Gemeinsame Kämpfe: Von der ZAD in der Schweiz bis nach Rojava

In Eclépens in der Schweiz wird mit „La ZAD de la Colline“ Widerstand gegen die Umweltzerstörung durch den Baustoffproduzenten LafargeHolcim geleistet. Mit dabei sind das Rojava-Komitee Genf und die Initiative „Make Rojava Green Again“.

In Eclépens in der Schweiz wird mit „La ZAD de la Colline“ gegen die Umweltzerstörung durch den Baustoffproduzenten LafargeHolcim protestiert. ZAD steht für „Zone à Défrendre“, eine zu verteidigende Zone. Aus Anlass der internationalen Aktionswoche für Rojava ist am Wachturm auf dem besetzten Gebiet ein Transparent mit der Aufschrift „Türkischen Faschismus zerschlagen - Rojava verteidigen“ aufgehängt worden. LafargeHolcim steht im Verdacht, Schmiergelder an Islamisten in Nordsyrien gezahlt zu haben.

Die ZAD de la Colline, das Rojava-Komitee Genf und die Initiative „Make Rojava Green Again“ wollen auf dem Gelände über die Revolution von Rojava diskutieren und „über unsere Kämpfe sprechen, die geographisch weit entfernt und trotzdem eng miteinander verbunden sind“.

Dazu teilen die Aktivistinnen und Aktivisten mit: „Wir sind miteinander verbunden, weil wir trotz unserer sehr unterschiedlichen Kontexte für dasselbe befreiende Projekt kämpfen, das darauf abzielt, Gesellschaften neu zu schaffen, in denen Mensch und Ökologie die Oberhand über die kommerzielle Logik des gegenwärtigen sozioökonomischen Systems gewinnen, das durch seine interne Funktionsweise zur Zerstörung des Lebens drängt, Wettbewerb statt gegenseitiger Hilfe zwischen den Völkern befürwortet und die Unterdrückung der großen Mehrheit durch eine privilegierte Minderheit verursacht.

Hier in der ZAD ergreifen wir direkte Maßnahmen, um ein nutzloses Projekt zur Erweiterung eines Zementbruchs zu vereiteln, das mit der Zerstörung der an biologischer Vielfalt reichen natürlichen Umwelt, nämlich des Mormont-Hügels, droht. Dieser Ort ist nicht nur ein biologischer und geologischer Schatz und eine auf europäischer Ebene anerkannte keltische Stätte, sondern auch das Ziel des multinationalen Konzerns LafargeHolcim, des weltweit führenden Zementunternehmens und einer der größten Carbon Majors, der Unternehmen mit den höchsten CO2-Emissionen der Welt. Holcim ist gemessen an den direkten Emissionen das umweltschädlichste Unternehmen in der Schweiz. Mit unserer Präsenz wollen wir sowohl die Betonindustrie anprangern, die für rund sieben Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist, während es Baualternativen gibt, die Verwüstung eines entscheidenden und wichtigen Ortes, als auch die Grenzen des Systems aufzeigen, dessen Wachstumslogik die Grenzen der Erde verwüstet. Viel mehr als das, wir versuchen gleichzeitig, an diesem Ort alternative Lebensweisen aufzubauen und Räume im Kampf zu schaffen. Wir organisieren uns auf nicht-hierarchische Weise und nach antiunterdrückerischen Prinzipien. Wir versuchen, eine politische Alternative zum kapitalistischen und patriarchalischen System zu schaffen, die die ökologischen Grenzen respektiert.

Auch in Rojava wird die kapitalistische Moderne seit acht Jahren herausgefordert, als diese Region im Nordosten Syriens ihre Autonomie erklärte. Seitdem haben die revolutionären Bewegungen dort ein alternatives System in die Praxis umgesetzt, das auf den drei Säulen Ökologie, Geschlechterbefreiung und dezentralisierte und radikale Demokratie beruht. Diese Revolution, die ohne einen zentralisierten Nationalstaat funktioniert, ist pluralistisch; an der Basis, die hauptsächlich von der kurdischen revolutionären Bewegung getragen wird, fasst sie nun alle ethnischen Gruppen der Region - Araber, Kurden, Turkmenen, Assyrer und viele andere - hinter ein und derselben Ideologie zusammen: dem demokratischen Konföderalismus. Weil sie für Verständigung und Zusammenarbeit zwischen den Völkern und ihre Organisation in verschiedenen dezentralisierten Einheiten, die in einem konföderalen System zusammengefasst sind, eintritt und weil sie alle Kulturen und Glaubensrichtungen akzeptiert, bietet diese Revolution eine konkrete Lösung für die aktuellen Probleme des Nahen Ostens. Diese Revolution liegt uns am Herzen, denn sie ist der Beweis dafür, dass ein nichtstaatliches, pluralistisches System, das aktiv für Ökologie und die Befreiung der Geschlechter kämpft, nicht nur eine Utopie ist, sondern eine greifbare Realität, die Wirklichkeit wird.

Aber heute, wie schon so oft in der Vergangenheit, ist die Revolution in Rojava von allen Seiten bedroht. Weil sie störend ist, weil sie gegen die imperialistischen Interessen der autoritären Regime der Region und gegen die Logik des Handels gerichtet ist, steht sie zwischen dem totalitären syrischen Regime von Baschar al-Assad auf der einen Seite und dem faschistischen türkischen Staat Erdogan auf der anderen Seite, der versucht, in der Region ein osmanisches Reich wiederherzustellen. In den Jahren 2016, 2018 und 2019 drang die Türkei unter Verletzung des Völkerrechts in bereits autonome Zonen auf syrischem Boden ein. Und die Türkei hat nicht die Absicht, aufzuhören, solange die Rojava-Revolution existiert. Die gegenwärtige Situation ist äußerst angespannt, und eine neue illegale und völkermörderische Invasion könnte bald beginnen.

Aus diesem Grund nehmen wir an der Aktionswoche der internationalen Kampagne RiseUp4Rojava teil, um unsere Solidarität zu bekräftigen und weil wir die gleichen Ziele und Träume teilen. Indem wir das Rojava-Projekt um uns herum zeigen und darüber sprechen, können wir dazu beitragen, es zu schützen, indem wir den Druck auf unsere Staaten erhöhen, die es bisher vorgezogen haben, die Augen vor den Aktionen der Türkei zu verschließen.

Europa und die Schweiz sind durch die finanziellen Beziehungen, die ihre Unternehmen mit der Türkei unterhalten, voll und ganz in die Zerstörung dieser ökologischen Alternative involviert. Und um nur ein Beispiel zu nennen, das uns bekannt ist: Der multinationale Konzern LafargeHolcim, den wir auf dem ZAD-Hügel bekämpfen, wird beschuldigt, mehrere Millionen Dollar an DAESH und al-Quaida in Syrien gezahlt zu haben, die auf diese Weise indirekt an der Zerstörung von Rojava beteiligt waren, um ihre Zementproduktion in der Region Kobane fortsetzen zu können. Dieses Zusammentreffen, das deutlich die tatsächliche internationale Wirkung von Lafarge-Holcim und ihre Missachtung ethischer und ökologischer Fragen zeigt, erinnert uns daran, wie sehr unsere Kämpfe für eine andere Welt miteinander verbunden sind."