Diskussion über gemeinsame Perspektiven für die Zukunft
In der nordostsyrischen Stadt Qamişlo findet ein hochkarätig besetzter Workshop zur Stärkung der kurdischen Einheit statt. Unter dem Titel „Kurdische Einheit: Wege zur Stärkung und Zukunftsperspektiven“ diskutieren Vertreter:innen verschiedenster politischer, gesellschaftlicher und kultureller Organisationen über die Herausforderungen und Möglichkeiten eines gemeinsamen kurdischen Handelns.
Die Veranstaltung wird vom Forschungszentrum Firat im Azadî-Park organisiert und bringt Persönlichkeiten aus Literatur, Wissenschaft, Politik und Medien zusammen – darunter Repräsentant:innen aller politischen Parteien in Rojava, der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES), des Cizîrê-Kantons, der Bewegung für eine demokratische Gesellschaft (TEV-DEM) sowie des Demokratischen Syrienrats (MSD).
Einheit als historische Verantwortung
Zum Auftakt des Workshops betonte Ilham Ehmed, Ko-Außenbeauftragte der Autonomieverwaltung, die Bedeutung der Ende April ebenfalls in Qamişlo abgehaltenen Konferenz zur Einheit und gemeinsamen Haltung der kurdischen Kräfte in Syrien. Die dort gefassten Beschlüsse seien ein Ausdruck eines gestärkten nationalen Bewusstseins unter den Kurd:innen: „Es hat sich ein gemeinsames Verantwortungsgefühl entwickelt. Die Fehler früherer Bündnisse, die zur Spaltung geführt haben, dürfen sich nicht wiederholen“, erklärte Ehmed.
Ilham Ehmed
Vielfalt als Stärke, nicht als Spaltungsgrund
Mit Blick auf bestehende ideologische Unterschiede rief Ehmed zu mehr Toleranz und strategischer Zusammenarbeit auf: „Denkunterschiede sollten als Reichtum betrachtet werden, dürfen jedoch nicht zur Fragmentierung des kurdischen Volkes führen.“ Der Workshop sei ein wichtiger Schritt, um praktische Umsetzungen von Einheitsinitiativen zu entwickeln.
Klarer Anspruch auf Mitsprache in neuer Ordnung Syriens
Ein weiterer Fokus der Diskussionen liegt auf der Rolle der Kurd:innen in einer zukünftigen Verfassung Syriens. Ehmed betonte, dass „die Rolle der Kurd:innen in der Neugestaltung Syriens nicht zur Debatte stehen darf.“ Politische Vielfalt sei ein normales Merkmal jeder Gesellschaft, dürfe aber nicht zur Ausgrenzung führen. Sie verwies zudem auf die aktuelle Öffnung für einen neuen Dialogprozess zwischen Kurd:innen und Türk:innen: „Wenn wir diesen Weg gemeinsam beschreiten, können daraus konkrete und nachhaltige Fortschritte entstehen.“
Drei zentrale Themenfelder
Der Workshop konzentriert sich auf drei Hauptthemen: Die Bedeutung der Stärkung der kurdischen Einheit, die nationale Dimension der Dokumente der Konferenz zur Einheit und die Rolle der Kurd:innen in Syrien und verfassungsrechtliche Optionen. Die Debatten sollen Perspektiven für ein gemeinsames politisches Handeln der Kurd:innen in der Region und darüber hinaus eröffnen.