Zahl der Toten durch türkische Angriffe steigt

Die Zahl der Todesopfer durch Luftangriffe der Türkei in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien ist wohl auf mindestens zehn gestiegen. Bei sechs der Toten handelt es sich um Angehörige der Asayîş, die bei Amûdê eine Versorgungsanlage bewachten.

Die Zahl der Todesopfer durch Luftangriffe der Türkei in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (AANES) ist auf mindestens zehn gestiegen. Bei sechs der Toten handelt es sich um Angehörige der Asayîş, wie die Sicherheitsbehörde der AANES am späten Donnerstagnachmittag bestätigte. Sie kamen demnach bei Bombardierungen des Dorfes Til Hebeş (Tall Habash) bei Amûdê ums Leben. Je zwei weitere Todesopfer forderten zwei verschiedene Drohnenangriffe in den Kantonen Hesekê und Kobanê. Ersten Erkenntnissen nach waren es Zivilpersonen. Die Zahl der Verletzten war zuletzt mit sechs angegeben worden. Unter ihnen sollen sich mindestens drei Schwerverletzte befinden.

Die Türkei fliegt seit Mittwoch Luftangriffe gegen die selbstverwalteten Gebiete im nordöstlichen Syrien. Seit Donnerstagfrüh eskaliert die Militärgewalt. Die Angriffe zielen hauptsächlich auf lebenswichtige Versorgungsanlagen und zivile Siedlungsgebiete in Regionen wie Hesekê, Qamişlo, Amûdê, Til Temir und Kobanê. Getroffen wurden Umspann- und Elektrizitätswerke, Ölfelder, Wasserpumpstationen, Gas- und Treibstoff-Versorgungsanlagen, ein Vertriebenenlager sowie mehrere Dörfer. Nach Angaben der Energiebehörde für die Cizîrê-Region ist im Westen des Kantons Hesekê und in weiten Teilen von Qamişlo die Stromversorgung komplett zusammengebrochen.

Die Türkei begründet ihre Militärgewalt gegen die AANES mit dem Recht auf Selbstverteidigung und „Rache“ für einen Angriff der PKK-Guerilla in Ankara. Am Wochenende hatten zwei Kämpfer der Volksverteidigungskräfte (HPG) eine „Fedai-Aktion“ gegen die Generaldirektion Sicherheit des türkischen Innenministeriums im hochgesicherten Regierungsviertel durchgeführt. Die türkische Führung behauptet, die beteiligten Kämpfer seien in Syrien ausgebildet worden und von dort aus illegal in die Türkei gelangt. Sowohl die AANES sowie die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) als auch die PKK-Guerilla wiesen diese Darstellung als „Lüge“ und konstruierten Kriegsvorwand zurück.

Die Gasverteilerstation Ewda (Odeh) im Osten von Tirbespiyê wurde ebenfalls aus der Luft bombardiert | Video: ANHA

Am Donnerstag warnte die Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens eindringlich vor den humanitären Folgen der türkischen Angriffe auf die Infrastruktur in der Region und forderte die USA, Russland, die UN und die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf. Die Türkei bezeichnet ihre Angriffe inzwischen als „Luft-Boden-Offensive gegen terroristische Ziele“. Schon am Mittwoch war es in Nordostsyrien zu Drohnenangriffen gekommen. In den Tagen zuvor flog die türkische Luftwaffe bereits mehrere Angriffswellen in Südkurdistan (Kurdistan-Region Irak, KRI). Dabei wurden auch dicht besiedelte Dörfer bombardiert, wie unter anderem die christliche Friedensinitiative Community Peacemaker Teams (CPT-Iraqi Kurdistan) berichtete.