Der im E-Typ-Gefängnis in Sêrt (Siirt) inhaftierte politische Gefangene Mahmut Temel berichtete per Telefon seiner Schwester Kumri Alağaş über die Zustände in der Vollzugsanstalt. Temel erklärte, dass es im Gefängnis kaum Maßnahmen gegen das Coronavirus gebe und die Rechtsverletzungen von Tag zu Tag zunähmen. Er übermittelte seiner Schwester folgendes: „Vor zwei Wochen erlitt ich zwei Herzspasmen. Ich wurde einmal ins Krankenhaus gebracht. Im Moment geht es mir aber besser. Doch wir haben Probleme bei der Trinkwasserversorgung. Gegen das Coronavirus wird hier nichts unternommen; sie geben uns nichts zum Reinigen oder zur Hygiene. Wir wollten die notwendigen Dinge dann von unserem Geld kaufen, aber dies akzeptieren sie nicht. Nichts in dem Gefängnis wurde desinfiziert. Sie haben gegen uns Disziplinarmaßnahmen eingeleitet, weil wir über die Rechtsverletzungen gesprochen haben. Sie bringen uns weder ins Krankenhaus noch zum Arzt. Wir befinden uns mit 13 Personen in einer Zelle und sind dem Tod ausgeliefert.“
Seine Schwester Kumri Alağaş erläutert, dass ihr Bruder bereits vor vier Jahren aufgrund der Haftbedingungen einen Herzinfarkt erlitten hat. Als sie die Gefängnisleitung wegen der Herzspasmen ihres Bruders anrief, erklärte diese: „So etwas ist nicht der Fall. Wenn es so wäre, dann wäre er im Krankenhaus. All unseren Gefangenen geht es im Moment gut und es gibt keine Probleme.“ Kumri Alağaş ist besorgt über die Situation der Gefangenen: „Sie lassen verurteilte Straftäter raus, aber Menschen ohne Schuld bleiben in Haft. Die Erklärung des Justizministeriums entspricht nicht der Wahrheit. Der Staat macht gar nichts und überlässt die Gefangenen dem Tod. Es müssen Maßnahmen gegen Corona getroffen und die politischen Gefangenen freigelassen werden.“