Während in der türkischen Mittelmeerprovinz Muğla gegen die Abholzung des Akbelen-Waldes für den Braunkohleabbau gekämpft wird, werden Wälder in Kurdistan systematisch von der Armee zerstört. Im Cûdî-Gebirge in der kurdischen Provinz Şirnex (tr. Şırnak) sind Waldflächen von Soldaten angezündet worden, das Militär verhindert zivile Löscharbeiten. Der Jugendrat der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in Riha (Urfa) hat am Freitag mit einer Demonstration auf die brennenden Wälder am Berg Cûdî aufmerksam gemacht und erklärt, dass der türkische Staat in Kurdistan einen Krieg gegen Natur, Mensch, Tier und Ökosystem führt. Hierbei gehe es nicht nur um die Ausbeutung und Zerstörung der Natur, sondern um die Entvölkerung der kurdischen Gebiete.
Demonstration in Riha: „Wacht auf, Cûdî brennt!“
Auch der kurdische Europaverband KCDK-E (Kongress der Demokratischen Gesellschaften Kurdistans in Europa) ruft zur Verteidigung der Wälder in Kurdistan und der Türkei auf. In der am Freitag veröffentlichten Erklärung des Ökologie-Ausschusses im KCDK-E wird darauf hingewiesen, dass die Naturzerstörung in der Türkei für den Profit von Konzernen stattfindet, während in Kurdistan der Krieg gegen die Bevölkerung im Vordergrund steht.
„Die faschistische AKP/MHP-Regierung öffnet natürliche Lebensräume für die Plünderung und Ausbeutung von Energie- und Bauunternehmen und fährt fort, Wälder zu verbrennen und abzuholzen. Die Natur in Kurdistan und der Türkei wird für die Profitgier von Konzernen unbewohnbar gemacht. Die faschistische Regierung verwandelt Lebensräume in eine Hölle, indem sie sich das Land und das Wasser, das wir trinken, aneignet“, erklärt der Ökologie-Ausschuss. Der Widerstand von Anwohner:innen und Aktivist:innen im Akbelen-Wald im Bezirk Milas in Muğla gehe mit großer Entschlossenheit weiter, obwohl der Staat die Rodung mit einem Großaufgebot an Polizei und Militär durchzusetzen versuche. Die Transparente „Wir werden jeden Baum einzeln verteidigen“ spiegelten diese Entschlossenheit wider.
„Gleichzeitig brennt der Staat die Wälder in Cûdî in Kurdistan nieder und lässt kein Eingreifen bei Waldbränden zu. Die Waldbrände in der Region zwischen Şirnex und Silopiya haben einen sehr ernsten Punkt erreicht, da die Soldaten Bäume fällen und die Wälder verbrennen. Das türkische Forstministerium schämt sich nicht, die Lüge zu verbreiten, dass es in Cûdî kein Feuer gibt. Die Brände werden nicht nur nicht bekämpft, sondern auch die Menschen, die zum Löschen der Brände mobilisiert werden, werden von Soldaten daran gehindert“, so der KCDK-E zur Situation in Kurdistan.
Die Haltung des Militärs basiere auf der feindlichen Politik gegen das kurdische Volk und werde zu einer flächendeckenden Zerstörung führen, wenn niemand dagegen vorgehe: „Der Staat, der seit Jahren darauf abzielt, Kurdistan zu entmenschlichen, gibt sich damit nicht zufrieden und nimmt die Natur, die Luft, das Wasser und die Geschichte Kurdistans ins Visier. Gleichzeitig betreibt er einen Ökozid an allen Lebewesen. Der Einsatz von Umweltzerstörung als militärische Strategie zur Unterdrückung von Volkskämpfen ist nach dem Völkerrecht ein Kriegsverbrechen und kann nicht hingenommen werden. Die Abholzung der Wälder ist eine der am häufigsten angewandten Methoden in diesem Sinne. Unser Volk muss das Land, das Wasser und die Wälder Kurdistans auf allen Gebieten verteidigen, in dem Bewusstsein, dass die Verbrechen an unserer Natur eine systematische Völkermordpolitik gegen unsere Existenz sind. Die Mentalität, mit der die Wälder in Akbelen für den Profit freigegeben und abholzt werden, die gleiche Mentalität, mit der die Wälder Kurdistans verbrannt werden.“ Der KCDK-E ruft dazu auf, mit dem Bewusstsein für eine ökologische Gesellschaft und dem Prinzip der Universalität der Natur die Wälder Kurdistans und der Türkei gegen den Ökozid zu verteidigen.
Titelfoto: Wasserwerfereinsatz gegen Demonstrant:innen in Akbelen (28.07.2023, ANF)