Vor dem Kraftwerk Datteln 4 demonstrierten am Sonntag Dutzende Menschen gegen die für Sommer geplante Inbetriebnahme des Steinkohlekraftwerks. Zu der Kundgebung rief das Aktionsbündnis Ende Gelände auf. Zeitgleich protestierte die lokale Bürgerinitiative Netzdatteln im Stadtzentrum. Wenige Tage vor der Aktionärsversammlung des Betreibers Uniper am 20. Mai forderten die Kundgebungen mehr Klimagerechtigkeit.
„Wir müssen verhindern, dass wir von der Corona-Krise gleich in die nächste Krise schlittern. Unser Wirtschaftssystem braucht einen Neustart, um krisenfest, zukunftssicher und gerechter für alle Menschen wird. Ein neues Kohlekraftwerk im Jahr 2020 gehört definitiv nicht dazu, sondern ist klimapolitischer Wahnsinn“, sagte Ende Gelände-Sprecherin Kim Solievna.
Eine ursprüngliche für Mai geplante Massenaktion zivilen Ungehorsam hatte Ende Gelände wegen der Corona-Pandemie abgesagt. „Eine überwältigende Mehrheit lehnt die Inbetriebnahme von Datteln 4 ab“, fügte Solievna hinzu.
Foto: Ende Gelände
Mit der Kundgebung machte Ende Gelände auf die ausbeuterischen Lieferketten der Steinkohle aufmerksam. „Uniper importiert Blutkohle, um klimaschädlichen Strom zu produzieren, den niemand braucht. Die Gesundheit aller Menschen muss vor Konzerninteressen stehen“, so Solievna. Die Kohle wird unter anderem aus der russischen Region Kuzbass importiert, wo sich Lungen- und Krebserkrankungen häufen und Menschen ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage durch Umsiedlungen für den Kohleabbau verlieren.
Ende Gelände trägt der Corona-Pandemie mit einem umfassenden Infektionsschutzkonzept Rechnung. Die teilnehmenden Personen hielten einen Abstand von mindestens drei Metern zueinander, die An- und Abreise erfolgte einzeln.
Blockadeaktionen im Februar
Im Februar war das Kohlekraftwerk Datteln 4 zweimal von Aktivist*innen von Ende Gelände und DeCOALonize Europe jeweils über mehrere Stunden besetzt worden. Teilnehmende der Aktion ketteten sich an strategischen Punkten der Kraftwerksinfrastruktur fest und verhinderten so den reibungslosen Ablauf des Kraftwerksbetriebs.
Klimaschutzbündnis Ende Gelände
Ende Gelände blockiert seit 2015 mit Massenaktionen zivilen Ungehorsams Kohleinfrastruktur, im letzten Jahr mit sechstausend Menschen im Rheinischen Revier und mit viertausend Menschen im Lausitzer und Leipziger Revier. Das Bündnis fordert den sofortigen Kohleausstieg und die Überwindung eines kapitalistischen Systems, das auf Ausbeutung von Menschen und natürlichen Ressourcen basiert.