„Zehn Jahre Rojava-Revolution“ in Saarbrücken und Jena

Am Jahrestag der Revolution vom 19. Juli 2012 in Rojava haben an vielen Orten weltweit Demonstrationen und Veranstaltungen stattgefunden, so auch in Saarbrücken und Jena.

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Revolution von Rojava haben die Seebrücke Saar und das kurdische Gesellschaftszentrum Saarbrücken unter dem Motto „10 Jahre Rojava - Revolution verteidigen“ zu einer Demonstration aufgerufen.

 

Die Demonstration am Jahrestag der Revolution, dem 19. Juli, begann um 18.30 Uhr am Landwehrplatz mit einer Rede der Seebrücke Saar. Die Rednerin betonte in ihrer Ansprache, dass die Seebrücke „solidarisch an der Seite aller, die das Hoffnungsprojekt Rojava erkämpft und aufgebaut haben und die es in den letzten zehn Jahren vor Ort mit Leben gefüllt, weiterentwickelt und verteidigt haben“ stehe. Zehn Jahre Revolution in Rojava seien gleichbedeutend mit zehn Jahren feministischem Kampf, die Errungenschaften der Revolution müssten mit allen Mitteln verteidigt werden.

Die Rednerin verurteilte auch das „Flüchtlingsabkommen“ zwischen der EU und der Türkei und sagte: „Die bisherigen Besatzungskriege Erdogans haben bereits Tausende Todesopfer verursacht, sie töten täglich und treiben Überlebende in die Flucht. Rojava stellte einen sicheren Hafen dar für Menschen, die vor gewaltsamer anti-kurdischer und anti-ezidischer Unterdrückung und mörderischer islamistischer Verfolgung flohen. Diesen Hafen haben Erdogan und seine verbrecherischen Verbündeten bereits teilweise zerstört, der verbleibende Rest ist in großer Gefahr. Dass all das passiert ist und weiter passieren kann, steht auch für die bedingungslose deutsche und europäische Unterstützung für Erdogans Machtausbau und Kriegspolitik. Der türkische Besatzungskrieg in Kurdistan und Syrien wäre ohne internationale Unterstützung von Staaten wie Deutschland nicht möglich.“

Nach der Demonstration durch die Innenstadt fand eine Abschlusskundgebung am Max-Ophüls-Platz statt. Es wurde eine Botschaft von YPG International eingespielt, danach gab es einen Redebeitrag des kurdischen Gesellschaftszentrums Saarbrücken, in dem der völkerrechtswidrige Angriffskrieg des türkischen Staates und das Dulden und Unterstützen der internationalen Gemeinschaft verurteilt wurde. Zugleich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die Rojava-Revolution eine Frauenrevolution darstellt und vor allem von Frauen verteidigt werden wird.

Die Demonstration endete mit Tänzen und musikalischen Einlagen.

Offenes Treffen und Moralabend in Jena

Um den zehnten Jahrestag der Revolution von Rojava zu feiern und auf die Dringlichkeit der aktuellen Lage in Kurdistan aufmerksam zu machen, hat die Kurdistan-Soli-Gruppe Jena am Dienstag ein Offenes Treffen sowie einen Moralabend veranstaltet.

Bei dem Offenen Treffen wurden die Ideen der kurdischen Freiheitsbewegung erläutert und es wurde ein Überblick über die historische Entstehung und die aktuelle politische und gesellschaftliche Lage in Kurdistan gegeben. Nach der Vorstellung der Aktivitäten der Kurdistan-Soli-Gruppe Jena wurden die 20 Anwesenden dazu eingeladen, sich langfristig innerhalb der Gruppe zu organisieren und die Revolution in Rojava gemeinsam zu verteidigen.

Im Zusammenhang mit der Einordnung der Geschichte der kurdischen Befreiungsbewegung und ihrer Kriminalisierung wurden während der Veranstaltung Unterschriften für die Streichung der PKK von der Liste terroristischer Organisationen gesammelt.

Anschließend an die Vorstellung der Revolution und der Gruppe wurde ein Moralabend veranstaltet, der an der Aufforderung kurdischer Freund:innen anknüpfte, eine revolutionäre Kultur zu entwickeln und gemeinsam den politischen Kampfgeist zu stärken. Es nahmen 60 Menschen an der Veranstaltung teil und versammelten sich um ein Lagerfeuer, um gemeinsam zu essen, zu singen und sich kennen zu lernen. Nach einer Gedenkminute in Erinnerung an die Kämpfer:innen, die die Revolution in Kurdistan mit ihrem Leben verteidigt haben, wurde ein Redebeitrag von KON-MED zum zehnjährigen Jubiläum der Revolution vorgetragen, dem die lautstarken Rufe „Jin, Jiyan Azadî“ und “Bijî Bexwedana Rojava” folgten. Danach wurde gemeinsam getanzt.

Viele Teilnehmende sangen, trugen Gedichte vor und brachten andere Inhalte mit in den Abend, die an vorangegangene Kämpfer:innen erinnerten und vom Widerstand erzählten. Es wurde außerdem darüber gesprochen, einen kurdischen Verein zu gründen, und es wurden Ideen gesammelt, wie in Zukunft noch mehr Menschen die Hoffnung der Revolution mit dem Erleben gemeinsamer kämpferischer Momente mitbekommen können. Mit dem Ziel, sich bald wiederzutreffen und die Revolution in Rojava zu verteidigen, gingen die Teilnehmenden gestärkt auseinander.

„Es ist lange her, dass ich wieder so viel Hoffnung in mir gefühlt habe!”, sagte ein Teilnehmer aus der kurdischen Community vor Ort. Der Abend war nach Angaben der Veranstalter:innen für alle Anwesenden bestärkend und es kamen neue Verbindungen zustande.