Tausende Menschen demonstrieren Widerstand in Kobanê

Während die von der Türkei orchestrierten Angriffe dschihadistischer Söldnerbanden auf die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien weitergehen, haben Tausende Menschen in Kobanê ihre Entschlossenheit zum Widerstand demonstriert.

Krieg in Syrien

In Kobanê sind Tausende Menschen auf die Straße gegangen, um ihre Entschlossenheit zum Widerstand gegen die von der Türkei orchestrierte Dschihadisten-Invasion in Syrien zu bekunden. Die Demonstration begann am Platz der freien Frau und führte zum Şehîd-Egîd-Platz. Die Teilnehmenden trugen Bilder von Abdullah Öcalan und Olivenzweige als Symbol für die Vertreibung aus dem Kanton Efrîn-Şehba. „Wir werden die Besatzung mit dem Widerstand der Völker in Rojava und Nordostsyrien scheitern lassen“, lautete das Motto der Demonstration.

Auf dem Şehîd-Egîd-Platz wurde mit einer Schweigeminute der Gefallenen gedacht. Arif Balî, Ko-Vorsitzender des Ausschusses für Ökologie im Kanton Firat (Euphrat), sagte in einer Rede, der Kampf gegen die Besatzer werde weitergehen: „Als Selbstverwaltung begrüßen wir den entschlossenen Widerstand der Bevölkerung. Der türkische Staat und seine Söldnerbanden handeln auf Befehl von Erdogan. Erdogan bringt Zerstörung und Plünderung in unsere Region. Wir haben die Mobilmachung ausgerufen und werden bis zuletzt Widerstand leisten.“


Hintergrund: Dschihadistischer Vormarsch in Syrien

Die Terrororganisation Hayat Tahrir al-Sham (HTS) hat vor einer Woche Aleppo überrannt und weite Teile der nordsyrischen Großstadt besetzt. Lediglich Şêxmeqsûd (Scheich Maksud) und Eşrefiyê (Ashrafia) konnten nicht von den Dschihadisten besetzt werden. Entgegen der Armee von Präsident Baschar al-Assad, die sich fluchtartig aus Aleppo zurückgezogen hatte, leisten die an die Demokratische Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens (AANES) angebundenen kurdischen Stadtviertel heftige Gegenwehr.

Etwa zeitgleich zur Aleppo-Offensive von HTS belagerte die von der Türkei gesteuerte Dschihadistenallianz „Syrische Nationalarmee“ (SNA) die weiter nördlich von Aleppo gelegene Stadt Tel Rifat (Tall Rifaat), die als Hauptstadt des Kantons Efrîn-Şehba galt. Um ein Massaker an der dortigen Bevölkerung abzuwenden, fasste der Volksrat notgedrungen den Entschluss, sich aus der Region zurückzuziehen. Rund 200.000 Menschen werden nun in andere Gebiete der AANES evakuiert. Auch die Bevölkerung aus nahegelegenen Orten außerhalb der Autonomiezone, darunter die schiitischen Städte Nubl und Zahra, sollen über einen von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) errichteten Fluchtkorridor evakuiert werden.

Als Rebellen verharmloste Kriegsverbrecher

Das Dschihadistenbündnis Hayat Tahrir al-Sham (HTS) ging aus dem syrischen Al-Qaida-Ableger Al-Nusra-Front hervor und wird von den Vereinten Nationen (UN), den USA und der EU als Terrororganisation gelistet. Dennoch wird die Truppe in westlichen Medien oftmals als „Rebellengruppe“ verharmlost und die Provinz Idlib als „letzte Bastion der bewaffneten Opposition“ beschönigt. Auch die von der Türkei aufgebaute, ausgerüstete und finanzierte SNA wird vom Westen mit dem Label „Aufständische“ versehen, obwohl diverse unter dem Dach der Islamistenallianz aktive Dschihadistenmilizen, darunter Ahrar al-Sharqiya und Sultan-Murad-Brigade, von den UN als Kriegsverbrecher benannt werden und mit Sanktionen der USA belegt wurden.