Wut und Trauer bei Beerdigungen in Rojava

In Rojava sind heute 29 Todesopfer eines türkischen Luftangriffs und ein im Kampf gegen den IS gefallenes YPG-Mitglied beerdigt worden. „Sie waren keine Gefahr für die nationale Sicherheit der Türkei“, sagte der Asayîş-Kommandant Mihemed Omer.

In der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien sind die Todesopfer des türkischen Luftangriffs von Sonntagnacht auf die Akademie der inneren Sicherheitskräfte (Asayîş) in der Nähe von Dêrîk beerdigt worden. Auf den Gefallenenfriedhöfen in Dêrik, Qamişlo, Hesekê und Kobanê wurden große Trauerzeremonien abgehalten, danach wurden die Toten an ihren Heimatorten begraben.


In Qamişlo wurde Abschied genommen von den Asayîş-Mitgliedern Salih El Dendûş, Bessam El Hisên, Alan Nazim, Mehmûd El Wero, Feyad El Hedmol und Mihemed Şemdîn sowie von dem YPG-Kämpfer Rêdûr Qamişlo (Ehmed El Elî), der am 9. Oktober bei einer Operation gegen eine IS-Zelle in Deir ez-Zor gefallen ist. Die mit Fahnen bedeckten Särge wurden von der PYD-Zentrale im Stadtteil Enteri zum Friedhof Şehit Delîl Saroxan getragen. An der Zeremonie nahmen Tausende Menschen der kurdischen, arabischen, assyrischen und armenischen Bevölkerung teil, darunter Persönlichkeiten kurdischer und arabischer Stämme, Jurist:innen, Intellektuelle, Kunstschaffende sowie Vertreter:innen politischer Partei und der Autonomieverwaltung (AANES).


Bei der Abschiedszeremonie wurden immer wieder Widerstandsparolen gerufen. Nach einer Gedenkminute hielten Vertreter:innen verschiedener Organisationen Reden, in denen der Einsatz der Gefallenen gewürdigt und weiterer Widerstand angekündigt wurde. Hêvî Seyd vom Rat der Gefallenenfamilien in der Region Cizîrê sagte: „Sie waren Helden, die ihr Leben für den Schutz der Errungenschaften des Volkes opferten. Die Angriffe auf die Infrastruktur und die Zivilbevölkerung sind Kriegsverbrechen, mit denen der türkische Staat die Kurden und die Selbstverwaltung vernichten will. Dass heute Tausende Menschen den Gefallenen das letzte Geleit geben, ist eine starke Reaktion auf die Angriffe und eine Manifestation der Tatsache, dass die Bevölkerung der Region nicht auf ihren Kampf für ein würdevolles Leben verzichten wird.“

Asya Abdullah, Ko-Vorsitzende der Partei für eine demokratische Einheit (PYD), wies in einer Ansprache darauf hin, dass die letzte Angriffswelle des türkischen Staates 25 Jahre nach Beginn des internationalen Komplotts gegen Abdullah Öcalan und vier Jahre nach der Besatzung von Serêkaniyê und Girê Spî eingesetzt hat. „Das Ziel der intensivierten Angriffe ist die Vernichtung des Selbstverwaltungssystems, des Zusammenlebens der Völker und der Frauenrevolution“, sagte die kurdische Politikerin, „Die Gefallenen, denen wir hier gegenüber stehen, haben für den Schutz unseres Volkes und unserer Jugend gekämpft. Der Kampf für Freiheit, Selbstverteidigung und Organisierung ist der einzig mögliche Weg für unser Volk. In diesem Bewusstsein werden wir gegen alle Angriffe weiterkämpfen.“

Der Asayîş-Kommandant Mihemed Omer sagte: „Diese Gefallenen haben versprochen, den Drogenhandel zu verhindern. Sie waren keine Gefahr für die nationale Sicherheit der Türkei, sie wollten die Ausbreitung des Drogenhandels stoppen. Wir geben uns Wort, dass wir ihre Widerstandsfahnen hochhalten und den Kampf gegen Drogen fortsetzen werden.“

Nach den Reden wurden die Gefallenenurkunden verlesen und den Angehörigen überreicht. Ehmed Xalid El Elî, Salih El Dendûş, Bessam El Hisên, Alan Nazim und Mihemed Şemdîn wurden in Qamişlo beigesetzt, Feyad El Hedmol in Til Hemîs und Mihemed El Wero in Tirbespiyê.