Ertaş: Staat fürchtet Frauenorganisierung

Cansu Ertaş von der Frauenplattform in Ankara spricht über die Furcht des Staates vor Frauenorganisierung und kritisiert die frauenfeindliche Politik des Erdoğan-Regimes scharf.

Die Aktivistin der Frauenplattform von Ankara, Cansu Ertaş, bringt die steigende Zahl der Frauenmorde mit der Wirtschaftskrise in der Türkei und dem patriarchalen System in Verbindung. „Im Jahr 2019 wurden 474 Frauen ermordet. Das ist die höchste Zahl in den vergangenen zehn Jahren”, erklärt sie. „Die Regierung wäre in der Verantwortung, diese Morde zu verhindern und dafür zu sorgen, dass die Mörder ihre verdiente Strafe erhalten, aber stattdessen setzt sie ihre frauenfeindliche Politik fort, setzt das Istanbuler Abkommen nicht um und verschließt die Augen vor den grausamen Frauenmorden.

Gesellschaft wird durch das Patriarchat beherrscht

Seit Jahrhunderten wird die Gesellschaft durch eine patriarchale Ordnung beherrscht. Das ist nun sichtbar, denn wir kämpfen dagegen, wir haben uns dagegen erhoben. Die Frauen werden seit Jahrhunderten zum Ziel von Männergewalt und werden ermordet. Ein Grund, warum diese Gewalt in der Türkei und weltweit weiter eskaliert, ist natürlich auch die ökonomische Krise. Aufgrund der Krise bringen sich die Männer selbst wie auch ihre Frauen um. Das sind auch Morde. Und das ist nur die ökonomische Dimension der Gewalt gegen Frauen.

Frauen sollen polarisiert werden

Es wird versucht, Frauen in eine bestimmte Norm zu pressen und konservativ zu beeinflussen. In Schulbüchern werden Frauen mit Kopftuch als sanft dargestellt, während Frauen ohne Kopftuch als gewalttätig gezeigt werden. Das dient dazu, die Frauen zu marginalisieren. Die Frauen sollen polarisiert und gespalten werde. Es soll verhindert werden, dass Frauen zusammenkommen und gemeinsam kämpfen. Weil das Patriarchat weiß, dass die Frauen Frieden wollen und die Kraft haben, diesen zu bringen, fürchtet es sich vor der Organisierung der Frauen.

Wir machen weiter

Wir als Frauen von der Frauenplattform Ankara beschäftigen uns mit den Prozessen. Wir versuchen über die Prozesse Bewusstsein in der Gesellschaft zu schaffen und jedes Verfahren zu verfolgen. Außerdem versuchen wir den gemeinsamen Kampf zu organisieren. Die Frauen wollen auf die Straße gehen und ihre Rechte verteidigen, aber leider werden sie vom andauernden Ausnahmezustand durch den Staat daran gehindert.“