Nach Angaben lokaler Quellen finden in der türkischen Besatzungszone um Efrîn Kämpfe zwischen Hayat Tahrir al-Sham (HTS, ehemals Al-Nusra-Front), Jabhat al-Shamiya und weiteren dschihadistischen Milizen statt, zum Einsatz kommen schwere Waffen und Panzern. Im Zuge der Gefechte sind drei Frauen ums Leben gekommen, ein Kind wurde verletzt. Bei einer der getöteten Frauen handelt es sich um Fatima Mahmud al-Abid aus dem Dorf Kurzêlê im Kreis Şêrawa, sie war schwanger.
Die HTS setzt offenbar ihren Vormarsch nach Efrîn fort, Kurzêlê liegt etwa fünf Kilometer südöstlich der seit März 2018 von der Türkei besetzten Stadt. Die dort als Söldner der türkischen Armee stationierten Truppen der SNA („Syrische Nationalarmee“) sollen vertrieben worden sein. Die HTS scheint die internen Kämpfe zwischen den Fraktionen der SNA auszunutzen, um Fortschritte zu erzielen.
Im Mai 2022 haben die türkischen Besatzungstruppen damit begonnen, HTS-Milizionäre aus Idlib nach Efrîn zu verlegen. HTS ist ein Dschihadistenbündnis, das von dem ehemaligen Syrien-Ableger von al-Qaida dominiert wird, der berüchtigten Terrorgruppe Jabhat al-Nusra, aus der auch der sogenannte Islamische Staat (IS) zu wichtigen Teilen hervorging. HTS wird sowohl von der Türkei als auch von Katar unterstützt, finanziert und teilweise gesteuert. Die HTS-Dschihadisten wurden vor allem in die Gebiete um Şêrawa und Cindirês gebracht. Dort verfolgt die Türkei die Strategie der Errichtung einer dschihadistischen Pufferzone vom Süden Efrîns bis zum Westen von Minbic und Kobanê, um den Kampf gegen die Besatzung einzudämmen und die Ausweitung der besetzten Gebiete vorzubereiten.
Der Handelsverkehr zwischen Efrîn und Idlib wurde aufgrund der Kämpfe eingestellt. In Cindirês kam es zu Stromausfällen, da ein Verteilertransformator in die Luft gesprengt und Hochfrequenzkabel gekappt wurden.