In der Istanbuler Innenstadt herrscht samstags der Ausnahmezustand. Seit fünf Monaten wird die zentrale Istiklal Caddesi allwöchentlich von einem Großaufgebot der Polizei belagert, um zu verhindern, dass die Initiative der Samstagsmütter Aufklärung über das Schicksal ihrer in staatlichem Gewahrsam verschwundenen Angehörigen verlangt und eine Bestrafung der Täter fordert. Dass das behördliche Verbot der samstäglichen Kundgebung rechtswidrig ist, wurde höchstinstanzlich in einem Urteil des türkischen Verfassungsgerichtes festgestellt. Seit diesem Urteil versuchen die Samstagsmütter wieder regelmäßig, ihr Anliegen auf dem angestammten Kundgebungsort vor dem Galatasaray-Gymnasium vorzutragen. Unterstützt wurden die Angehörigen von Verschwundenen heute unter anderem von der international bekannten Rechtsanwältin Eren Keskin, Ko-Vorsitzende des Menschenrechtsvereins IHD.

Die Samstagsmütter und ihre Unterstützer:innen wurden auf dem Weg zum Galatasaray-Gymnasium von der Polizei aufgehalten und umstellt, zur Begründung wurde eine Verbotsverfügung des Bezirks Beyoğlu genannt. Journalist:innen, die das Geschehen filmen wollten, wurden gewaltsam zurückgedrängt. Die Polizei ging auch gegen Passant:innen vor, die mit Mobiltelefonen Aufnahmen machten und live in digitalen Netzwerken verbreiteten.

Festgenommen und in Handschellen abgeführt wurden heute mindestens 25 Personen, darunter Hanife Yıldız, Eren Keskin, Gülseren Yoleri, Mikail Kırbayır, Besna Tosun, İkbal Eren, Hüseyin Ocak, Hasan Karakoç, Ali Ocak, Oya Ersoy, Ümit Efe, Leman Yurtsever, Hünkar Yurtsever, Gülendam Özdemir, İsmail Yücel, Cüneyt Yılmaz, Davut Arslan, Begali Kurnaz, Koray Löker, Taylan Bekin, Deniz Aytaç, Hatice Onaran, Seyit Doğan, Emine Dayıoğlu und Aslı Takanay.