Rojava: Türkische Angriffe halten an
In der vergangenen Nacht hat die türkische Armee mindestens 17 Ziele in Rojava bombardiert, wobei Tote und Verletzte gemeldet werden.
In der vergangenen Nacht hat die türkische Armee mindestens 17 Ziele in Rojava bombardiert, wobei Tote und Verletzte gemeldet werden.
Auch in der Nacht zum Montag setzten die türkischen Angriffe auf Rojava fort. Mindestens 17 Orte in den selbstverwalteten Gebieten in Nord- und Ostsyrien (AANES) wurden in den letzten Stunden von türkischen Kampfflugzeugen, Artillerie und Killerdrohnen angegriffen. Besonders betroffen waren Energieversorgungseinrichtungen. Die Angriffe begannen um 18.00 Uhr Ortszeit mit Artilleriebeschuss der Dörfer Ain Diwar und Gerdemiyê im Kreis Dêrik im Kanton Qamişlo. Ain Diwar liegt direkt an der türkischen Grenze gegenüber der nordkurdischen Widerstandshochburg Cizîra Botan.
Straßen, Städte und Tankstellen unter Beschuss
Um 19.00 Uhr begannen die ersten Bombardements ganz im Westen der selbstverwalteten Regionen in Tel Rifat im Kanton Şehba. Um 21.34 Uhr begann das Bombardement der Stadt Ain Issa und der Schnellstraße M4. Diese internationale Autobahn durchzieht das nördliche Syrien wie eine Lebensader und stellt daher eine strategische Versorgungsroute dar. Ob Menschen zu Schaden gekommen sind, ist unklar.
Gegen 22.15 Uhr griffen türkische Kampfflugzeuge mehrere Tankstellen in den Orten Odê und Girdahol bei Tirbespiyê im Kanton Qamişlo an. Um 22.21 Uhr folgte Artilleriefeuer auf Kobanê. Um 22.30 Uhr schlugen erneut Bomben in der Nähe einer Tankstelle bei Dêrik ein. Um 22.35 Uhr griff die türkische Artillerie diesmal die Umgebung von Tirbespiyê an. Das Stadtzentrum der nahe Ain Issa gelegenen Kleinstadt Zirgan wurde um 22.41 Uhr von Artilleriegranaten getroffen. Um 22.50 Uhr schlugen Granaten in der Grenzstadt Amûdê bei Qamişlo ein. Um 23.00 Uhr gab es erneut Artillerieangriffe in Tel Rifat. 17 Minuten später wurde der Norden der Region Minbic, die zwischen Kobanê und dem Kanton Şehba liegt, ebenfalls mit Artillerie angegriffen. Um 23.41 Uhr folgten Artillerieschüsse auf die vorwiegend von Suryoye bewohnten Dörfer um Til Temir. Zehn Minuten später wurde Tirbespiyê erneut angegriffen.
Um 23.55 Uhr ereignete sich in Koçerat bei Dêrik im Kanton Qamişlo ein besonders folgenschwerer Angriff. Wie bereits berichtet, griffen türkische Kampfflugzeuge dort Einrichtungen der Kräfte der Inneren Sicherheit an. Nun scheinen sich die Gerüchte von mehreren Getöteten und vielen Verletzten bei dem Angriff zu bestätigen. Die Kräfte der Inneren Sicherheit sprechen von mehreren Toten und Verletzten. Zuvor waren bereits unbestätigte Berichte aus der Region über mindestens sechs gefallene Mitglieder der Sicherheitskräfte an die Öffentlichkeit gelangt. Um 1:17 Uhr folgten Artillerieangriffe auf den Bezirk Efrîn Şerawa. Eine Bilanz von Todesopfern, Verletzten und Zerstörungen steht noch aus.
Staatliche Vertreter ordneten die Zerstörung ziviler Infrastruktur öffentlich an
Am Sonntag waren viele Gebiete in Nord- und Ostsyrien ebenfalls den ganzen Tag über von türkischen Angriffen betroffen. Der türkische Staat eskalierte vor allem ab dem 5. Oktober seine Angriffe und zielt dabei offen auf das zivile Leben ab. Bei den Angriffen haben bereits viele Zivilpersonen und Mitglieder der Sicherheits- und Verteidigungskräfte ihr Leben verloren, und zivile Infrastrukturen wurden schwer beschädigt. Dazu gehören Krankenhäuser, Elektrizitäts- und Wasserwerke, Tankstellen und Öleinrichtungen. Solche Angriffe stellen Kriegsverbrechen dar. Diese Verbrechen wurden von höchster Stelle angeordnet. Vor laufender Kamera hatte der türkische Außenminister Hakan Fidan zivile Siedlungen, Kraftwerke, die Wasserversorgung, Energieressourcen und Krankenhäuser als Infrastruktur von PKK und YPG umgewidmet und zum legitimen Angriffsziel erklärt.