Bergbau verschmutzt Pêrî-Tal in Çewlîg

Im Pêrî-Tal in Çewlîg fließt verschmutztes Wasser aus einer nahegelegenen Mine in Felder und Trinkwasserquellen. Die lokale Bevölkerung warnt vor langfristigen Schäden für Mensch, Tier und Umwelt und sieht sich zur Flucht gedrängt.

Drohende Vertreibung wegen „vergiftetem Leben“

In der nordkurdischen Provinz Çewlîg (tr. Bingöl) sorgt ein Bergbauprojekt des Unternehmens „Bingöl Metal Madencilik“ für heftige Proteste in der Bevölkerung. Im Landkreis Gêxî (Kiğı) verschmutzt laut Anwohner:innen Abwasser aus einem Minengelände das ökologisch sensible Pêrî-Tal. Das verseuchte Wasser gelangt direkt in Nutzflächen und Weidegebiete mehrerer Dörfer.

Betroffen sind unter anderem die Dörfer Arêg, Elbeg, Karêr und Înaq sowie dazugehörige Siedlungen – insgesamt ein Gebiet von rund 500 Hektar. Die Mine hatte 2022 trotz örtlicher Proteste ein positives Umweltgutachten (ÇED) erhalten. Sie dient der Förderung von Blei, Silber und Zink.

„Das Wasser ist vergiftet – unsere Tiere und Gärten sterben“

Die Bewohner:innen berichten von einem verschmutzten Wasserbecken, das sich am Rande des Minengeländes gebildet habe. Das dort gesammelte Abwasser fließt in die Bäche des Pêrî-Tals – eine wichtige Wasserquelle für Mensch und Tier. „Diese Brühe trinken unsere Tiere, wir bewässern damit unsere Gärten. Alles ist belastet“, sagt Ismail Yaray, Einwohner des Dorfes Arêg.


Neben der Wasserverschmutzung befürchten die Anwohner:innen auch eine Zunahme von Erdrutschen und Bodensenkungen. Eine geplante Ausweitung des Tagebaus auf einen Berghang oberhalb der Siedlungen wurde von der Provinzverwaltung zuletzt gestoppt. Die bereits bestehenden Schäden seien jedoch massiv, betonen sie.

Angst vor neuer Vertreibung

Gülşen Yaray, Mutter von drei Kindern mit Behinderung, beschreibt die Situation als existenzbedrohend: „Wir sind schon einmal 1993 wegen dem Staat aus dem Dorf geflohen. Jetzt sollen wir wegen des Bergbaus gehen? Wir haben keine zweite Heimat.“ Ihre Familie, sagt sie, sei wirtschaftlich auf Landwirtschaft und Viehzucht angewiesen. „Der Bergbau lässt uns keinen Lebensraum mehr. Das Wasser versiegt, die Pflanzen sterben, es gibt keine Bienen mehr. Selbst die Luft fühlt sich anders an.“

Die betroffenen Gemeinden kritisieren insbesondere, dass Umwelt- und Gesundheitsbedenken nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Trotz Warnungen vor Erdrutschrisiken und der ökologischen Bedeutung des Tals sei das Bergbauprojekt 2022 genehmigt worden. Die Region gilt als naturräumlich besonders wertvoll – mit unberührten Wäldern, Quellgewässern und einer reichen Tierwelt. Umweltgruppen fordern seit Jahren, das Pêrî-Tal unter Schutz zu stellen.

Der Schaden ist real

„Die Behörden sagen, alles laufe nach Vorschrift, aber hier verschwindet die Natur. Der Schaden ist real“, sagt Ismail Yaray. Die Dorfbewohner:innen fordern ein Ende der „ausbeuterischen Rohstoffpolitik“ und eine unabhängige Umweltprüfung durch wissenschaftliche Stellen.