Im Rahmen der Internationalen Aktionswoche der Solidarität und des Widerstands der Revolution in Rojava fanden an verschiedenen Tagen Veranstaltungen und Aktionen zu Themen wie Frauenbefreiung, Antifaschismus, revolutionäre Bewegungen auf der ganzen Welt und zur Benennung und zum Boykott von Profiteuren der Kriegsindustrie statt. Dieser Gastbeitrag vom Solibündnis Kurdistan-Magdeburg thematisiert die Bedeutung von ökologischen Kämpfen auf der ganzen Welt und verdeutlicht, dass es wichtig ist, die Kämpfe gegen den Kapitalismus und die Ausbeutung und Zerstörung der Natur als gemeinsame zu verstehen und zu führen:
Der Klimawandel ist laut neusten UN-Berichten der Hauptverursacher für die Verdoppelung von Umweltkatastrophen in den letzten 20 Jahren. Dazu zählen unter anderem Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen, welche zu Flucht, Hunger und auch zum Tod unzähliger Menschen führten.
Dabei steht das Schlimmste noch bevor, wenn die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius nicht gestoppt werden kann und massiv in Klimaschutz, Hochwasserschutzanlagen und auch Wiederaufforstung investiert wird. So erklärte die UN-Beauftragte Mami Mizutori: „Wir zerstören mit vollem Wissen […].“ „Die Regierungen aber würden nicht genug tun, um Klimarisiken zu verhindern.“
Solche Appelle werden seit Jahrzehnten in den Medien verbreitet, passiert ist bisher wenig bis gar nichts, aber warum eigentlich?
Es ist keine Frage des Willens oder des Wissens, sondern eine Frage der Macht, warum die Politik die Probleme nicht lösen kann. Denn die Hauptprobleme heißen Nationalstaat und Kapitalismus, welche immer wieder zielführende Maßnahmen verhindern.
Wie eine beachtenswerte Studie zeigte, sind nur 100 Unternehmen für über 70 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich. Diese Unternehmen planen für Profit und nehmen dabei die Ausbeutung von Mensch und Natur in Kauf, um weiter wachsen zu können. Begrenzte Maßnahmen wie die CO2 Steuer oder Elektroautos streuen nur Sand in die Augen der Menschen. So erklärten die französischen Gelbwesten (Gilets jaunes) vor zwei Jahren, dass die geplante CO2-Steuer nichts am Klimawandel ändern wird, sondern lediglich Steuererhöhungen für die arbeitende Bevölkerung bedeuten würde. Auch nationalstaatliche Klimaschutzmaßnahmen führen im Kapitalismus zu noch größeren Problemen. So wollte der indigene Ex-Präsident Boliviens Evo Morales die geplanten Verträge für Lithiumlieferungen ins Ausland platzen lassen. Das Metall sollte nicht mehr abgebaut werden, nachdem es zu Protesten im Land gekommen war. In Folge putschte das Militär, da sich Konzerne aus imperialistischen Staaten die volle Kontrolle über die weltweit größten Lithiumvorkommen sichern wollten.
Auch in Deutschland können wir die angebliche progressive Politik sehen, wenn wir uns das Handeln der Grünen-Partei ansehen. Auch sie beschützen die Interessen des Kapitals und nicht der Natur. Das sehen wir bei der Zerstörung des Hambacher Forstes und Dannenröder Waldes, mit allen möglichen Repressionen wird gegen die Proteste vorgegangen.
All das zeigt, dass Ansätze im Kapitalismus nicht funktionieren und eine sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft nötig ist, um den Klimawandel zu bekämpfen. Ein Versuch, dem Problem durch einen Systemwandel zu begegnen, geschah 2016 mit der Gründung der Internationalistischen Kommune in Rojava.
Ein Grundpfeiler der Revolution von Rojava ist zusammen mit der Frauenbefreiung und der Basisdemokratie auch die Ökologie, wobei es nicht nur um Naturschutz und Schadensbegrenzung geht. Es geht um die Wiederherstellung eines bewussten Verhältnisses zwischen Natur und Mensch, welches im Kapitalismus verloren gegangen ist. Um es mit den Worten von Abdullah Öcalan zu sagen: einem „erneuten, bewussten und aufgeklärten Zusammenschluss zu einer natürlichen, organischen Gesellschaft".
Das alles begann in einer Region, welche durch Krieg zerstört wurde und in der die Böden verseucht waren. Dabei ist nicht zu vergessen, dass der Krieg einer der größten Klimatreiber und Umweltzerstörer weltweit ist. Außerdem ist die Region durch Monokulturen gezeichnet, die durch die Abholzung in Zeiten des Assad-Regimes entstanden sind. Seit neuestem wird auch Wasserknappheit zu einem immer größeren Problem, da die faschistische Türkei gezielt Staudämme einsetzt, um die wichtigsten Flüsse in Rojava langsam auszutrocknen.
Deshalb schuf die Internationalistische Kommune die Kampagne „Make Rojava Green Again“, um die ökologischen Probleme international sichtbar zu machen und gemeinsame Lösungen zu finden. Dazu wurde eine internationalistische Akademie gegründet, worüber ein Wissens- und Ressourcenaustausch stattfindet. So wird beispielsweise darüber diskutiert, was gegen Wasserknappheit, Monokulturen und die Abhängigkeit vom Öl getan werden kann. Die wichtigsten Ziele sind Initiativen für Wiederaufforstung, Recycling und ökologische Anbauweisen in den landwirtschaftlichen Kooperativen.
Damit sind wichtige erste Schritte getan, allein wird jedoch auch Rojava die Grundprobleme nicht lösen können. Denn der Klimawandel ist eine globale Angelegenheit, bei dem nur internationale Maßnahmen helfen. Zwar sind Wissenschaft und Technologien vorhanden, um gegen den Klimawandel vorzugehen. Doch das kapitalistische Wirtschaftssystem schafft immer mehr willkürliches Wachstum, ohne auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen oder nachhaltig mit unserer Umwelt umzugehen. Unbegrenztes Wachstum in einer Welt, in der die Ressourcen begrenzt sind, ist nicht möglich und hat zwangsweise die Ausbeutung von Mensch und Natur zufolge.
Nur wenn wir es Rojava gleichmachen und eine Gesellschaft schaffen, die gegen Patriarchat, Kapitalismus und Umweltzerstörung vorgeht, können wir unsere eigene Entfremdung von der Natur beenden. Deshalb gehen Klima- und Klassenkampf Hand in Hand, um diese Probleme zu lösen.
Noch ist allerdings nichts gewonnen, deshalb gelten auch in der Klimafrage die Worte von Rosa Luxemburg: Sozialismus oder Barbarei!