Gedenken an das Pogrom von Sivas

In Berlin und Zürich versammelten sich Menschen, um der Opfer des Pogroms von Sivas, bei dem 33 alevitische Kunstschaffende und Intellektuelle von einem faschistischen Mob ermordet wurden, zu gedenken.

„Kein Vergessen!“

Am 2. Juli 1993 verbrannte ein faschistischer und islamistischer Mob 33 alevitische Intellektuelle und Künstler:innen und zwei Angestellte im Madımak-Hotel in Sêwaz (tr. Sivas). Anlässlich des 31. Jahrestags des Pogroms fanden unter anderem in Berlin und Zürich Gedenkveranstaltungen statt.

Demonstration in Berlin: „Selbstverteidigung aufbauen“


Dem Aufruf des Frauenrates Dest-Dan, des kurdischen Volksrats (Nav-Berlin), der Demokratischen Alevitischen Föderation (FEDA), der Demokratischen Alevitischen Frauenunion und des Êzîdischen Frauenrats Berlin folgend, versammelten sich viele Kurd:innen, Türk:innen und Freund:innen des kurdischen Volkes, um an die Ermordeten von Sivas zu erinnern. Auf eine Schweigeminute folgten Redebeiträge.

Im Namen des Êzîdischen Frauenrats Berlin erklärte Nurê Alkış: „Alle, die den alten Glauben des Alevitentums vertreten, befinden sich im Visier der reaktionären, radikalen Islamisten. Seit dem Massaker im Madımak-Hotel im Jahr '93 sind 31 Jahre vergangen. Aber die Massaker haben nicht aufgehört. Auch das kurdische Volk wird aufgrund seiner Überzeugungen und seines Glaubens verfolgt. Der 74. Ferman [der IS-Genozid] an den Ezid:innen stellt eine Fortsetzung dieser Massaker dar. Aus diesem Grund müssen wir unsere Selbstverteidigung gegen die Massaker stets weiterentwickeln.“

Sadık Almakça, der 30 Jahre als politischer Gefangener in türkischen Gefängnissen inhaftiert war, erklärte: „33 Menschen wurden in Sivas bei lebendigem Leib verbrannt. Unsere ermordeten Intellektuellen waren die Laute, das Wort, die Literatur und die Kultur dieses Landes. Das Massaker an diesen Menschen war ein Massaker an der Kultur des Landes. Die Täter waren die Söldner des damaligen Regimes. Das Massaker wurde vom damaligen Generalstabschef, dem Ministerpräsidenten, dem Präsidenten und dem Polizeichef geplant und durchgeführt; mit anderen Worten, es war der Geist des Staates, der dahinter stand. Mit diesem Massaker wollten sie die Stimmen der linken, sozialistischen und demokratischen Kreise zum Schweigen bringen. Aber angesichts des Kampfes der kurdischen Freiheitsbewegung sind sie gescheitert.“

Zürich: „Die Mörder werden weiter töten, aber es gibt Widerstand“

In Zürich veranstalteten die alevitischen Vereine aus Winterthur und Zürich eine gemeinsame Kundgebung. Erkan Çakmak, Vorstandsmitglied des Zürcher Alevitischen Vereins, äußerte sich wie folgt: „Sivas war der Ort, an dem vor 31 Jahren wunderbare Menschen zu den Pir-Sultan-Feierlichkeiten zusammenkamen. Die Faschisten taten das, was sie immer wieder tun. Sie verbrannten und ermordeten uns. Massaker sind für uns nichts Neues. Kurden, Aleviten, Armenier, kurzum, die Völker der Türkei haben das schon oft erlebt. Wir haben Çorum, Maraş, Gezi, Gazi, Roboskî erlebt. Sie haben Hrant Dink auf offener Straße ermordet. Diese Faschisten haben Tahir Elçi ermordet. Was wir hier jedes Jahr tun wollen, ist zuallererst, unserer Gefallenen zu gedenken und gemeinsam zu verhindern, dass sich diese Massaker wiederholen. Die Mörder werden weiterhin Menschen töten, aber es gibt Menschen, die sich sowohl hier als auch in der Türkei wehren. Auch wir werden weiterhin Widerstand leisten und existieren. Hier seht ihr, wie unsere Kinder die Saz spielen. Sie sind der Stolz dieses Volkes. Obwohl sie in Europa sind, leben sie ihre Kultur weiter. Wir haben dieses Massaker nicht vergessen und wir werden nicht zulassen, dass es vergessen wird.“

Nach der Verlesung einer gemeinsamen Erklärung wurde eine Rede im Namen der Vereinigten Revolutionären Bewegung der Völker (HBDH) gehalten. In der Rede wurde auf die enge Verbindung der Alevit:innen und der kurdischen Revolution hingewiesen und immer wieder die Parole gerufen „Sivas wird nicht vergessen“.