Camp Hol: Vier Frauen aus „Folterzentrum“ befreit

Bei der Sicherheitsoperation im nordostsyrischen Auffang- und Internierungslager Hol sind vier vom IS gefangen gehaltene Frauen befreit worden. Die Frauen wurden von den YPJ in zu „Folterzentren“ umfunktionierten Zelten gefunden.

Die Sicherheitsoperation im Auffang- und Internierungslager Hol bei Hesekê in Nordostsyrien gegen Zellenstrukturen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) dauert weiter an. Die Kräfte der inneren Sicherheit (Asayîş) setzen ihre Durchsuchungsaktionen seit dem Wochenende in den Bereichen für syrische Binnenvertriebene sowie in Abschnitten für Familien von inhaftierten und getöteten IS-Dschihadisten fort. Dort wurden am Montag vier Frauen befreit, die vom IS gefangen gehalten wurden.

Wie die Kommandantur der Asayîş dazu mitteilte, sind drei dieser Frauen im Rahmen eines Spezialeinsatzes der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) im Abschnitt „Muhadschirat“, wo Familien von ausländischen Dschihadisten interniert werden, befreit worden. Entdeckt wurden sie in einem Zelt, das offenbar als Folterzentrum genutzt wurde. „Sie waren mit Handschellen und Ketten gefesselt, ihre Körper weisen zahlreiche Folterspuren auf“, erklärte die Asayîş ohne weitere Details zu nennen. Die Frauen im Alter von 20, 22 und 23 Jahren sind jetzt in Sicherheit und werden erstmal medizinisch versorgt.

Eine vierte, ebenfalls als Gefangene gehaltene Frau, wurde in einem Lagerbereich für Angehörige von syrischen IS-Söldnern gefunden. Auch sie wurde in einer Folterkammer des IS entdeckt, allerdings eher zufällig. Nach Asayîş-Angaben war sie ebenfalls gefesselt. „Die Art ihrer Verletzungen deuten darauf hin, dass die Frau massiv gefoltert worden ist“, heißt es. Im selben Abschnitt wurden am Sonntag 388 Schuss Munition für Kalaschnikow-Gewehre gefunden. Die Patronen waren in einem Bodenloch begraben.

Am Freitag war im Rahmen der Sicherheitsoperation in Camp Hol eine Ezidin befreit worden. Die heute 18-jährige Frau wurde im Zuge des IS-Genozid im August 2014 aus ihrem Dorf Koço in Şengal entführt. Der IS hat damals etwa 7000 Ezidinnen aus Şengal in die Sklaverei verschleppt; einige von ihnen befinden sich bis heute in der Gewalt von IS-Anhängern in anderen Ländern. Allein aus Koço, das beim IS-Überfall auf Şengal fast vollständig ausgelöscht worden war, wurden fast 700 Frauen verschleppt und sexuell ausgebeutet.

Operation in Camp Hol

Bei dem Einsatz in Camp Hol handelt es sich um die zweite Phase der „Humanitären Sicherheitsoperation“, die im Frühjahr des vergangenen Jahres unter dem Eindruck terroristischer Anschläge gegen Bewohnerinnen und Bewohner, humanitäre Hilfsorganisationen und Sicherheitskräfte eingeleitet worden war. Die Operation wird von der Asayîş-Kommandantur koordiniert, Verbände der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), darunter die Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG/YPJ), unterstützen den Einsatz. Bisher sind mindestens 139 mutmaßliche IS-Mitglieder festgenommen worden (Stand 3. September 2022). Unter ihnen sind auch 15 Frauen, die führende Mitglieder des IS sein sollen.