Erste Evakuierungen aus Tel Rifat
Nach einem gescheiterten ersten Anlauf hat die Evakuierung der Eingeschlossenen aus Tel Rifat begonnen. Erste Gruppen aus der belagerten Stadt sind im Kanton Tabqa eingetroffen.
Nach einem gescheiterten ersten Anlauf hat die Evakuierung der Eingeschlossenen aus Tel Rifat begonnen. Erste Gruppen aus der belagerten Stadt sind im Kanton Tabqa eingetroffen.
Nach einem gescheiterten ersten Anlauf hat die Evakuierung der Eingeschlossenen aus Tel Rifat (Tall Rifaat) begonnen. Erste Gruppen aus der belagerten Stadt in der nördlich von Aleppo gelegenen Şehba-Region trafen am Montagnachmittag in Tabqa (ath-Thaura) ein. Sie kommen in Schulen und Einrichtungen der Selbstverwaltung unter, die nun als Notunterkünfte genutzt werden, außerdem werden Zeltstädte aufgebaut. Nach Angaben des Volksrats von Efrîn-Şehba sollen insgesamt rund 200.000 Menschen aus Tel Rifat über einen rund 150 Kilometer langen Korridor in die Kantone Tabqa und Raqqa transportiert werden. Um die Notversorgung der Menschen kümmert sich die Rothalbmondorganisation Heyva Sor a Kurd.
In der Nacht von Sonntag auf Montag war Tel Rifat an die „Syrische Nationalarmee“ (SNA) gefallen. Die unter dem Kommando der Türkei stehende Dschihadistenallianz hatte parallel zur Aleppo-Invasion der Terrororganisation Hayat Tahrir al-Sham (HTS) eine eigene Offensive gestartet, um die seit 2022 vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan als erstes Ziel für den nächsten Großangriff auf Nord- und Ostsyrien benannte Stadt zu besetzen. Um ein Blutbad an der eingekesselten Bevölkerung zu verhindern, entschied sich der Volksrat von Efrîn-Şehba zum Rückzug aus Tel Rifat.
Tel Rifat, das neben der eigenen Bevölkerung auch etwa 80.000 Binnenvertriebene beherbergt, die infolge der türkischen Efrîn-Invasion im Jahr 2018 nach Şehba geflohen waren, war schon zuvor eingeschlossen in einem teilweise wüstenähnlichen Niemandsland zwischen dem syrischen Regime und der türkischen Besatzungszone. Mit dem fluchtartigen Abzug der Regierungstruppen und ihrer Verbündeten aus Aleppo und Şehba fiel der Schutz der Bevölkerung allein den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) zu. Das Bündnis, das sich ohnehin intensiven Angriffen an mehreren Fronten gegenübersieht, errichtete daraufhin zunächst einen humanitären Korridor zwischen Aleppo und Tel Rifat, um die Flucht vor den Dschihadisten zu ermöglichen. Die Angriffe der SNA-Milizen der Türkei hatten diesen Korridor jedoch unterbrochen.
„Die erneute, tragische Eskalation des Krieges in Syrien zeigt, wie wichtig es ist, einen Prozess der De-Eskalation zwischen allen Akteuren zu beginnen“, erklärte unterdessen die Deutschland-Vertretung der nordostsyrischen Selbstverwaltung. „Wir bekräftigen erneut unsere Bereitschaft zum Dialog mit allen syrischen und regionalen Akteuren, um die Stabilität Syriens und der ganzen Region wiederherzustellen.“ Außerdem rief die Stelle mit Sitz in Berlin zu humanitärer Hilfe für die Geflüchteten aus Tel Rifat auf. Angebote der Unterstützung können über die Webseite https://www.nordundostsyrien.de an die Vertretung gerichtet werden.