Sivas: Verbrechen gegen die Menschlichkeit verjähren nicht

31 Jahre nach dem Massaker bei einer alevitischen Kulturveranstaltung in Sivas haben Tausende Menschen der Todesopfer gedacht und eine Bestrafung der Täter gefordert. Verbrechen gegen die Menschlichkeit verjähren nicht.

Pogrom gegen Alevit:innen

Am 31. Jahrestag des Pogroms von Sivas (ku. Sêwaz) haben Tausende Menschen der Todesopfer gedacht und eine Bestrafung der Täter gefordert. An dem Gedenkmarsch des Kulturvereins Pir Sultan Abdal (PSAKD) und der Alevitischen Bektaşi-Föderation (ABF) in Sivas nahmen unter anderem die Vorsitzenden der Parteien DEM, DBP, CHP, EMEP und TIP teil. Auf der Demonstration zum Hotel Madımak, das am 2. Juli 1993 während einer alevitischen Kulturveranstaltung von einem islamistischen Mob angezündet worden war, wurden Bilder der Toten mitgetragen und ihre Namen einzeln genannt. Nach jedem verlesenen Namen antworteten die Teilnehmenden mit dem Ruf „... lebt!“. Durch den Brand kamen 35 Menschen ums Leben, darunter zwei Hotelangestellte. Die im Madımak logierenden Gäste waren überwiegend alevitische Dichter:innen, Denker:innen, Sänger:innen und Folkloretänzer:innen, aber auch kritische Intellektuelle anderer Konfessionen.

Özel: Damit das Massker nicht in Vergessenheit gerät

Der CHP-Vorsitzende Özgür Özel sagte in einer Ansprache, es gebe zwei Forderungen, damit das Massaker nicht in Vergessenheit gerate: Zum einen solle das Hotel als Gedenkort zu einem „Museum der Schande“ gemacht werden, zum anderen müsse der Vorfall als Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestuft und damit zu einer unverjährbaren Straftat erklärt werden. Özel erklärte, er hoffe auf eine entsprechende Gerichtsentscheidung.

Bakırhan: Kein Massaker darf straffrei bleiben


Ähnlich äußerte sich auch Tuncer Bakırhan, Ko-Vorsitzender der DEM-Partei. „Was hier stattgefunden hat, war angekündigter Mord“, erklärte Bakırhan. Nur wenige der Tatbeteiligten seien vor Gericht gestellt und Verurteilte schließlich vom Präsidenten der Türkei amnestiert worden. Bakırhan betonte, das Pogrom sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewesen und müsse geahndet werden: „Wir werden gemeinsam weiter dafür kämpfen, dass die wahren Verantwortlichen offengelegt werden. Straffreiheit darf es für kein Massaker in diesem Land geben. Ich möchte erneut zum Ausdruck bringen, dass wir den Schmerz unserer alevitischen und kurdischen Bürgerinnen und Bürger teilen und in ihrem Kampf an ihrer Seite stehen.“

Nach weiteren Ansprachen wurden Nelken vor dem Hotel niedergelegt.

Foto: MA