Kinder, Krieg und Verantwortung: DEM gründet Wahrheitskommission

Mit zwei neuen Kommissionen will die DEM das Schicksal von Kindern im bewaffneten Konflikt aufarbeiten und ihre Rolle in Friedensprozessen stärken. Die politische Aufarbeitung soll zugleich Impulse für eine kindgerechte Gerechtigkeit setzen.

Kommissionen zu Kindern im Kriegskontext

Die Partei der Völker für Gleichheit und Demokratie (DEM) will mit zwei neuen Kommissionen die Rolle von Kindern in vergangenen und zukünftigen Friedensprozessen stärker ins Zentrum rücken. Das gab die Kinderkommission der Partei mit Blick auf die Ergebnisse einer Konferenz unter dem Titel „Kinder in Konfliktlösungsprozessen“ bekannt, die am Wochenende in Amed (tr. Diyarbakır) stattfand.

Ziel ist unter anderem die Einrichtung einer „Kommission für Wahrheit über Kinder und bewaffnete Konflikte“, in der Erfahrungen, Rechteverletzungen und strukturelle Gewalt gegen Kinder dokumentiert werden sollen. Zugleich plant die Partei die Gründung einer „Kommission für Kinder in Friedensprozessen“, die internationale Erfahrungen aufarbeiten und einen Beitrag zu einer kindgerechten Friedens- und Gerechtigkeitspolitik leisten soll.

Kinder als politische Subjekte ernst nehmen

In der Konferenz wurden vielfältige Formen von Gewalt gegen Kinder im Kontext des kurdischen Konflikts diskutiert – von staatlicher Repression und Armut über Vertreibung, Diskriminierung und Zwangsarbeit bis hin zu systematischer Straflosigkeit. Die Kinderkommission fordert, Kinder künftig als politische und gesellschaftliche Subjekte wahrzunehmen, deren Perspektiven bei der Friedensgestaltung berücksichtigt werden müssen.

Die Organisator:innen betonten, dass ein friedliches und demokratisches Zusammenleben nur möglich sei, wenn die Stimmen, Erinnerungen und Bedürfnisse von Kindern in der kollektiven Aufarbeitung und beim gesellschaftlichen Neuanfang einbezogen würden.

Kommissionen sollen Gerechtigkeit und Teilhabe ermöglichen

Die geplante Wahrheitskommission soll unter anderem Dokumentationen zu Gewalt, Vertreibung, struktureller Armut und gezielter Repression gegen Kinder erarbeiten. Zudem sei eine Mitarbeit an parlamentarischen Gremien vorgesehen. Die zweite geplante Kommission soll gemeinsam mit NGOs einen kindgerechten Justizrahmen entwerfen, der sich an Prinzipien einer demokratischen Gesellschaft orientiert. Im Herbst ist außerdem ein Folgeworkshop geplant. Ziel sei es, auch in Istanbul und weiteren Regionen die Betroffenen einzubeziehen, so die Kinderkommission.

Symbolische Namen, politische Verantwortung

Die Konferenz erinnerte ausdrücklich an Kinder wie Uğur Kaymaz, Berkin Elvan oder Ceylan Önkol, die durch staatliche Kräfte wie Polizei und Militär getötet wurden. Ihre Namen stünden stellvertretend für zahlreiche Kinder, die durch den jahrzehntelangen bewaffneten Konflikt in der Türkei betroffen waren. Deren Geschichten müssten aufgearbeitet und öffentlich anerkannt werden, heißt es in der Abschlusserklärung.

Die Partei ruft zivilgesellschaftliche Akteur:innen dazu auf, sich aktiv an den Vorbereitungen der neuen Kommissionen zu beteiligen. Die Erfahrungen von Kindern dürften nicht in Vergessenheit geraten – „denn solange ihr Licht brennt, ist der Ort der Kindheit sichtbar“, so das Abschlusszitat der Erklärung.