Sêvê Demir, Fatma Uyar, Pakize Nayır
An ihrem Grab in Şirnex (tr. Şırnak) ist an Sêvê Demir, Fatma Uyar und Pakize Nayır erinnert worden. Anlass war der neunte Jahrestag des gewaltsamen Todes der drei kurdischen Aktivistinnen. An dem Gedenken nahmen Angehörige, Mitglieder politischer Parteien und der Zivilgesellschaft teil.
Sêvê Demir war Vorstandsmitglied der Partei der Demokratischen Regionen (DBP), Fatma Uyar Ko-Vorsitzende des Volksrats von Silopiya, einer Kreisstadt im Süden der Provinz Şirnex, und Pakize Nayır war Aktivistin der Frauenbewegung KJA. Am 4. Januar 2016 wurden sie im Zuge der im Monat zuvor über Silopiya verhängte Ausgangssperre von türkischen Militärs gezielt erschossen.
Zum Grabbesuch auf dem Friedhof Şehri Nuh kam auch die DEM-Abgeordnete Newroz Uysal Aslan. In einer Ansprache sagte sie: „Dieser Gedenktag ist ein Tag der Rechenschaft und nicht des Schmerzes. Für uns ist es ein Tag, um den Kampf zu verstärken. Wir werden den Widerstand fortsetzen, bis die Verantwortlichen dieses Massakers zur Rechenschaft gezogen werden.“
Sakine Demir: Erdoğan soll Öcalans Hand ergreifen
Nach Aslan richtete Sakine Demir, die Mutter von Sêvê Demir, einige Worte an die Anwesenden. Sie sagte, dass die ungelöste kurdische Frage die Hauptursache für das Fehlen von Respekt vor Menschenrechten und der auf Krieg gegen die kurdische Bevölkerung ausgerichteten Politik des türkischen Staates sei. „Erdoğan täte gut daran, die ihm derzeit gereichte Hand zu ergreifen“, betonte Demir mit Blick auf die Bereitschaft des PKK-Begründers Abdullah Öcalan für einen neuen Dialogprozess zwischen der kurdischen Bewegung und der Regierung. „So kann die Perspektive eines gleichberechtigten Zusammenlebens der Völker gestärkt und ein dauerhafter Friedensprozess befördert werden.“
Monatelange Militärbelagerung in nordkurdischen Städten
Einen Monat nach den Parlamentswahlen im Juni 2015 hatte Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan das Ende des Friedensprozesses der türkischen Regierung und der PKK verkündet. Prompt ging die AKP wieder zur Strategie des Staatsterrors gegen die kurdische Bevölkerung über. Es folgte eine über mehrere Monate andauernde Militärbelagerung in Städten wie Amed (Diyarbakır), Şirnex, Cizîr (Cizre), Silopiya und Nisêbîn (Nusaybin), der Hunderte Menschen zum Opfer fielen. Über neun Jahre danach ist die genaue Zahl noch immer nicht bekannt.