In einem Brandgebiet in der nordkurdischen Provinz Dersim sind Hülsen von Geschossen aus staatlicher Produktion entdeckt worden. Damit bestätigt sich der Verdacht, den die Bevölkerung der Region seit Beginn der Brandsaison wieder hegte: Gezielte Brandstiftung durch die türkische Armee.
Der Fund wurde am Mittwoch im Roj-Tal im Landkreis Pilemor (tr. Pülümür) gemacht, wo es seit letztem Samstag brennt. Auf den Hülsen der Munition, die ausschließlich für die militärische Verwendung gefertigt wurde, ist deutlich das Kürzel „MKE” zu erkennen. Die Abkürzung steht für den türkischen Staatskonzern Makina ve Kimya Endüstrisi Kurumu, der einen Großteil der Waffenproduktion für die türkische Armee betreibt.
Entdeckt wurden die Hülsen von Freiwilligen, die zur Brandbekämpfung aus Zentral-Dersim, Qislê (Nazımiye) und der benachbarten Provinz Xarpêt (Elazığ) angereist waren. Die türkischen Behörden weigerten sich bis zuletzt, das Feuer im Roj-Tal zu bekämpfen. Erst nachdem die Gruppe bereits Stunden die Flammen mit Zweigen und Ästen auszuschlagen versuchte und den Waldboden mit Spaten umgrub, wurde ein Löschhubschrauber ausgesandt.
Staatlich angeordneter Ökozid in Dersim
Die Menschen in Dersim sind wütend und bezeichnen die staatlich angeordnete Zerstörung der Natur Kurdistans als Ökozid und eine Fortsetzung der Dorfzerstörungspolitik der neunziger Jahre. In der Region brennt es in verschiedenen Orten – teilweise seit Wochen. Der am 17. August in Xozat durch Artilleriebeschuss entzündete und seit Tagen auch in Pilûr (Ovacık) wütende Waldbrand ist noch immer nicht gelöscht worden. Auch im Munzur-Tal brennt es weiterhin. Seit heute steht auch ein Waldgebiet in unmittelbarer Nähe der Munzur-Universität in Flammen. Die Ursache ist unklar, durch starken Wind breitet sich das Feuer immer weiter aus.