Fünf Tote: IS steigert Aktivitäten im Irak

Bei IS-Angriffen in Diyala und Salahaddin sind ein irakischer Soldat und vier Mitglieder der schiitischen Miliz Hashd al-Shaabi ums Leben gekommen. Die Terrormiliz nutzt die Pandemie, um sich zu reorganisieren.

Bei Angriffen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) sind im Irak vier schiitische Milizionäre von Hashd al-Shaabi und ein irakischer Soldat ums Leben gekommen. Das teilte die Pressestelle der irakischen Streitkräfte am Samstag in einer Stellungnahme mit.

Der Angriff gegen das schiitische Milizbündnis Hashd al-Shaabi, auch bekannt als Volksmobilmachungskräfte, ereignete sich demnach am Freitag in einem Dorf im Distrikt Uzem. Zu den vier getöteten Angehörigen hat der irannahe Zusammenschluss, der etwa 40 ausschließlich schiitische Milizen unter seinem Dach vereint, auch sechs verletzte Mitglieder zu beklagen. 

In Salahaddin griff der sogenannte IS einen Posten des irakischen Militärs im schiitischen Dorf Dudschail an. Dabei wurde ein Soldat getötet, ein weiterer wurde schwer verletzt. In Dudschail leben rund 10.000 Menschen. Die Ortschaft liegt rund 65 Kilometer nördlich von Bagdad. Anfang der 80er Jahre erlangte sie international traurige Berühmtheit, als nach einem gescheiterten Attentat auf Saddam Hussein am 8. Juli 1982 fast 150 Einwohner von Regierungstruppen verschleppt und getötet wurden. Nach dem gestrigen IS-Angriff wurde in der Region eine Operation eingeleitet. 

IS reorganisiert sich

Durch die im vergangenen Herbst begonnene türkische Invasion im Norden von Syrien ist der IS massiv gestärkt worden. Dschihadisten, denen im Verlauf der Befreiungsoffensive „Gewittersturm Cizîrê“ der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) die Flucht in die Wüste im syrisch-irakischen Grenzgebiet gelungen war, konnten sich weitestgehend unbehelligt reorganisieren. Seitdem kommt es in der Region immer häufiger zu Anschlägen von IS-Zellen. Im Irak sind vor allem Orte in Salahaddin, Diyala, Ninawa und Kerkûk (Kirkuk) betroffen.

Dass der IS auch von der Corona-Pandemie „profitieren“ will, gab die Dschihadistenmiliz Mitte März selbst bekannt. In einem Leitartikel beschrieb die Terrororganisation die Pandemie als eine von Gott verursachte „schmerzhafte Qual“ für die „Kreuzfahrernationen“ – gemeint sind die westlichen Länder, die sich an der Anti-IS-Koalition beteiligen.

Der Angstfaktor habe größere Auswirkungen auf die Menschen als die Epidemie vielerorts selbst. Die westliche Welt sei „am Rande einer großen wirtschaftlichen Katastrophe, weil sie die Mobilität eingeschränkt hat, Märkte gerade zusammenbrechen und das öffentliche Leben stillsteht”, so die Extremisten.

„Terrorgruppen sind Parasiten, die Schwächung der Infrastruktur nutzen“

Dan Smith, Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, äußerte im Zusammenhang mit den internationalen Auswirkungen der Coronakrise, dass sich insbesondere Konflikte in Syrien, im Irak, in Afghanistan sowie in Nord- und Westafrika verschärfen würden. „Das trifft insbesondere auf den Irak und Syrien zu. Im Irak gibt es bereits Anzeichen für ein Wiederaufflammen der Aktivitäten der Terrormiliz IS. Im Jemen könnten sich die Fronten verhärten. In Afghanistan ist im Zuge der Coronakrise mit einem Wiedererstarken der radikalislamischen Taliban zu rechnen.” Aber auch am Horn von Afrika und in Teilen Westafrikas wie zum Beispiel in Nigeria oder Mali drohten neue Spannungen.

Laut Smith nutzten Terrorgruppen weltweit den Niedergang von staatlicher Autorität und die Schwächung des Gesundheitssystems für ihre Zwecke. Es handele sich um ein Spiel mit verschiedenen „Parasiten“: „Das Coronavirus ist ein Parasit, der die Schwäche der öffentlichen Infrastruktur ausnutzt, um immer mehr Menschen anzustecken. Bewaffnete Gruppen sind ein anderer Typ von Parasit. Sie nutzen die Schwäche der Infrastruktur aus, um mehr Territorium und mehr Macht zu bekommen.“