Am Freitag wurde das in Hannover monatlich stattfindende Café Rojava International ausgerichtet. Es widmete sich dem Erhalt des durch das Ilisu-Staudammprojekt bedrohten Hasankeyfs (kurd. Heskîf) in Nordkurdistan und fand auf dem Halim-Dener-Platz im Stadtteil Linden statt.
Knapp 30 Personen kamen zum Café, das diesmal als Kundgebung angemeldet worden war, um in der Öffentlichkeit stattfinden zu können. Zahlreiche Passant*innen und Menschen, die sich um den Platz aufgehalten haben, nahmen Anteil an dem Café. Neben Redebeiträgen und einem Infostand wurde eine 30-minütige Dokumentation über aktuelle Zerstörung Hasankeyfs und den jahrelangen Widerstand gezeigt.
Der Ilisu-Staudamm mit seinem 136 Kilometer langen Stausee hat nicht nur die Kleinstadt Hasankeyf mit ihren bis zu 12.000 Jahre alten historischen Stätten zerstört, auch knapp 200 Dörfer und eine beeindruckende Pflanzen- und Tierwelt im Tal des Tigris wird zunichte gemacht. Die Lebensgrundlage von 80.000 Menschen wird unmittelbar oder mittelbar vernichtet, die sozialen, psychologischen und ökonomischen Folgen sind noch nicht abschätzbar. Klar ist, dass das Projekt vor allem politisch motiviert ist, um die Freiheitsbewegung Kurdistans zu schwächen und die Kolonisierung des Landes voranzutreiben sowie dem südlich am unteren Tigris-Lauf gelegenen Irak den Wasserhahn abzudrehen.
So alt wie das Staudammprojekt ist auch Widerstand dagegen. Ob Protest der Bevölkerung vor Ort, zivilgesellschaftliche NGOs aus Kurdistan, der Türkei, dem Mittleren Osten und Europa, die HPG-Guerilla oder die Arbeiter auf den Großbaustellen, sie alle haben in den letzten 20 Jahren auf die eine oder andere Weise gegen den Dammbau protestiert. Auch wenn der Stausee mittlerweile gefüllt wird und Dörfer, Weiden, Pflanzen und Tiere, historische Stätten, ja eine ganze Landschaft überflutet, ist der Widerstand weiterhin notwendig und wichtig. Ein Rückbau des Staudamms und eine Renaturierung der Landschaft sind möglich. Erst im Mai hat das Mesopotamische Wasserforum online stattgefunden, um die Zusammenhänge zwischen Wasser, Ökologie, Gesellschaft und Frieden zu diskutieren.
Der Halim-Dener-Platz in Linden-Nord, auf dem das Café stattfand, wurde vom Bezirksrat Linden-Limmer bereits zweimal nach dem kurdischen Jugendlichen benannt, der 1994 von einem Polizisten in der hannoverschen Innenstadt erschossen wurde. Am 30. Juni jährt sich der Todestag Halim Deners. Die Kampagne Halim Dener hat bereits Protest angekündigt.