Ende Gelände besetzt LNG-Baustelle in Brunsbüttel

„LNG stoppen“ und „Kapitalismus überwinden“ fordert das Aktionsbündnis Ende Gelände und besetzt die Baustelle eines geplanten Anlegers für Flüssiggasimporte in Brunsbüttel. Die Polizei rückt zu Lande und Wasser an, um gegen den Protest vorzugehen.

„Kapitalismus überwinden“

Die Klimagerechtigkeitsbewegung Ende Gelände hat die Baustelle eines geplanten Anlegers für Flüssiggasimporte (LNG) im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel besetzt. Rund 50 Aktivist:innen des Aktionsbündnisses gelangten am Donnerstag in weißen Maleranzügen über einen Deich zur Baustelle und entrollten dort zunächst zwei Transparente mit den Schriftzügen „LNG stoppen“ und „Kapitalismus überwinden“, bevor sie mehrere schwimmende und landseitige Plattformen besetzten. Die Polizei rückte mit zahlreichen Kräften an.

„Der Ausbau von LNG-Terminals ist ein Klimaverbrechen“, sagte Ende-Gelände-Sprecherin Jule Fink. Es sei „völlig absurd, inmitten der Klimakrise noch mehr „schmutziges Frackinggas“ zu importieren. „Das hat nicht nur verheerende Folgen fürs Klima, unter dem Fracking leiden vor allem Indigene und People of Color. Mit unserem Protest stellen wir uns dieser Zerstörung in den Weg: Ende Gelände ist das Investitionsrisiko für Klimakillerkonzerne wie RWE, Uniper oder Wintershall Dea”, so Fink.

Klimakiller Fracking

Ende Gelände ist durch Massenaktionen rund um die deutschen Braunkohlereviere bekannt geworden, an denen sich meist mehrere tausend Menschen beteiligten. In den letzten Jahren hat das Bündnis immer wieder gegen den Ausbau von Gasinfrastruktur blockiert und auf die klimaschädliche Wirkung von Flüssiggas aufmerksam gemacht, so auch in Brunsbüttel. Der Bau der LNG-Terminals dort ist seit Jahren umstritten – wie der Fracking-Prozess selbst. Denn beim Fracking wird Erdgas aus tief liegendem Gestein durch chemische Prozesse herausgelöst. Diese Fördermethode hat neben den ohnehin drastischen Klimafolgen des gewonnenen Gases auch unmittelbare Auswirkungen auf die lokale Umwelt.

Wissenschaftsinstitute wie das DIW oder das New Climate Institute haben schon früh darauf hingewiesen, dass mit den geplanten Terminals unnötig Überkapazitäten geschaffen werden. Die Bundesregierung hält dennoch an ihren Plänen fest, in den nächsten Jahren in Brunsbüttel ein festes LNG-Terminal zu bauen. Vor einigen Monaten haben zunächst die Bauarbeiten für den neuen Anleger „Jetty-West” begonnen, der für das bereits seit 2023 stationierte schwimmende Terminal „Höegh Gannet” gebaut wird. Dagegen gibt es auch vor Ort Protest.

Solidarität mit Blockadeaktion von Ende Gelände

Christian Barz von der Bürgerinitiative Stopp West Jetty sowie Christian Völker vom Klimabündnis gegen LNG solidarisieren sich mit der heutigen Aktion von Ende Gelände. „Wir finden die Aktion gut”, sagte Völker, denn „die West-Jetty ist ein Brückenkopf zum Leid der Menschen in den Herkunftsländern der Rohstoffe, welche die Industrienation Deutschland für ihr Wohlergehen beansprucht.” Barz, der in Brunsbüttel wohnt, ergänzte: „Die heutige Aktion zeigt, dass der Bau der Jetty nicht nur von den unmittelbar betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern verurteilt wird, sondern auch weit über die Grenzen von Brunsbüttel hinaus für unnötig gehalten wird.”

Auch in den USA gab es bereits massive Proteste gegen den Ausbau von LNG-Terminals und der Ausweitung von Fracking. Daraufhin hatte Präsident Joe Biden im Januar ein Moratorium für die Genehmigung neuer LNG-Terminals in den USA verhängt.