Altdorfer Wald feiert ein Jahr Besetzung
Der Altdorfer Wald feiert ein Jahr Besetzung. Für das Jubiläumswochenende ist ein reichhaltiges Programm geplant, in dem es auch um die Zukunft der Besetzung des Waldes geht.
Der Altdorfer Wald feiert ein Jahr Besetzung. Für das Jubiläumswochenende ist ein reichhaltiges Programm geplant, in dem es auch um die Zukunft der Besetzung des Waldes geht.
Heute vor einem Jahr startete eine Handvoll Aktivist:innen aus Ravensburg und Umgebung die Dauerbesetzung der Rodungsfläche im Altdorfer Wald bei Grund in Baden-Württemberg. Zu diesem Anlass gibt es dieses Wochenende ein umfassendes Jubiläumsprogramm, zu dem alle Interessierten von den Aktivist:innen herzlich eingeladen sind. „Unser Ziel ist es, das Waldstück vor der Zerstörung durch Profitgier zu beschützen", so Samuel Bosch vor einem Jahr. An den Zielen hat sich bis heute nichts geändert, wohl aber an der Besetzung selbst.
Jung und Alt zusammen
„Die ersten drei Menschen, die in den Wald zogen, waren wie ich 18 Jahre alt", erinnert sich Bosch. „Heute ist es vor allem die ältere Generation aus Anwohner:innen der umliegenden Orte, die das Projekt vorantreiben." Zwar würden immer noch hauptsächlich junge Menschen im Wald übernachten und leben. Doch organisierend seien mittlerweile vor allem Anwohner:innen tätig. „Wir sind ja unmittelbar von der Zerstörung unserer Trinkwasserquellen und von der täglichen Lärmbelastung durch den Kiesexport betroffen", erklärt der 54-jährige Martin Lang aus Oberankenreute. „Wir Ältere organisieren Mahnwachen, leisten Vernetzungsarbeit, organisieren Veranstaltungen wie kürzlich die Vernissage im Wald und vieles andere mehr. Einige von uns haben bei den Jüngeren auch das Aktionsklettern gelernt", so Lang weiter. Etwa war es Lang, der zusammen mit zwei jüngeren Menschen an der Basilika in Weingarten ein CDU-kritisches Banner anbrachte.
Ein Experiment nachhaltiger und solidarischer Gesellschaftsorganisation
Auch baulich veränderte sich die Besetzung: Statt einer provisorischen Plattform sind es jetzt rund 20 Baumhäuser und Plattformen in bis zu 25 Meter Höhe. „Wir haben ein großes Küchenbaumhaus und viele Schlafplätze in den Bäumen", so Charlie Kiehne heute. Die 19-Jährige kommt ursprünglich aus Ulm. Sie zog im Sommer in den Altdorfer Wald, um in der Besetzungsgemeinschaft zu leben. „Wir müssen unser Denken grundsätzlich verändern. Es ist ein Symptom eines falschen Denkens, wenn Menschen auf die Idee kommen, einen uralten Wald für Profite und Wachstum zu roden. Wieso ist es legal, Bäume zu fällen, die weit älter als man selbst ist, aber illegal, sie zu beschützen?", fragt Kiehne.
Die Besetzer:innen sehen ihr Projekt als eine Art Experiment nachhaltiger und solidarischer Gesellschaftsorganisation. „Wir kamen wegen des undemokratischen Kiesabbaus, stellten aber über die Zeit fest, dass viele Bürger:innen sich ebenfalls die Systemfrage stellen", so eine der Dauerbesetzer:innen.
„Was erlauben wir uns eigentlich? Angesichts der Erdaufheizung in großem Stil Wald zu roden, nur um einen Rohstoff abzubauen, der nachweislich die Erdaufheizung befeuert und dank Alternativen auch eingespart werden könnte?", ärgert sich Unterstützer Manfred Scheurenbrand aus Waldburg. Der 66-Jährige verfolgt die Aktionen der Aktivist:innen schon seit dem ersten Baumhaus in Ravensburg. „Ich bin beeindruckt, wie diese jungen Menschen bei Wind und Wetter im Wald sind. Wir brauchen die Menschen in den Bäumen!". Seit der Dauerbesetzung kommt er regelmäßig in den Wald. „Ich unterstützte ab dem Moment, in dem ich merkte, dass es sich bei den Besetzer:innen um engagierte nachdenkliche junge Menschen handelt." Seitdem bringt er regelmäßig warme Suppe oder hilft anderweitig, um so seinen Beitrag zum Klimaprotest zu leisten.
Das Jubiläumsprogramm für das kommende Wochenende sieht wie folgt aus:
Freitag 25. Februar:
16.00 Uhr: Gemeinsames Kochen
19.00 Uhr: Filmpremiere: Jubiläumsfilm
20.00 Uhr: Besetzungsanekdoten am Lagerfeuer
Samstag 26. Februar
10.00 Uhr: Kletterworkshop (auch Kinderklettern)
12.00 Uhr: Direct Action Training (Austausch über kreative und subversive Aktionen)
15.00 Uhr: Ausführliche Waldführungen
17.00 Uhr: Kunstabend (Kleinkunstausstellung)
19.00 Uhr: Jubiläumsfilm
20.00 Uhr: Lagerfeuerromantik
Sonntag 27. Februar
11.00 Uhr: Brunch
12.00 Uhr: Wie soll es weiter gehen? Ideenaustausch
14.00 Uhr: Ausführlicher Waldspaziergang
15.00 Uhr: Kinderklettern
19.00 Uhr: Jubiläumsfilm