Um auf den Kampf für Frauenbefreiung, Basisdemokratie und Ökologie in Nord- und Ostsyrien und deren Bedrohung durch die Türkei aufmerksam zu machen, findet seit Sonntag die „Internationale Woche der Solidarität und des Widerstandes“ statt. Initiiert wurde das Projekt von der Kampagne Riseup4Rojava, ein Zusammenschluss politischer Gruppen und Organisation aus mehr als sieben Ländern, die die Aktionen koordiniert.
Mit der Aktionswoche verurteilt die Kampagne die Zusammenarbeit der Bundesrepublik mit der Türkei, die ausgerüstet mit deutschen Waffen in Nord- und Ostsyrien beziehungsweise Rojava und anderen Teilen Kurdistans einen humanistischen, ökologischen und demokratischen Gesellschaftsentwurf bedroht und bekämpft. Mit der Aktionswoche verbunden sind die Forderungen eines sofortigen Endes jeder militärischen, politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit der Türkei, eine Aufhebung des PKK-Verbots, die Freiheit von Abdullah Öcalan und die vollständige diplomatische Anerkennung der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien.
In Deutschland begann die Aktionswoche mit einem kraftvollen Auftakt zum Welt-Kobanê-Tag. Dieser wird als Jahrestag des Widerstands gegen den Islamischen Staat (IS) in der Stadt Kobanê im Jahr 2014 – inzwischen zum siebten Mal - begangen. In den Städten Berlin, Hamburg, Dresden, Nürnberg, Köln, Tübingen, Bielefeld, Heilbronn und Freiburg fanden am 1. November Kundgebungen und Demonstrationen statt. In Dresden wurde eine Aktion mit Straßenschild-Veränderungen in der Innenstadt durchgeführt. Alle Namensgeber*innen waren Teil der basisdemokratischen Revolution in Nord- und Ostsyrien und ließen dort ihr Leben.
Außerdem solidarisieren sich die beteiligten Kampagnen der Aktionswoche auch mit den Protesten der armenischen Gemeinschaften, die sich für ein Ende des durch die Türkei maßgeblich unterstützten und weiter andauernden Angriffskrieges auf die Republik Arzach (Bergkarabach) aussprechen.
Lisa Schelm, die Pressesprecherin von Riseup4Rojava, bewertet den Start der Aktionswoche als durchweg positiv: „In Deutschland als auch international haben wir ein Zeichen gegen den türkischen Faschismus gesetzt. In den nächsten Tagen werden wir durch Blockaden und weiteren kreativen Aktionen unserem Anliegen Nachdruck verleihen.“ Schelm hebt die Bedeutung der Aktionswoche insbesondere auch in der Zeit der Pandemie heraus: „Der türkische Staat und seine dschihadistischen Verbündeten nehmen keine Rücksichtig auf die humanitäre Situation. Gerade in den letzten Wochen ist es vermehrt zu Angriffen auf Nordsyrien gekommen. Neben den physischen Neuangriffen gehen die Menschenrechtsverletzungen in den besetzten Gebieten weiter. Die Regierungen schweigen dazu oder unterstützen das Regime in Ankara. Gerade deswegen wollen wir an allen Orten gemeinsam Widerstand leisten.“
Die Aktionswoche geht noch bis zum 8. November. Eine Übersicht der kommenden Tage sieht wie folgt aus:
Dienstag, 3. November: Revolutionäre Kampfe weltweit
Weltweit finden gerade bedeutende soziale Umbrüche statt. Damit wir diese verstehen, kennenlernen und unsere Perspektiven erweitern, wollen wir uns am Dienstag mit revolutionären Kämpfen weltweit beschäftigen. Hierbei können gemeinsame Veranstaltungen oder Aktionen mit weiteren Gruppen organisiert werden.
Mittwoch, 4. November: Frauenbefreiung
Die Revolution in Rojava ist eine Frauenrevolution. Gemeinsam wollen wir am Mittwoch auf patriarchale Angriffe in Kurdistan und auf der ganzen Welt aufmerksam machen und über die Errungenschaften der kurdischen Frauenbewegung informieren. Dies kann durch Platzgestaltungen, Informationsveranstaltungen oder auch feministische Blockaden geschehen.
Donnerstag, 5. November: Verantwortliche besuchen (go ins)
Am Donnerstag wollen wir die Verantwortlichen, die entweder Geschäfte mit dem türkischen Faschismus machen oder ihm diplomatisch Rückendeckung geben, aufsuchen. An ihren Händen klebt Blut und wir werden sie nicht in Ruhe lassen. Hier bietet sich auch an, über Firmen zu recherchieren und Informationen vor den Filialen, Büros, etc. zu plakatieren, zu flyern.
Freitag, 6. November: Fokus Ökologie
Einer der Grundpfeiler des Demokratischen Konföderalismus ist Ökologie. In der Phase der Besatzungsoperation der Türkei im letzten Herbst gab es eine breite Welle der Solidarität aus der Klimagerechtigkeitsbewegung und von Ortsgruppen von Fridays For Future. Lasst uns wieder gemeinsam auf die Straße gehen, Flashmobs oder Blockaden organisieren.
Samstag, 7. November: Antifaschismus
Eines der formulierten Ziele von Riseup4Rojava ist der Aufbau einer internationalistischen antifaschistischen Front. Was bedeutet das für uns? Was verstehen wir unter Faschismus und wie hängen türkischer und deutscher Faschismus historisch zusammen? Wie können wir den Kampf gegen den Faschismus weltweit verbinden? Mögliche Formen können Widerstandsspaziergänge, Veranstaltungen wie Lesungen oder Erfahrungsberichte, Demonstrationen etc. sein.
Sonntag, 8. November: Gedenken
Viele Freund*innen haben ihr Leben gelassen für die Verteidigung der Revolution. Am letzten Tag der Woche der Solidarität wollen wir ihrer gedenken. Die Woche der Solidarität und Aktion, unser Kampf, ist auch ihr Kampf und durch den Kampf leben sie weiter. Aber auch im Bezug auf den 9. November wollen wir allen Opfern von faschistischer und rassistischer Gewalt gedenken. Hängt Bilder im Stadtbild auf, stellt gefallene Revolutionär*innen und Widerstandskämpfer*innen vor, macht Veranstaltungen und zeigt, dass die Kämpfe in uns weiterleben. Weitere Informationen unter https://riseup4rojava.org/de/startseite/