Die Istanbuler Samstagsmütter haben in der 959. Woche ihre Aktion fortgesetzt, mit der sie nach dem Schicksal ihrer in staatlichem Gewahrsam verschwundenen Angehörigen fragen und eine Bestrafung der Täter fordern. Trotz eines gegenteiligen Urteils des türkischen Verfassungsgerichts wurde auch heute die Polizeiblockade auf dem Galatasaray-Platz nicht aufgehoben. Rund zwanzig Mitglieder der Initiative und Unterstützende wurden festgenommen.
Die Polizei kesselte zwei Gruppen auf der Einkaufsmeile Istiklal Caddesi ein. Zunächst wurden die CHP-Abgeordneten Sezgin Tanrıkulu, Gökçe Gökçen, Türkan Elçi und Suat Özçağdaş zusammen mit Mitgliedern der Gesellschaftlichen Freiheitspartei (TÖP) von Sicherheitskräften eingekreist und daran gehindert, auf den Galatasaray-Platz zu ziehen.
Daran anschließend wurde die nächste Gruppe, in der sich neben Angehörigen von Verschwundenen auch die IHD-Vorsitzende Eren Keskin, die Menschenrechtlerin Gülseren Yoleri, die TIHV-Vertreterin Ümit Efe und der ehemalige HDP-Abgeordnete Musa Piroğlu befanden, von der Polizei umzingelt und mit Handschellen auf dem Rücken abgeführt. Mehrere Journalist:innen wurden von der Polizei zurückgedrängt und an ihrer Arbeit gehindert.
Anzeigen wegen Nichtbefolgens behördlicher Anordnungen
Die rund zwanzig Festgenommenen, unter denen auch zwei Passant:innen sind, die gegen die Polizeimaßnahme protestierten, erwartet nun eine Anzeige wegen Nichtbefolgens behördlicher Anordnungen.