Zwei QSD-Kämpfer bei Gefecht mit IS in Camp Hol gefallen

Bei der Operation gegen IS-Zellen in Camp Hol in Nordsyrien sind in der vergangenen Nacht zwei Kämpfer der QSD ums Leben gekommen, als ein Fluchtversuch von fünf Islamisten in Frauenkleidung und zwei Frauen vereitelt wurde.

Bei dem Gefecht mit mutmaßlichen IS-Mitgliedern in der vergangenen Nacht in Camp Hol sind zwei Kämpfer der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) ums Leben gekommen. Das teilt das Medien- und Kommunikationszentrum der QSD mit:

„Zwei unserer Kämpfer erlagen ihren schweren Verwundungen nach einem Gefecht, das gestern Abend mit einer siebenköpfigen IS-Terrorzelle, darunter zwei Frauen und fünf als Frauen verkleidete Männer, im Bereich 5 in Camp Hol ausbrach, als diese versuchten, aus dem Lager zu entkommen. Die eingekreisten IS-Mitglieder weigerten sich, auf die Aufforderung zur Kapitulation zu antworten, und griffen die Sicherheitskräfte an. Unsere Kräfte reagierten im Rahmen ihres Rechts auf Selbstverteidigung. Bei dem Gefecht wurde ein als Frau verkleideter Terrorist getötet, sechs weitere Personen, darunter zwei Frauen, wurden festgenommen. Zwei AK-47-Maschinengewehre und ein Sprengstoffgürtel wurden beschlagnahmt.“

Die Identität der gefallenen Kämpfer werde zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht, erklären die QSD und betonen, dass die Sicherheitsoperation gegen den „Islamischen Staat“ (IS) in Camp Hol fortgesetzt wird.

Camp Hol

Camp Hol liegt etwa 40 Kilometer östlich der Kantonshauptstadt Hesekê im irakisch-syrischen Grenzgebiet und ist so groß wie eine Stadt. Es wurde Anfang 1991 während des Zweiten Golfkriegs vom UNHCR für irakische Flüchtlinge errichtet. Nachdem es zwischenzeitlich geschlossen war, wurde das Camp im Zuge des Irakkrieges 2003 wiedereröffnet. Seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des IS durch die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) im März 2019 gilt Camp Hol als tickende Zeitbombe und Brutstätte des IS, da es hauptsächlich zur Unterbringung von Frauen und Kindern benutzt wird, die zuvor in Gebieten unter Kontrolle des IS lebten.

Der Terror in Camp Hol geht hauptsächlich von der sogenannten IS-Religionspolizei für Frauen und der IS-Jugendorganisation „Junglöwen des Kalifats“ aus und richtet sich gegen Menschen, die nicht nach den Maßstäben des IS leben. Bei den meisten Personen, die Mordversuche überlebten, handelt es sich um irakische Schutzsuchende und Abtrünnige des IS.

War Hol zu Beginn für 10.000 Personen ausgelegt, halten sich heute etwa 55.000 Menschen aus verschiedenen Ländern dort auf. Bei mehr als der Hälfte handelt es sich um Geflüchtete aus dem Irak, die meisten von ihnen sind Kinder. Knapp 19.000 Menschen sind Vertriebene aus Syrien, außerdem sind rund 8.000 Angehörige von IS-Dschihadisten untergebracht.

Die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft

In Nordsyrien sind bereits über zehntausend Menschen im Kampf gegen den IS ums Leben gekommen. Die Autonomieregion wird dabei von der internationalen Gemeinschaft im Stich gelassen. Die Autonome Verwaltung von Nord- und Ostsyrien (AANES) fordert seit langer Zeit eine internationale Planung für den Umgang mit den internierten Islamist:innen, die aus über fünfzig Ländern stammen. In Camp Hol wächst eine neue IS-Generation heran und der Antiterrorkampf wird durch die permanenten Angriffe der Türkei auf die Autonomieregion behindert. Die internationale Gemeinschaft verschließt jedoch weiterhin die Augen vor den Verbindungen zwischen dem IS und der Türkei. Für den IS ist die türkische Besatzungszone in Nordsyrien zu einem sicheren Zufluchtsort geworden.

Humanitäre Sicherheitsoperation

Bei dem am 25. August gestarteten Einsatz in Camp Hol handelt es sich um die zweite Phase der „Humanitären Sicherheitsoperation“, die im Frühjahr des vergangenen Jahres unter dem Eindruck terroristischer Anschläge gegen Bewohnerinnen und Bewohner, humanitäre Hilfsorganisationen und Sicherheitskräfte eingeleitet worden war. Die Operation wird von der Asayîş-Kommandantur koordiniert, Verbände der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), darunter die Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG/YPJ), unterstützen den Einsatz. Bisher sind über 150 mutmaßliche IS-Mitglieder festgenommen worden, darunter auch Dutzende Frauen.

YPJ befreien gefangene Frauen

Nachdem am vergangenen Freitag bei der Operation eine 2014 vom IS aus ihrem Dorf Koço in Şengal verschleppte Ezidin in Camp Hol befreit werden konnte, wurden am Montag vier weitere angekettete Frauen gefunden. Drei dieser Frauen konnten im Rahmen eines Spezialeinsatzes der YPJ im Abschnitt „Muhadschirat“, wo Familien von ausländischen Dschihadisten interniert sind, befreit werden. Entdeckt wurden sie in einem Zelt, das offenbar als Folterzentrum genutzt wurde. Die Körper der Frauen im Alter von 20, 22 und 23 Jahren wiesen Folterspuren auf. Die vierte Frau wurde im Bereich für Angehörige von syrischen IS-Söldnern in einer Folterkammer des IS gefunden. Sie soll ebenfalls gefesselt gewesen sein. Ihre Verletzungen deuteten auf massive Folter hin.