Die Türkei führt ihre am Donnerstag begonnene Luftangriffswelle auf die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien fort. Die in der Nacht zum Montag nach wenigen Stunden der Ruhe wieder aufgenommenen Attacken finden entlang der gesamten Nordgrenze statt und richten sich gegen Siedlungsgebiete, Energieversorgungsanlagen sowie zivile und militärische Infrastruktur. Die Behörden der Selbstverwaltung befürchten eine sehr hohe Zahl von Opfern.
Wohl Dutzende Verletzte in Dêrik
Die bisher schwersten Angriffe wurden in Dêrik (ar. Al-Malikiya) verübt. Dort bombardierten Kampfjets der türkischen Armee ab 21 Uhr mitteleuropäischer Zeit die Zentrale der Sicherheitsbehörde Asayîş, die sich in der Koçerat-Region im Einzugsgebiet der Stadt befindet. Nach noch unbestätigten Angaben soll es mindestens sechs Todesopfer und rund sechzig Verletzte geben, viele von ihnen seien in einem kritischen Zustand. Das örtliche Gesundheitskomitee rief wegen eines Mangels an Blutkonserven zu dringenden Blutspenden auf. Weitere Luftangriffe in Dêrik zielten auf den Ort Teqil Beqil nahe des Qereçox-Bergs, der ebenfalls in Koçerat liegt. Dort wurde eine Öl-Anlage bombardiert.
Ain Issa
In Ain Issa (ku. Bozanê) setzte die türkische Luftwaffe den Stadtkern sowie die Verkehrsstraße M4 unter Beschuss. Die internationale Autobahn durchzieht das nördliche Syrien wie eine Lebensader und stellt daher eine strategische Versorgungsroute dar. Ob Menschen zu Schaden gekommen sind, ist unklar.
Tirbespiyê
In Tirbespiyê (Al-Qahtaniyya) wurde erneut die Gasverteilerstation Ewda (Odeh) angegriffen. Dabei wurde der 60-jährige Zivilist Wasil Hesen El Mihemed verletzt. Die Anlage im Osten der Stadt war bereits am Donnerstag von türkischen Kampfbombern erfasst worden. Im südwestlich von Tirbespiyê gelegenen Dorf Girdahol wurde eine Tankstelle attackiert. Auch diese Zapfstelle war in den vergangenen Tagen schon einmal bombardiert worden.
Til Temir
In Til Temir (Tell Tamer) kommt es zu Bodenangriffen, die von der türkischen Armee und dschihadistischen Hilfstruppen mit schweren Waffen verübt werden. Die Angriffe richten sich gegen die christlich geprägten Dörfer Tawila, Tall Tawil, Al-Kuzliyah und Al-Dardara.
Kobanê
In Kobanê befinden sich die im Westen des Kantons gelegenen Dörfer Til Şiîr sowie Xurxurî und im Osten Xerbîsan sowie Goran im Visier schwerer Waffen.
Minbic
Aus Minbic (Manbidsch) meldet der Militärrat heftige Bombardements in den Dörfern Saydiyah im Nordwesten sowie in der Ortschaft Al-Gat im Nordosten.
Şehba
Auch die Stadt Tel Rifat im Kanton Şehba ist von neuen Angriffen betroffen. Bisher wurden Attacken auf den Militärflugplatz Menagh (auch Minnigh, ku. Minix) und die Dörfer Şêx Îsa, Eyn Deqnê und Bêlûniyê bestätigt.
Amûdê
In Amûdê wurden die Dörfer Çoldara, Hermî und Şêxo bombardiert.
Zirgan
Die Gemeinde Zirgan (auch Zarkan, ar. Abu Rasen) liegt ebenfalls im Fokus des Aggressors Türkei. Bei den bisher angegriffenen Dörfern und Siedlungen handelt es sich um Til Hirmil, Esediye, Mişêrfe, Zorava, Til Cehan, Rotan und Rabîat. Zirgan befindet sich etwa dreißig Kilometer östlich der bereits vollständig von der Türkei und ihren Islamisten besetzten Stadt Serêkaniyê (Ras al-Ain) und liegt am Rande einer Verbindungsstraße zwischen den strategischen Verkehrswegen 712 und M4. Bis in die Stadt Til Temir sind es von dort knapp 25 Kilometer.