Türkische Armee bombardiert Krankenhaus in Dêrik

Bei einem türkischen Luftangriff im nordostsyrischen Dêrik (Al-Malikiya) wurde ein Krankenhaus der Autonomieverwaltung komplett zerstört. Ob Menschen zu Schaden gekommen sind, ist unklar.

Bei einem Luftangriff der türkischen Armee in Dêrik (Al-Malikiya) in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien ist ein Krankenhaus komplett zerstört worden. Ob bei dem Bombardement Menschen zu Schaden gekommen sind, war zunächst unklar. Der Vorfall wurde erst am Freitagmittag bekannt, da wegen eines breitflächigen Ausfalls der Stromversorgung infolge einer massiven Luftangriffswelle der Türkei am Vortag auch das Telefonnetz in weiten Teilen der Region zusammengebrochen ist. Einsatzkräfte suchen nach möglichen Opfern.

Das mutmaßlich in der vergangenen Nacht bombardierte Krankenhaus befindet sich in der Ortschaft Girê Vira (auch Girê Fera) im Südosten von Dêrik und fungierte bis zuletzt als Covid-19-Klinik. Zusammen mit der dortigen „mobilen Klinik“, ein Gesundheitsprojekt des Berliner Vereins „Städtepartnerschaft Friedrichshain-Kreuzberg – Dêrik“ und der Stiftung der Freien Frau in Syrien (WJAS), war das Corona-Krankenhaus für zahlreiche Menschen im ländlichen Umland Dêriks die einzige Anlaufstelle im Falle einer Krankheit. Vorsätzliche Luftangriffe auf Krankenhäuser stellen nach dem Völkerrecht Kriegsverbrechen dar.

Luftoffensive gegen lebenswichtige Infrastruktur

Die Türkei hat am Donnerstag ihre seit langem schwersten Angriffe auf die zivile Infrastruktur in Nordostsyrien verübt. Zahlreiche Killerdrohnen und Kampfjets drangen in den von den USA kontrollierten Luftraum der Autonomieregion ein und bombardierten lebenswichtige Einrichtungen wie Umspannwerke und Elektrizitätsverteilerstationen, Wasserpumpstationen, Öl- und Gasförderanlagen sowie Tankstellen, Staudämme, Fabriken, ein Vertriebenenlager sowie mehrere Dörfer. Dabei wurde unter anderem die Energieinfrastruktur von Hesekê, Qamişlo und Amûdê zerstört, weite Teile der Regionen sind von der Stromversorgung abgeschnitten.


Nach bisherigem Stand wurden über vierzig Ziele bombardiert. Viele Orte sind gleich mehrfach unter Beschuss gesetzt worden, erklärte die Asayîş am Freitag. Die Sicherheitsbehörde bezifferte die aktuelle Zahl der Opfer durch die türkischen Luftangriffe auf zwölf Tote und ebenso viele Verletzte. Bei sechs der Toten handelt es sich um Angehörige der Asayîş, die übrigen waren Zivilpersonen. Zwei verwundete Einsatzkräfte befinden sich unter den zwölf Verletzten.

Angekündigte Kriegsverbrechen

Der türkische Außenminister Hakan Fidan hatte am Mittwoch vermeintliche Infrastruktur der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und der Volksverteidigungseinheiten (YPG) im Irak und in Syrien als legitime Angriffsziele benannt und behauptet, die beiden an der Fedai-Aktion auf das Innenministerium vergangenen Sonntag in Ankara beteiligten Guerillakämpfer seien in Nordsyrien ausgebildet worden und von dort über die hochgesicherte Grenze in die Türkei gelangt. Die Behörden und Verteidigungskräfte der AANES als auch die PKK wiesen diese Darstellung als „Lüge“ zurück und sprachen von einem konstruierten Vorwand, den seit langem von der Türkei geplanten Angriffskrieg gegen Nord- und Ostsyrien zu starten. Schon am Mittwoch war es in Nordostsyrien zu schweren türkischen Drohnenangriffen gekommen. In den Tagen zuvor flog die Luftwaffe des türkischen NATO-Partners mehrere Angriffswellen in Südkurdistan (Kurdistan-Region Irak, KRI).