Dorfschützer setzen Ökozid in Südkurdistan fort

Der Dorfschützerverband aus Sêgirkê in Şirnex setzt den Ökozid in Südkurdistan fort. Ganze Gebirgszüge in Zap, Metîna und Avaşîn sind bald nackt.

Der Dorfschützerverband aus der Gemeinde Sêgirkê (tr. Şenoba) in der nordkurdischen Provinz Şirnex setzt den Ökozid in Südkurdistan im Dienst des türkischen Staates fort. Ganze Gebirgszüge in Zap, Metîna und Avaşîn auf dem Territorium der Kurdistan-Region Irak (KRI) sind bald nackt. Das ist in Teilen der betroffenen Regionen, die zu den von der Guerilla dominierten Medya-Verteidigungsgebieten gehören, mit bloßem Auge zu sehen. Der Profit aus dem Verkauf des Holzes, der den Dorfschützern zugutekommt, ist zweitrangig. In erster Linie geht es der türkischen Armee um die militärische Kontrolle über die Gebiete. Die KRI-Regierung in Hewlêr (Erbil) hält sich bedeckt.

Zu den Raubrodungen im Gebirge zwischen Nord- und Südkurdistan kommt es seit Beginn der im Frühjahr 2021 gestarteten Invasion der Türkei. Jetzt nach der Schneeschmelze werden die Abholzungen im Operationsgebiet intensiviert. Wie die in Amed (Diyarbakır) ansässige Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) am Freitag meldete, würden die verantwortlichen Dorfschützer-Einheiten fortan im monatlichen Wechsel ausgetauscht. Eingesetzt werden diese Paramilitärs nicht nur für den Ökozid in Kurdistan, sondern auch für Militäroperationen. Der letzte Truppenwechsel habe nach Angaben lokaler Quellen erst kürzlich stattgefunden.

Was sind Dorfschützer?

Dorfschützer sind paramilitärische Einheiten, die in Kurdistan gegen die Guerilla und unliebsame Oppositionelle eingesetzt werden. Sie bestehen zu einem beträchtlichen Teil aus Stammesführern, Großgrundbesitzern, Familien und Einzelpersonen, die oft seit Jahrzehnten mit dem Staat zusammenarbeiten und versuchen, in Kurdistan für die Interessen des Staates einzutreten. Ein Teil der Dorfschützer tritt diesem System freiwillig bei, andere werden mit Mord, Verhaftung und Vertreibung bedroht und müssen unter Druck Dorfschützer werden. Als historisches Vorbild der Dorfschützer gelten die Hamidiye-Regimenter im Osmanischen Reich. Das heutige Dorfschützersystem ist 1985 entstanden, ein Jahr nach dem Auftakt des bewaffneten Kampfes der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Damals begann die türkische Regierung unter Turgut Özal damit, kurdische Stämme und Clans im Krieg gegen die PKK anzuwerben und zu bewaffnen. Tausende kurdische Dörfer, die das Dorfschützersystem ablehnten, wurden in den 1990er Jahren vom Staat niedergebrannt und dem Erdboden gleichgemacht.

Mahnwachen gegen Naturmassaker

Der Dorfschützerverband in Sêgirkê lässt sich aber nicht nur in Südkurdistan als Kriegswaffe zur „Aufstandsbekämpfung“ einsetzen. Auch in Şirnex selbst ist die Familienorganisation verantwortlich für die Plünderung von Wäldern. Zusammen mit der Bewegung freier Frauen (TJA) organisiert der Provinzverband der Demokratischen Partei der Völker (HDP) regelmäßig Mahnwachen gegen Naturmassaker in den bergigen Regionen im Grenzgebiet.