In einer gemeinsamen Erklärung haben NAV-DEM (Demokratisches Gesellschaftszentrum der Kurdinnen und Kurden in Deutschland) und der Verband der Frauen aus Kurdistan in Deutschland (YJK-E) ihre Schwerpunkte zum 1. Mai dargelegt:
„Der 1. Mai ist traditionell der Tag, an dem die Arbeiter*innen gegen ihre Ausbeutung durch das kapitalistische System auf die Straße gehen. Gleichzeitig stellt dieser Tag für uns eine Forderung nach Frauenbefreiung, Frieden und Gerechtigkeit als Grundlage einer freien Gesellschaft dar“, heißt es in der Erklärung:
„Die Kriege, die momentan überall auf der Welt geführt werden, treiben die Profite kapitalistischer Kriegskonzerne weiterhin in undenkbare Höhen, während Millionen von Menschen in Armut und Arbeitslosigkeit ihrer Würde beraubt werden. Als einer der größten Waffenexporteure der Welt spielt Deutschland hierbei eine große Rolle. Während einerseits deutsche Waffen an despotische Regierungen verkauft werden, wo sie dann gegen regimekritische Demonstrant*innen eingesetzt werden, wird seit Jahren in Europa gleichzeitig eine rechte Politik gegen Migrant*innen und Flüchtlinge geführt.
Überall Grund zur Hoffnung
Der Kapitalismus organisiert sich heute vor allem durch den Nationalstaat – ein Mechanismus, der im Namen des Nationalismus die Völker und Gesellschaften gegeneinander aufhetzt und immer wieder den Faschismus bestärkt. Wir können die sogenannte Flüchtlingskrise, die von rechten Bewegungen und Strömungen für faschistische Zwecke instrumentalisiert wird, nicht gesondert vom Kriegskapitalismus betrachten.
Doch trotz der scheinbar unbesiegbaren Macht des kapitalistischen Systems gibt es überall Grund zur Hoffnung. Immer intensiver werden radikaldemokratische, antifaschistische und feministische Alternativen auf internationaler Ebene in verschiedenen Zusammenhängen und Foren diskutiert und auf der Straße erkämpft.
Von Brasilien nach Frankreich, von Algerien nach Kurdistan, vom Sudan nach Indien – es sind nicht die Staaten mit ihren politischen und wirtschaftlichen Kalkulationen, sondern die Teile der Gesellschaft, die am meisten von der kapitalistischen Ordnung betroffen sind, allen voran Frauen, die sich heute für Werte wie Demokratie, Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden und Gleichberechtigung einsetzen.
International und konsequent gegen Klimawandel
In der Forderung nach einer gerechten, nachhaltigen und lebendigen Welt steht heute auch vor allem die Jugend an vorderster Front. Während kapitalistische Konzerne und Staaten weiterhin nach Märkten, Gebieten und Ressourcen suchen, die sie ausbeuten können, um immer höhere Profite zu schlagen und dabei das Leben auf der Erde teilweise für immer zerstören, sind es Kinder und Jugendliche, die heute die Folgen der krebsartigen Wirtschaftsinteressen erkennen und sich international und konsequent gegen Klimawandel und ökologische Katastrophen organisieren.
IS durch organisierte Hoffnung besiegt
Die Revolution in Rojava stellt ein Zentrum für den Aufbau einer freiheitlichen, antikapitalistischen Gesellschaft dar. Es war die organisierte Hoffnung in eine demokratische Zukunft, die im Hier und Jetzt durch basisdemokratische Strukturen aufgebaut wird, die es der Bevölkerung vor Ort ermöglicht hat, die territoriale Herrschaft des sogenannten Islamischen Staates zu besiegen. Vor 200 Jahren begann die Arbeiterbewegung sich für das Ideal einer freien Gesellschaft zu organisieren.
Während sich deutsche Sozialist*innen, Feminist*innen und Demokrat*innen, Jugendliche, Frauen und Arbeiter*innen, Gewerkschaften, Vereinigungen und linke Parteien von Anfang an mit dem Kampf der Revolution in Rojava gegen den Faschismus des sogenannten Islamischen Staates solidarisiert und teilweise Schulter an Schulter mit der Bevölkerung vor Ort gegen diese extremistischen Vergewaltigertruppen gekämpft haben, versuchen die kapitalistischen Staaten, unter anderem die Bundesregierung Deutschland, diese Errungenschaften für sich zu vereinnahmen. Die Kriminalisierung der kurdischen Freiheitsbewegung in Deutschland ist ein Mittel, die freiheitlichen Aufbrüche im globalen Süden, die die heutigen progressiven und revolutionären Kräfte international darstellen, unsichtbar zu machen.
Kämpfe bündeln, gemeinsame Werte verteidigen
Wir sehen also, dass die kapitalistische Mentalität unsere Errungenschaften immer wieder vereinnahmen wird, wenn wir unsere gemeinsamen Kämpfe nicht bündeln und somit eine Front gegen antidemokratische Übergriffe auf unsere Werte und Gemeinschaften bilden. Der Kapitalismus beruht auf Ausbeutung, Konkurrenz und Zerstörung und verfolgt eine „Teile-und-Herrsche“ Logik, die Teile der Gesellschaft gegeneinander aufhetzt, um von den grundsätzlichen Problemen abzulenken.
An diesem 1. Mai müssen wir, als revolutionäre, feministische, ökologische, demokratische und progressive Gruppen, unsere Kräfte vereinen und einen gemeinsamen Kampf gegen dieses mörderische System führen! Es lebe unser gemeinsamer Kampf gegen den Kapitalismus! Es lebe der 1. Mai, Bijî 1 ê Gulanê!“