Die türkischen Besatzungstruppen in Südkurdistan verfolgen eine Politik der Ausplünderung und der verbrannten Erde. Ganze Landstriche werden durch Munition und Chemiewaffen verseucht und Wälder abgeholzt oder in Brand gesteckt, um der Guerilla keine Möglichkeit des Rückzugs zu bieten. Nach Angaben des Ministeriums für Landwirtschaft und Wasserressourcen der Kurdistan-Region Irak (KRI) sind in den letzten zehn Jahren eine 1,3 Million Hektar Land vor allem durch türkische Angriffe verbrannt.
Milko Bazyani, Vorsitzender der Grünen Partei Kurdistans
Doch nicht nur das. Aus den abgeholzten Bäumen wird Profit geschlagen, in dem sie in der Türkei verkauft werden. An diesem kolonialen Vorgehen beteiligt sich die von der Türkei vollkommen abhängige südkurdische Regierungspartei PDK. Unternehmen setzen die Zerstörung profitabel um.
Milko Bazyani, Vorsitzender der Grünen Partei Kurdistans, berichtet über das Ausmaß der Zerstörungen. Im Gespräch mit RojNews sagt er: „Im vergangenen Jahr hat der türkische Staat durch das Unternehmen Cengiz Holding vier Millionen Bäume in Behdînan fällen lassen. Einige Gebiete in Behdînan haben sich in Wüste verwandelt. Wir haben uns bei den Vereinten Nationen (UN) über die Zerstörung der Wälder in Kurdistan durch die Türkei beschwert. Leider haben wir keine Antwort erhalten.“
Cengiz Holding – Profiteur des türkischen Kolonialismus
Das Unternehmen Cengiz Holding hat eine Scharnierfunktion gegenüber der PDK. Die Rodungsarbeiten werden teilweise auch über Subunternehmen umgesetzt, in deren Vorständen PDK-Funktionäre sitzen und mit entsprechenden Geldern bedacht werden. Die Cengiz Holding ist Teil der sogenannten „Fünferbande“, einem Unternehmenskomplex engster Verflechtung zwischen AKP/MHP-Regime und Konzernen, die massiv aus sogenannten Public-Private-Partnership-Projekten profitieren. Zusammen mit vier anderen Unternehmen aus der Türkei gehört die Cengiz Holding zu den zehn Unternehmen, die laut den Zahlen der Weltbank 2018 die meisten öffentlichen Ausschreibungen der Welt in einem Jahrzehnt gewonnen haben. Ob in Ikizdere, im Ida-Gebirge, in Wan oder den Nordwäldern, die Cengiz Holding gilt als größter Zerstörer des ökologischen und sozialen Gleichgewichts in Kurdistan und der Türkei und war auch am Untergang von Hasankeyf (ku. Heskîf) beteiligt. In Hewlêr baute das in Sektoren wie Bau- und Energiewirtschaft, Bergbau und Tourismus tätige Unternehmen unter anderem den Flughafen und die Autobahn Hewlêr-Pirde (Altin Köprü).
Titelfoto: Waldzerstörung in Çewlîg (tr. Bingöl) im Oktober 2022