der Rassismus hierzulande zunimmt. Migrantische Frauen widerfahren häufig eine doppelte Diskriminierung. Zudem verkennt die Bezeichnung Ehrenmord das doppelte Gewaltregime gegen Frauen im Nahen und Mittleren Osten, wo die Ehre der Gesellschaft bzw. der Familie zu Lasten der Frau geht, indem sie massiv unterdrückt wird. Zugleich ist sie deshalb, weil sie als Besitz des Mannes gesehen wird, das erste Ziel für sexualisierte Gewalt in Kriegsgebieten. Das vermeintliche Erwachen der Politik durch den Anstieg von Gewalt gegen Frauen in Zeiten von Corona ignoriert die Alltäglichkeit dieser patriachalen Gewalt vor und nach der Pandemie."

Das Bündnis verwies außerdem auf das Positionspapier eines transnationales Frauennetzwerks und schloss sich den Forderungen an. Die nächste Kundgebung des Frauenbündnisses ist am 23. Dezember um 16 Uhr in Altona geplant.