Friedensmütter: „Widerstand bis zum Frieden“
Naife Yiğit und Meryem Soylu von der Initiative der Friedensmütter in Amed kämpfen seit Jahrzehnten für einen würdevollen Frieden in der Türkei und Kurdistan.
Naife Yiğit und Meryem Soylu von der Initiative der Friedensmütter in Amed kämpfen seit Jahrzehnten für einen würdevollen Frieden in der Türkei und Kurdistan.
Die im Jahr 1999 in Kurdistan gegründete Initiative der Friedensmütter setzt sich für eine demokratische Lösung der kurdischen Frage ein. Die meisten Mitglieder der Iniative sind Mütter, deren Kinder im Befreiungskampf gefallen oder im Gefängnis sind. Mit ihrem Einsatz für einen würdigen Frieden haben die Frauen seither zahlreiche Aktionen durchgeführt und durch ihre politische Initiative auf allen Ebenen unzählige Menschen erreicht.
„Als Mutter brennt mein Herz“
Anlässlich des Weltfriedenstags am 1. September rufen die Friedensmütter Naife Yiğit und Meryem Soylu aus Amed (tr. Diyarbakır) zu Protesten auf. Naife Yiğit, seit zwanzig Jahren im Widerstand der Friedensmütter aktiv, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) über ihre Motivation für ihr Engagement: „Als Mutter hat mein Herz gebrannt, und ich fühlte, dass ich handeln musste. So begann ich, gemeinsam mit anderen Müttern aktiv zu werden. Wir sind seit jeher mit Verfolgung, Folter und Ungerechtigkeit konfrontiert. Die kurdischen Kinder, unsere Söhne und Töchter, sind immer Repression und Unrechtsakten ausgesetzt. Es sind die Kinder von uns Müttern, die seit Jahren ermordet, gefoltert und verhaftet werden. Wie meine Mitstreiterinnen betrachte auch ich diese Arbeit als meine Berufung.“
„Wir haben diesen Krieg nie gewollt“
Yiğit erklärte, dass sie versuchen, eine Brücke zwischen den Kriegsparteien zu schlagen, und sagte: „Die Mütter haben den Krieg nie gewollt. Sie haben am meisten gelitten und die meisten Tränen in diesem Krieg vergossen. Deshalb wollen wir Mütter keinen Krieg. Aber der Staat hat bisher nicht auf unsere Friedensaufrufe reagiert. Der Staat hat uns nie zugehört. Er behauptet, es gebe keinen Krieg und keine Probleme in diesem Land. Aber wenn es keinen Krieg und keine Probleme gibt, was durchleben wir dann? Wenn alles so wunderbar in diesem Land wäre, würden keine Menschen sterben und niemandem würde etwas zustoßen. Warum sterben die Söhne und Töchter dieser Mütter? Wir rufen zum Frieden auf, dennoch werden uns die Leichen unserer Kinder, das Kostbarste auf dieser Welt, in Paketen zugestellt. Wir haben erlebt, wie einem Vater die Leiche seines Sohnes in einem Sack übergeben wurde. Unser ganzer Kampf zielt darauf ab, zu verhindern, dass so etwas geschieht. Bis Frieden kommt, werden wir weiterhin Widerstand leisten, damit kein Mutterherz mehr brennen muss.“
„Was könnte schöner sein, als das Blutvergießen zu stoppen?“
Meryem Soylu wurde wegen ihres Kampfes für den Frieden zu insgesamt neuneinhalb Jahren Haft verurteilt. Seit ihrer Entlassung aus dem Gefängnis setzt sie ihren Kampf fort. Soylu ist auch bei MEBYA-DER aktiv, einem Solidaritätsverein für Menschen, die Angehörige im kurdischen Befreiungskampf verloren haben aktiv. Sie sagte: „Wir streben einen ehrenvollen Frieden und Gerechtigkeit an, doch diejenigen, die uns gegenüberstehen, kennen weder Gerechtigkeit noch Frieden. Wir wollen, dass das Blutvergießen aufhört, wir wollen nicht, dass weiterhin junge Menschen sterben, egal wer sie sind. Solange wir am Leben sind, werden wir für Gleichheit, Gerechtigkeit und Frieden kämpfen. Gibt es etwas Besseres, als dieses Blutvergießen zu stoppen und das Sterben zu verhindern?"
„Wir vergessen nicht, dennoch fordern wir Frieden“
„Das Problem kann nicht durch Krieg gelöst werden. Kein Angriff kann unseren Willen brechen. Sie sind genauso wie wir gezwungen, zum Frieden zu gelangen“, sagte Soylu und erinnerte daran: „Eine Zeitlang hat man versucht, dieses Volk mit Kontras und der Hizbullah einzuschüchtern. Das kurdische Volk hat sich nie gebeugt, es hat nie akzeptiert, so zu leben. Die kurdische Jugend wird mit Drohnen und Chemiewaffen getötet. Auch die Natur und die Wälder werden zerstört. Seit 1985 bin ich in diesem Kampf engagiert, und wir waren immer wieder Verhaftungen, Inhaftierungen, Repressionen und Verfolgungen ausgesetzt. Wir können nicht einmal die Überreste unserer getöteten Kinder erhalten. Was sollen sie uns noch antun? Trotz all dieser Grausamkeiten setzen wir uns weiterhin für den Frieden ein. Wir wollen nicht plündern und massakrieren wie der Staat. Das, was wir erlebt haben, kann man nicht vergessen. Wir vergessen nicht, dennoch rufen wir trotz unseres Schmerzes weiterhin zum Frieden auf.“
„Isolation muss für Frieden durchbrochen werden“
Meryem Soylu schloss mit einer Bemerkung zur Situation auf Imrali: „Die Isolation muss so schnell wie möglich aufgehoben werden, und die Gespräche mit Abdullah Öcalan müssen wieder aufgenommen werden. Ohne Gespräche mit ihm ist Frieden unmöglich. Das kurdische Volk wird diesen Willen niemals aufgeben. Das kurdische Volk muss für sich selbst eintreten, es muss für den Kampf eintreten. Es muss auf den Plätzen Frieden einfordern. Ein gerechter Frieden ist für die ganze Welt notwendig. Frieden muss überall auf der Welt erreicht werden.“