RiseUp4Rojava: Heraus zur internationalen Aktionswoche

Die Kampagne #RiseUp4Rojava ruft zur „Internationalen Woche der Solidarität und des Widerstandes“ vom 1. bis zum 8. November auf. Die Woche wird mit Aktionen rund um den Welt-Kobanê-Tag eingeleitet.

Am 1. November 2014 nahmen sich Millionen von Menschen auf der ganzen Welt die Straßen, um ihre Solidarität mit dem heldenhaften Widerstand von Kobanê zum Ausdruck zu bringen. Millionen Frauen und Männer, Alte und Junge, fortschrittliche Menschen unterschiedlichster politischer Coleur, standen vereint in ihrer Unterschiedlichkeit entschlossen an der Seite der Menschen Rojavas und bezeugten ihre Unterstützung im Kampf gegen die Barbarei der Mörderbanden des Islamischen Staates. Die Welt hielt den Atem an und verfolgte gebannt, wie die Kämpfer*innen der Frauen- und Volksverteidigungseinheiten YPJ und YPG sich der Dunkelheit in den Weg stellten und Haus für Haus, Straße um Straße, in Kobanê die Menschlichkeit verteidigten.

Mit dem Widerstand von Kobanê, der zum Anfang des Endes des selbsternannten Kalifats werden sollte, begann auch eine globale Bewegung der Solidarität, des Widerstandes und des gemeinsamen Kampfes zu wachsen, die sich heute über alle Grenzen hinweg organisiert und ihre Hoffnung verteidigt. Die Revolution von Rojava wurde zur Hoffnung und Inspiration für Menschen und Kämpfe weltweit, denn damals wie heute wird in Rojava mehr verteidigt, als nur das Land, die Städte und die Dörfer. Mit der Autonomen Selbstverwaltung schufen die Gesellschaften Nordsyriens ein lebendiges Beispiel für eine freie und demokratische Zukunft des Mittleren Ostens, jenseits von lokaler Despotie und ausländischer Fremdbestimmung. Auf Basis des gleichberechtigtem Zusammenlebens aller ansässigen Bevölkerungsgruppen, der Befreiung der Frau, einer ökologischen und bedarfsorientieren Lebens- und Wirtschaftsweise und einer beispiellosen Form radikaler Demokratie, erblüht im Norden Syriens inmitten des Chaos, der Zerstörung und der Leiden des Krieges ein alternatives System zur Lösung der Krise.

Mit ihren radikalen Ansätzen zur Lösung bestehender gesellschaftlicher Probleme strahlt die Revolution von Rojava heute schon weit über die Grenzen des Mittleren Ostens hinaus. In einer Zeit, in der Menschen auf der ganzen Welt nach neuen Lösungen und einem Ausweg aus dem Abgrund, in den das kapitalistische System die Menschheit gesteuert hat, suchen, erbringen die Menschen in Nordostsyrien ganz praktische Antworten auf die großen Menschheitsfragen unseres Zeitalters.

Ob gegen Feminzid und Gewalt an Frauen, um der andauernden Zerstörung und grenzenlosen Ausplünderung unserer natürlichen Umwelt Einhalt zu gebieten, gegen staatliche Morde und rassistische Polizeigewalt oder um den globalen Vormarsch des Faschismus aufzuhalten – überall auf der Welt strömen Menschen zu Hundertausenden, zu Millionen auf die Straßen und verleihen ihrer Wut und ihrer Unzufriedenheit Ausdruck. An allen Enden dieser Welt regt sich der Widerstand gegen ein System, das die Menschheit und die Natur schon vielzulange unter seinem Joch gefangen hält. Die Revolution in Rojava/Nordostsyrien erhält vor diesem Hintergrund erst ihre wirkliche Bedeutung. Trotz aller Widrigkeiten und Hindernisse, im Krieg und zu Zeiten der Corona-Pandemie, bauen die Menschen dort Tag für Tag an ihrer eigenen Alternative und erbringen den praktischen Beweis dafür, dass eine andere Welt möglich ist. Ein Leben jenseits von staatlicher Unterdrückung und kapitalistischer Ausbeutung, selbstverwaltet und frei, wird schon heute Stück für Stück lebendige Realität. Damit verkörpert die Revolution von Rojava in Nordsyrien die Hoffnung auf ein würdevolles, gerechtes und freies Leben im 21. Jahrhundert.    

Kurdistan – Krieg und Widerstand

Doch den Herrschenden der Region und den imperialistischen Mächten, die den Mittleren Osten nach ihren Interessen neu zu gestalten versuchen, ist die Selbstverwaltung der Völker ein Dorn im Auge. Mit einem Embargo von allen Seiten und politischer, diplomatischer Ausgrenzung sowie einem breiten Konzept der psychologischen Kriegsführung wird gezielt versucht, die befreiten Gebiete und die Bewegung in die Krise zu stürzen und sie ihrer Selbstständigkeit zu berauben. Der faschistische türkische Staat unter der Führung des Diktators Erdogan greift die Revolution in Kurdistan, ob in der Türkei, in Syrien oder im Irak, mit aller Härte und Brutalität an. Seit 2016 ist die türkische Besatzungsarmee gemeinsam mit ihren islamistischen Verbündeten mehrfach in die befreiten Gebiete vorgestoßen und hält seitdem große Teile des Norden Syriens von Efrîn bis nach Serêkaniyê besetzt. Doch bleiben die Angriffe des türkischen Faschismus nicht auf Nordsyrien begrenzt. Wo immer in der Region die Menschen danach streben, sich ein freies Leben unter eigener Führung aufzubauen, dort schlägt das Regime in Ankara zu.

Auch im Norden des Iraks, in Südkurdistan, versuchen die türkischen Besatzer seit langen Jahren Fuß zu fassen und begannen zuletzt im Juni diesen Jahres mit einem großangelegten Angriff gegen die Region Heftanin. Guerillakräfte der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) leisten seitdem einen erbitterten Widerstand, um den Invasoren Einhalt zu gebieten und die Gebiete Südkurdistans zu verteidigen. Auch das selbstorganisierte Flüchtlingslager Mexmûr im Nordirak und das Shengal-Gebirge, wo das ezidische Volk seit der Befreiung von den Schergen des Islamischen Staates das eigene Leben in die eigenen Hände genommen und eine Selbstverwaltung nach dem Vorbild Nordostsyriens errichtet hat, werden nahezu wöchentlich zum Ziel türkischer Luftangriffe. Das Ziel des faschistischen türkischen Staates ist nicht die Besatzung einer einzelnen Region, sondern die Vernichtung der Revolution und das Zerschlagen der Hoffnung auf Freiheit. 

Der türkische Faschismus ist eine globale Bedrohung - er muss global bekämpft werden 

Der Besatzungskrieg, den sie unter dem scheinheiligen Namen des „Kampfes gegen den Terrorismus” gegen die Völker der Region entfesselt haben, wäre undenkbar ohne die politische, wirtschaftliche und militärische Unterstützung, die die türkische Republik von ihren Partnern, von der NATO bis hin zur Russischen Föderation, erhält. Ohne die Unterstützung von außen, den Milliarden finanzieller Unterstützung aus der Europäischen Union, ohne die Waffensysteme aus Deutschland, Italien, den USA und vielen anderen Ländern, sowie ohne die politische Legitimation, die der türkische Faschismus von seinen Verbündeten erhält, wäre dieses Regime schon lange gefallen. Türkei, Kurdistan, Syrien, Irak, Libyen, Mittelmeer und andernorts – es ist das selbe Bild: Das faschistische System, das heute nicht nur das kurdische Volk und die Völker der Türkei in Gefangenschaft hält, sondern zunehmend zu einer Bedrohung für die gesamte Region geworden ist, wird nur durch weltweite Unterstützung am Leben erhalten und muss deshalb auch international bekämpft werden.

Die Hintermänner und Unterstützer des Krieges gegen die Revolution, diejenigen, die sich an ihren Massakern und Gräueltaten bereichern und diejenigen, die ihre Überfälle legitimieren, sitzen im sicheren Hinterland und profitieren vom Morden. Es ist Zeit, die Verantwortlichen beim Namen zu nennen und zur Rechenschaft zu ziehen.

Weltweit für eine bessere Zukunft: Rise Up Against Fascism

Wir werden nicht länger zusehen, wie versucht wird, unsere Hoffnung zu ersticken, und rufen zwischen dem 1. und 8. November zu einer Woche des internationalen Widerstandes auf. Wir wissen, dass der Kampf gegen den Faschismus und für eine andere Welt nur vereint zum Sieg geführt werden kann.

Lasst uns gemeinsam unserer Solidarität mit den kämpfenden Menschen Rojavas Ausdruck verleihen und am 1. November, dem Welt-Kobanê-Tag, auf die Straße gehen! Lasst uns gemeinsam vom 2. bis 5. November die Kämpfe und Ziele, die uns vereinen und global bewegen, hervorheben und das gemeinsame Bündnis in unserer Unterschiedlichkeit stärken. Lasst uns gemeinsam vom 6. bis 8. November dezentral die Orte der internationalen Zusammenarbeit und Unterstützung des türkischen Staates stören – blockieren – besetzen.

Deshalb rufen wir auf zu einer Woche der Solidarität, zu einer Woche der Stärkung des antifaschistischen Kampfes global, zu einer Woche des zivilen Ungehorsams gegen faschistische Herrschaft, kapitalistische Ausbeutung und imperialistische Verwüstung unserer Lebensgrundlagen.


Es folgt eine Übersicht der Tage:

Sonntag, 1. November: Demos und Events mit dem Fokus auf Errungenschaften der Revolution

In der Tradition des Welt-Kobanê-Tages lassen sich in vielen Städten gemeinsam mit der kurdischen Community Demonstrationen organisieren. Ein Hauptthema wird an diesem Tag auch die Isolation Abdullah Öcalans und die Kriminalisierung der kurdischen Bewegung in Deutschland sein. Lasst uns daher Öcalans Ideen und Errungenschaften der Revolution auf kreative Art und Weise auf die Straße bringen.

Montag, 2. November: Kriegsmaschinerie angreifen

Deutsche Waffen morden weltweit, aus diesem Grund müssen wir unserer Verantwortung gerecht werden und wollen den Montag dazu nutzen, um die Kriegsmaschinerie (Firmen, Büros, Fabriken,...) zu blockieren, besetzen oder über die Verstrickung von deutschen Konzernen mit dem türkischen Faschismus informieren. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Falls ihr Unterstützung bei Informationsveranstaltungen braucht, könnt ihr euch gerne an uns wenden. Informationen über deutsche Firmen, die gemeinsam mit der Türkei arbeiten, findet ihr hier:

Dienstag, 3. November: Revolutionäre Kampfe weltweit

Weltweit finden gerade bedeutende soziale Umbrüche statt. Damit wir diese verstehen, kennenlernen und unsere Perspektiven erweitern, wollen wir uns am Dienstag mit revolutionären Kämpfen weltweit beschäftigen. Hierbei können gemeinsame Veranstaltungen oder Aktionen mit weiteren Gruppen organisiert werden.

Mittwoch, 4. November: Frauenbefreiung

Die Revolution in Rojava ist eine Frauenrevolution. Gemeinsam wollen wir am Mittwoch auf patriarchale Angriffe in Kurdistan und auf der ganzen Welt aufmerksam machen und über die Errungenschaften der kurdischen Frauenbewegung informieren. Dies kann durch Platzgestaltungen, Informationsveranstaltungen oder auch feministische Blockaden geschehen.

Donnerstag, 5. November: Verantwortliche besuchen (go ins)

Am Donnerstag wollen wir die Verantwortlichen, die entweder Geschäfte mit dem türkischen Faschismus machen oder ihm diplomatisch Rückendeckung geben, aufsuchen. An ihren Händen klebt Blut und wir werden sie nicht in Ruhe lassen. Hier bietet sich auch an, über Firmen zu recherchieren und Informationen vor den Filialen, Büros, etc. zu plakatieren, zu flyern.

Freitag, 6. November: Fokus Ökologie

Einer der Grundpfeiler des Demokratischen Konföderalismus ist Ökologie. In der Phase der Besatzungsoperation der Türkei im letzten Herbst gab es eine breite Welle der Solidarität aus der Klimagerechtigkeitsbewegung und von Ortsgruppen von Fridays For Future. Lasst uns wieder gemeinsam auf die Straße gehen, Flashmobs oder Blockaden organisieren.

Samstag, 7. November: Antifaschismus

Eines der formulierten Ziele von Riseup4Rojava ist der Aufbau einer internationalistischen antifaschistischen Front. Was bedeutet das für uns? Was verstehen wir unter Faschismus und wie hängen türkischer und deutscher Faschismus historisch zusammen? Wie können wir den Kampf gegen den Faschismus weltweit verbinden? Mögliche Formen können Widerstandsspaziergänge, Veranstaltungen wie Lesungen oder Erfahrungsberichte, Demonstrationen etc. sein.

Sonntag, 8. November: Gedenken

Viele Freund*innen haben ihr Leben gelassen für die Verteidigung der Revolution. Am letzten Tag der Woche der Solidarität wollen wir ihrer gedenken. Die Woche der Solidarität und Aktion, unser Kampf, ist auch ihr Kampf und durch den Kampf leben sie weiter. Aber auch im Bezug auf den 9. November wollen wir allen Opfern von faschistischer und rassistischer Gewalt gedenken. Hängt Bilder im Stadtbild auf, stellt gefallene Revolutionär*innen und Widerstandskämpfer*innen vor, macht Veranstaltungen und zeigt, dass die Kämpfe in uns weiterleben. Weitere Informationen unter https://riseup4rojava.org/de/startseite/