Rund zwei Monate nach der Festnahme des mittlerweile abgesetzten Istanbuler Oberbürgermeisters Ekrem Imamoğlu von der Republikanischen Volkspartei (CHP) sind türkische Behörden erneut gegen die Verwaltung der Metropole vorgegangen. Es handelt sich um die dritte große Festnahmewelle gegen das Rathaus seit März.
Insgesamt 22 Personen, die meisten davon Mitarbeiter:innen der Stadtverwaltung, seien am Dienstag in Gewahrsam genommen worden, berichten staatliche Medien. Ihnen würden Korruptionsvorwürfe in Zusammenhang mit Ausschreibungen eines Tochterunternehmens der Istanbuler Stadtverwaltung gemacht, hieß es.
Unter den Festgenommenen ist auch Taner Çetin, Leiter der Abteilung Presse und Öffentlichkeitsarbeit der CHP-geführten Istanbuler Stadtverwaltung. Auch seine Assisten Arzu Can wurde festgesetzt, ebenso der stellvertretende Bürgermeister der Stadtgemeinde Çeşme in der Ägäis-Provinz Izmir.
Politisch motivierter Feldzug gegen die CHP
Imamoğlu war im März festgenommen und anschließend wegen angeblicher Korruption sowie Terrorverdachts verhaftet und abgesetzt worden. Er hat sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen. Die CHP kritisiert das Vorgehen gegen den 53-Jährigen als politisch motiviert. Er gilt als aussichtsreichster Gegner des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Seine Festnahme hat in der Türkei die größten Anti-Regierungsproteste seit Jahren ausgelöst.