Elf Aktivisten und Aktivistinnen haben Dienstagfrüh das Kohlekraftwerk Datteln 4 besetzt. Sie erkletterten Bagger und ketteten sich an Förderbänder, um den Testlauf des Kohlekraftwerks zu stören. „In Zeiten der Klimakrise ein neues Kohlekraftwerk ans Netz zu bringen, ist so sinnvoll wie einen Waldbrand mit Benzin zu löschen. Es braucht einen sofortigen Kohleausstieg”, erklärt Elia Lang, eine der Aktivist*innen zur Besetzung. Die Aktionsgruppe sieht sich als Teil einer internationalen Klimagerechtigkeitsbewegung. In der Erklärung zur heutigen Aktion heißt es weiter:
Am frühen Morgen kletterten elf Aktivist*innen auf Bagger und ketteten sich an Förderbänder des Steinkohlekraftwerks Datteln IV. Der Testlauf des Kraftwerks, das bereits Strom in die Netze eingespeist hatte, wurde dadurch gestört. Die Aktivist*innen sehen die Blockade als notwendiges Mittel an, um die durch Kohleverstromung mitverursachte Klimakrise einzudämmen.
„In Zeiten der Klimakrise ein neues Kohlekraftwerk ans Netz zu bringen, ist so sinnvoll wie einen Waldbrand mit Benzin zu löschen. Es braucht einen sofortigen Kohleausstieg. Nur so kann die Pariser Vereinbarung des 1,5 °C Limits eingehalten werden“, erklärt Elia Lang. Die Entscheidung der Bundesregierung, Datteln 4 doch noch in Betrieb zu nehmen, hatte zuletzt starke Kontroversen ausgelöst. Das kürzlich im Kabinett verabschiedete Kohleausstiegsgesetz war von Umweltverbänden als für den Klimaschutz unzureichend kritisiert worden.
Die Aktionsgruppe sieht sich als Teil einer internationalen Klimagerechtigkeitsbewegung. „Die Klimakrise bedroht uns alle, doch Menschen im globalen Süden, die am wenigsten dazu beigetragen haben, sind besonders betroffen. Da die Regierungen nicht die notwendigen Konsequenzen ziehen, müssen wir selbst aktiv werden und Kraftwerke blockieren. Die durch das kapitalistische Wirtschaftssystem verursachte Klimakrise führt sonst in eine ökologische und menschliche Katastrophe“, so Elia Lang. Im Kraftwerk Datteln soll vor allem aus Kolumbien und Russland importierte Steinkohle verbrannt werden. Gegen deren Abbau wird in den betroffenen Regionen seit Jahren protestiert, da er mit Menschenrechtsverletzungen einhergeht.
Seit mehreren Jahren protestieren Initiativen vor Ort gegen die Inbetriebnahme des Kraftwerks. Der heutigen Aktion waren schon in diesem Jahr Demonstrationen und eine Besetzung der Anlage vorausgegangen. Lang kommentiert: „Mit unserer Aktion wollen wir auch weitere Menschen ermutigen, aktiv zu werden und sich beim Klimaschutz nicht auf Regierungen zu verlassen.“ Zuvor hatten Polizei und der Betreiber Uniper die Sicherheitsmaßnamen am Standort massiv erhöht, da befürchtet wurde, das Kraftwerk würde zum Kristallisationspunkt von Klimaprotesten. Die In-Gewahrsamnahme zweier Theolog_innen in der Nähe des Kraftwerks Anfang Februar hatte zuletzt für Aufsehen gesorgt.
In den vergangenen Monaten haben sich Extremwetterereignisse weltweit gehäuft. Für Schlagzeilen sorgten vor allem die monatelangen Buschbrände in Australien und die mehrmalige Überflutung der Weltkulturerbe-Stadt Venedig. Nach den Veröffentlichungen des IPCC (International Panel on Climate Change, wissenschaftliche Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen) ist mit solchen und deutlich verheerenderen Ereignissen immer öfter zu rechnen, wenn die Erderwärmung nicht auf unter 1,5 Grad beschränkt werden kann.