Kurdische Partei mahnt zur Einheit mit aserbaidschanischer Minderheit
Angesichts der eskalierenden Spannungen im Nahen Osten hat die Partei für ein freies Leben in Kurdistan (PJAK) die aserbaidschanische Bevölkerung in Iran zu Dialog, Solidarität und institutioneller Zusammenarbeit mit den Kurd:innen aufgerufen. In einer Erklärung betonte die Partei am Montag, dass aktuelle Entwicklungen gezielt genutzt würden, um Konflikte zwischen beiden Volksgruppen zu schüren. Dem gelte es gemeinsam entgegenzuwirken.
Kein Konflikt zwischen Völkern, sondern zwischen Regierungen
Die PJAK warnt davor, dass im Schatten des sich zuspitzenden Kriegs zwischen Israel, Iran und zuletzt auch den USA eine Atmosphäre geschaffen werde, die Kurd:innen und Aseri gegeneinander aufbringen solle. Vor allem in Regionen wie Ûrmiye (Urmia), wo beide Volksgruppen seit Langem zusammenleben, bestehe die Gefahr, dass diese politische Zuspitzung zu gesellschaftlicher Spaltung führe.
Die Erklärung ruft eindringlich dazu auf, „diese kritische historische Phase Schulter an Schulter zu durchschreiten“. Nur so könne man einer Spaltung der Bevölkerung und einer Instrumentalisierung durch autoritäre Regime entgegentreten. Die PJAK sieht die Notwendigkeit, auf lokaler Ebene gemeinsame zivilgesellschaftliche Strukturen zu schaffen, um der Kriegslogik konkrete Alternativen entgegenzusetzen.
„Zwischen uns gibt es keine Bedrohung – wir sind Brüder und Schwestern“, heißt es wörtlich. Kurd:innen und Aseri seien nicht nur geografisch eng verbunden, sondern verfügten auch über eine jahrzehntelange Geschichte friedlicher Koexistenz und gemeinsamer Kämpfe für Rechte und Würde. Diese Geschichte dürfe nicht leichtfertig aufgegeben werden, auch nicht angesichts äußerer Krisen.
Klarer Appell an Türkei und Aserbaidschan
Der Aufruf der PJAK richtet sich auch an die Regierungen in Ankara und Baku: Sie sollten jede Rhetorik unterlassen, die Kurd:innen als Bedrohung für die Aseri darstelle und umgekehrt. Andernfalls liefen sie Gefahr, die legitimen demokratischen Forderungen der aserbaidschanischen Minderheit in Iran auf einen gefährlichen Irrweg zu führen – einen, der allein den Interessen des iranischen Regimes diene. „Kurdophobie und auch Türkophobie dient nur den Machthabern, nicht den Menschen vor Ort.“
Vorschlag: Aufbau gemeinsamer Strukturen
Die Partei kündigte an, ihre gesamte politische Kraft darauf zu verwenden, bestehende Bande zwischen beiden Bevölkerungsgruppen zu stärken. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit hätten gezeigt, dass jede Phase politischer Annäherung beidseitig zu Fortschritt geführt habe und dass Konfrontationen stets auf externe Einflussnahmen zurückzuführen gewesen seien.
Konkret schlägt die PJAK vor, dass kurdische und aserbaidschanische Organisationen gemeinsame zivilgesellschaftliche Plattformen schaffen, um ihre Kräfte zu bündeln. „Gerade jetzt, da die Kriegsgefahr wächst, brauchen wir dauerhafte und funktionale Brücken zwischen unseren Völkern. So können wir verhindern, dass wir zu Spielfiguren in einem geopolitischen Konflikt gemacht werden, der nicht im Interesse unserer Völker liegt.“
Demokratische Allianz statt ethnischer Spaltung
Die Partei sieht in der Zusammenarbeit nicht nur ein kurzfristiges Mittel zur Deeskalation, sondern ein strategisches Ziel: „Das demokratische Projekt in Iran kann nur erfolgreich sein, wenn Kurd:innen und Aseri gemeinsam daran mitwirken.“ Dafür müsse ein Raum für gemeinsames Handeln geschaffen werden, der sich von den Interessen der autoritären Regime in der Region klar abgrenzt.
Abschließend betonte die PJAK mit unmissverständlichen Worten: „Ihr seid wie die Geschwister der Kurd:innen. Seid euch sicher: Von unserer Seite geht keinerlei Bedrohung aus. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um euch zu schützen.“
In Zeiten von Krieg und Unsicherheit sei es entscheidend, historische Chancen zur Kooperation zu nutzen. „Nur wenn wir die aktuelle Krise als Gelegenheit zur Annäherung verstehen, können wir gemeinsam ein freies, gerechtes und demokratisches Leben aufbauen.“