Asayîş legt Wochenbilanz über Einsatz in Camp Hol vor

In der ersten Woche der Sicherheitsoperation im Auffang- und Internierungslager Hol sind 121 Terrorverdächtige mit IS-Verbindungen festgenommen worden. Unter ihnen befinden sich auch fünfzehn Frauen, die führende Mitglieder der Terrororganisation sind.

In der ersten Woche der Sicherheitsoperation im Auffang- und Internierungslager Hol in Nordostsyrien sind 121 Terrorverdächtige mit Verbindungen zur Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) festgenommen worden. Unter ihnen befinden sich auch fünfzehn Frauen, die führende Mitglieder der Terrororganisation seien. Das sagte Ali Al-Hassan, Sprecher des Generalkommandos der inneren Sicherheit (Asayîş), am Donnerstagabend bei der Vorstellung einer umfangreichen Bilanz im Rahmen einer Pressekonferenz.

Die bisherigen Durchsuchungen in Camp Hol bezogen sich nach Angaben von Al-Hassan auf etwa die Hälfte des gesamten Geländes, das in neun Bereiche aufgeteilt ist. Die Zahl der entdeckten IS-Tunnel stieg mit mehreren neuen Funden auf 16. Darüber hinaus wurden bislang 119 Zelte abgebaut, die von der Terrorgruppe zur ideologischen Indoktrinierung von Minderjährigen sowie ihre Rekrutierung in die IS-Jugendorganisation „Junglöwen des Kalifats“ und als sogenannte Scharia-Gerichte genutzt wurden. Hier soll es auch zu Folterungen und Morden an Menschen gekommen sein, sagte Al-Hassan. Bei den Opfern habe es sich um Menschen gehandelt, die nicht nach den Maßstäben des IS lebten. Außerdem sind diverse Gegenstände, die zur Aushebung von Tunneln eingesetzt wurden, sowie zahlreiche Mobiltelefone, Laptops und digitale Speichermedien beschlagnahmt worden. Die Antiterroreinheiten der Asayîş stellten auch Waffen sicher, darunter ein M16-Gewehr mit türkischer Beschriftung – Dienstgewehr von Kommandoeinheiten der türkischen Streitkräfte – passende Munition, diverse Folterwerkzeuge und auch Mofas.

An der Pressekonferenz in Hesekê beteiligten sich unter anderem auch der QSD-Pressesprecher Ferhad Şami und die YPJ-Kommandantinnen Rûken Kobanê sowie Viyan Erdal.


„Die in Zahlen gegossene Bilanz der Operation spiegelt das von unserer Sicherheitsbehörde zugesagte konsequente Eingreifen gegen den IS und seine Strukturen im Auffang- und Internierungslager Hol wider. Sie verdeutlicht zudem die Gefahr, die von dieser terroristischen Organisation, die ihre Reorganisierung vorantreibt, innerhalb sowie außerhalb des Camps über klandestine Zellen Anschläge verübt und den lokalen, regionalen und universalen Frieden bedroht, nach wie vor ausgeht. Die Bemühungen des IS, in Syrien und im Irak wiederzuerstarken, und durch einen groß angelegten Angriff auf Hol seine Reihen neu zu formieren, sind deutlich zu erkennen“, führte Al-Hassan weiter aus.

Hol gilt schon länger als Brutstätte des IS. In dem Lager etwa 45 Kilometer östlich von Hesekê leben derzeit rund 55.000 Menschen aus verschiedenen Ländern. Ein großer Teil davon sind Minderjährige, denen die IS-Doktrin beigebracht wird. Dadurch entsteht die Gefahr, dass eine neue Generation von Terroristen heranwächst. Diese Situation hängt auch mit der fehlenden Bereitschaft westlicher Staaten zu internationaler Unterstützung für die Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens (AANES), der verweigerten Rücknahme ihrer in der Region inhaftierten oder internierten Bürgerinnen und Bürger, und den permanenten Angriffen der Türkei zusammen. Der türkische Geheimdienst MIT etwa unterstützt die Dschihadistinnen in Hol und hat einigen in der Vergangenheit zur Flucht verholfen. Für die Erstürmung des Sina-Gefängnisses in Hesekê Anfang des Jahres war der Großteil der beteiligten IS-Söldner aus der türkischen Besatzungszone in Nordsyrien eingesickert.

„Darüber hinaus liegen uns Erkenntnisse vor, dass der Großteil der bisher im Zuge des Sicherheitseinsatzes in Camp Hol festgenommenen Personen in direkter Kommunikation mit Terrorzellen innerhalb und außerhalb des Lagers steht, in erster Linie mit solchen in der Besatzungszone sowie in der syrischen Wüste, und von ihnen koordiniert werden“, sagte Al-Hassan. Das hätten die Ergebnisse der ersten Befragungen nochmals bestätigt. Die Asayîş kündigte an, die Operation in Hol „entschlossen“ fortzusetzen und rief lokale sowie internationale Hilfsorganisation zur Unterstützung bei der Versorgung des Lagers mit humanitären, medizinischen und logistischen Hilfsgütern auf.

Operation in Camp Hol

Bei dem Einsatz in dem Auffang- und Internierungslager nahe Hesekê handelt es sich um die zweite Phase der „Humanitären Sicherheitsoperation“, die im Frühjahr des vergangenen Jahres unter dem Eindruck terroristischer Anschläge gegen Bewohnerinnen und Bewohner, humanitäre Hilfsorganisationen und Sicherheitskräfte eingeleitet worden war. Seit Donnerstag vergangener Woche läuft nun die neue Etappe der Operation, die von der Asayîş-Kommandantur koordiniert wird. Verbände der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), darunter die Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG/YPJ) unterstützen den Einsatz. Unter den Beteiligten befinden sich auch rund 150 weibliche Angehörige der Asayîş.