Proteste in Fafîn nach Tötung von kurdischem Jugendlichen

Nach Bekanntwerden der Tötung eines 16-jährigen Kurden durch einen arabischen Siedler in der türkischen Besatzungszone Nordsyriens entlädt sich die Wut von Vertriebenen aus Efrîn auf der Straße.

Terrorregime in Efrîn

Nach Bekanntwerden der Tötung eines 16-jährigen Kurden durch einen arabischen Siedler in der türkischen Besatzungszone Nordsyriens entlädt sich die Wut von Vertriebenen aus Efrîn auf der Straße. Im Camp Serdem, einem Flüchtlingslager in der südöstlich von Tel Rifat gelegenen Gemeinde Fafîn, protestierten vor allem Schülerinnen und Schüler gegen den brutalen Mord und prangerten die Herrschaft der Besatzungsmacht an. „Wir verurteilen die Verbrechen der Besatzer an unserem Volk“, hieß es in einer Erklärung, die auf Kurdisch und Arabisch verlesen wurde. Ihre Kritik richteten die Kinder auch gegen alle Kräfte und Akteure, die das von der Türkei etablierte Terrorregime in den besetzten Regionen Nordsyriens duldeten. „Wir fordern Menschenrechtsorganisationen auf, diesen Verbrechen ein Ende zu setzen“, hieß es.

Am Mittwoch hatte ein Siedler aus Idlib in Cindirês, einer kleinen Stadt im Berggebiet Çiyayê Kurmênc (Kurd Dagh), die im Südwesten der Efrîn-Region liegt, den 16 Jahre alten Ehmed Xalid Mamo (andere Schreibweise Ahmad Khaled Mamo) erstochen und in einen Brunnen geworfen. Der Araber wollte sich offenbar am Vater des Jungen dafür rächen, der ihm den Job in seiner Bäckerei gekündigt haben soll. Für Entsetzen und Fassungslosigkeit sorgte auch der Versuch der Besatzung, Proteste der verbliebenen kurdischen Bevölkerung in Cindirês zu unterdrücken. Damit sollte offenbar verhindert werden, dass sich die Beisetzung des Jungen in eine Demonstration gegen die Okkupationsmacht verwandelt.

Neben den Schulkindern im Serdem-Lager gingen auch Erwachsene auf die Straße, um den Mord an Ehmed anzuklagen. Es handelte sich um frühere Bewohnende von Cindirês, die im Zuge des türkisch-dschihadistischen Angriffskrieges von 2018 aus ihren Wohngebieten fliehen mussten. Sie zogen durch das Zentrum von Fafîn, einer Gemeinde, die zum neuen Kanton Efrîn-Şehba gehört, sich aber wenige Autominuten nordöstlich von Aleppo befindet. Auf ihren Schildern war „Nein zum Mord an Kindern“ zu lesen, viele Menschen trugen Bilder des getöteten Ehmed. Andere Demonstrierende führten Transparente mit den Konterfeis von vier Kurden, die vor rund einem Jahr ebenfalls in Cindirês von der Türkei-treuen Miliz „Ahrar al-Sharqiya“ ermordet wurden, weil sie Newroz feierten.

Unter den Beteiligten der Demonstration in Fafîn war auch Mihemed Beyrem, Ko-Vorsitzender des Ortsverbands der Zukunftspartei Syriens. Er sagte: „Efrîn wird seit Jahren von Verbrechern belagert. Sie haben eine Willkürherrschaft errichtet, die angestammte Bevölkerung vertrieben und an ihrer Stelle Fremde aus anderen Teilen Syriens angesiedelt. Der Alltag wird seit Jahren geprägt durch Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen. Doch statt sich einzuschalten, dem verbrecherischen Treiben in Efrîn ein Ende zu setzen, schweigt die Weltgemeinschaft. Sie ist mitschuldig an allem, was in Efrîn und allen anderen besetzten Gebieten geschieht.“ Beyrem verurteilte die Tötung von Ehmed von sprach den Angehörigen sein Mitgefühl aus.