Auf den Gemeindebürgermeister der Ortschaft al-Tayyana in Ostsyrien ist ein tödliches Attentat verübt worden. Vier vermummte Männer stürmten am Montag das Rathaus der Ortschaft östlich von Deir ez-Zor und exekutierten Sakkat Khleif al-Musa, der auch Rechtsanwalt war, mit vier Kopfschüssen – etliche Mitarbeiter*innen der Kommunalverwaltung wurden Zeuge der Tat. Bevor die Täter flüchteten, sollen sie noch den ausgestreckten Zeigefinger gezeigt haben. Der „Tauhid-Gruß“ entstammt ursprünglich dem klassischen Islam und symbolisiert den Glauben an die Einheit Gottes. Die Geste wird allerdings von Dschihadisten für Propagandazwecke verwendet. Insbesondere der sogenannte „Islamische Staat“ (IS) hat dieses Symbol für sich vereinnahmt. Daher wird vermutet, dass es sich bei den Mördern von al-Musa um Mitglieder einer IS-Schläferzelle handelt.
In den Autonomiegebieten Ostsyriens kommt es seit geraumer Zeit zu gezielten Anschlägen gegen Politiker*innen und führende Persönlichkeiten, die der Selbstverwaltung nahestehen. Anfang Juni wurde der arabische Zivilist Hamid Mohammed al-Dhaif, Bürgermeister eines selbstverwalteten Dorfes in Deir ez-Zor, von Unbekannten erschossen. Wenige Tage zuvor wurde in Al-Shheell ein Attentat auf den Vorsitzenden der Zukunftspartei Syriens für die Region Deir ez-Zor, Hudhaifa al-Omar, verübt. Anfang Mai kam es in al-Busayrah zu einem Anschlag auf eine militärische Stellung der Kräfte der Inneren Sicherheit. Dabei wurden zwei Sicherheitskräfte leicht verletzt. Einer der Attentäter kam ums Leben, die übrigen konnten fliehen.
Ende November überfielen maskierte Männer in Deir ez-Zor das Haus von Lina Abdulvahab, ebenfalls Politikerin der Zukunftspartei Syriens, und eröffneten das Feuer. Pistolenkugeln trafen sie im Gesicht, am Kopf und am Arm, Abdulvahap überlebte nur knapp. Knapp zwei Wochen zuvor war bereits der Priester der armenisch-katholischen Kirche in Qamişlo, Hovsep Bedoyan, zusammen mit seinem Vater Abraham Bedoyan auf der Straße zwischen Hesekê und Deir ez-Zor in seinem Auto erschossen worden. Zu der Tat hatte sich der IS bekannt.
Großoperation der QSD gegen IS-Zellen
Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) hatten deshalb Anfang Juni im Großraum Deir ez-Zor eine Großoperation gegen Zellenstrukturen der IS-Dschihadisten begonnen. Die erste Phase der Offensive, an der sich über 6.000 QSD-Angehörige und die Anti-IS-Koalition beteiligen, wurde bereits abgeschlossen. Am Mittwoch teilte Lîlwa Abdullah, Sprecherin des Militärrats von Deir ez-Zor mit, dass im Verlauf der ersten Etappe 110 „IS-Terroristen und Terrorverdächtige“ festgenommen worden sind. Außerdem wurden große Menschen Sprengstoff, Waffen und Munition beschlagnahmt.