Von Sonntag bis Dienstag fand in der nordsyrischen Stadt Amûdê ein internationales Forum zur demografischen Veränderung und ethnischen Säuberung in Efrîn statt. Am Abend ging es mit der Veröffentlichung einer Abschlusserklärung zu Ende.
In der letzten Sitzung standen die möglichen Gegenstrategien zur Bekämpfung der ethnischen Säuberungen im Vordergrund. Dort hieß es: „Alle militärischen Aktionen, die zur Befreiung von Efrîn durchgeführt werden, sind legitim.“ Fereh Sabir, Professorin für Neuere Geschichte und Nahost-Expertin trug die Abschlusserklärung vor. Diese lautet:
„Nach der Besetzung Efrîns durch den türkischen Staat hat das Zentrum für strategische Studien in Rojava (NLSR) gemeinsam mit verschiedenen juristischen Organisationen sowie Dokumentationszentren damit begonnen, die Namen der gefallenen Zivilist*innen und Menschenrechtsverletzungen in der Stadt zu dokumentieren.
In diesem Rahmen wurden Angriffe auf Gesundheitszentren und ihre Mitarbeiter*innen, Schulen, Bäckereien, Trinkwasserleitungen, historische Orte und Konvois aus anderen Regionen Nordsyriens dokumentiert. Der türkische Staat und seine Milzen haben Efrîn unter Besatzung gestellt und somit die Einverleibung der Region in die Türkei geplant. Die Besatzungsmacht und ihre Milizen haben die Bevölkerung in der Stadt angegriffen, sie vertrieben, entführt, massakriert und versucht sie zu assimilieren. Die Namen der Dörfer und Orte wurden turkisiert und türkisches Schulmaterial wurde verpflichtend eingeführt. Die Besatzer haben außerdem die historischen Orte der Region, an denen sich die Zivilisation zum ersten Mal zeigte, verwüstet und versuchen weiterhin, die Demographie aktiv ihren Interessen entsprechend zu verändern.
Als NLSR haben wir aufgrund des Schweigens der internationalen Gemeinschaft gegenüber dieser Politik der ethnischen Säuberung die Notwendigkeit empfunden, dieses Forum einzuberufen. Das Forum zielte darauf ab, die Rechtsverletzungen durch den türkischen Staat und seiner Milizen der Öffentlichkeit bekannt zu geben.
An dem Forum nahmen etwa 150 Akademiker*innen, Politiker*innen und Jurist*innen -auch per Liveschaltung- von überall auf der Welt teil. Folgende Punkte wurden für die Abschlusserklärung benannt:
* Bis zu dem Moment, in dem sich die Besatzer aus Efrîn zurückziehen werden, werden wir auf regionaler und internationaler Ebene solche Kongresse veranstalten.
* Es wird ein Komitee aus Vertreter*innen der verschiedenen Identitäten gebildet, um die auf dem Forum getroffenen Entscheidungen weiterzuverfolgen.
* Es wird ein Dokumentationszentrum für das Vorgehen des türkischen Staates in Efrîn eingerichtet.
* Die diplomatische Arbeit für Efrîn wird ausgebaut.
* Es wird ein Komitee gegründet, dass die Rechtsverletzungen in der Region an die internationalen Rechtsorganisationen und Gerichte weiterleitet.
* Es wird eine Pressevertretung eingerichtet, um die Rechtsverletzungen durch den türkischen Staat öffentlich zu machen.
* Alle Aktionen und Aktivitäten für die Forderung der Bevölkerung zur Rückkehr nach Efrîn werden unterstützt. Außerdem wird sich für die Rückgabe der in Efrîn gestohlenen Besitzgüter im Rahmen des internationalen Rechts eingesetzt.
* Die Völker Syriens und die Freund*innen des kurdischen Volkes werden Aktionen mit dem Aufruf zur Befreiung von Efrîn durchführen und einen Efrîn-Unterstützungstag ausrufen.
* Damit so etwas wie in Efrîn nicht mehr geschieht, muss der Luftraum über Nordsyrien geschlossen werden.
* Die Namen der türkischen Militärkommandanten und Milizionäre in Efrîn müssen dokumentiert und bei der internationalen Gerichtsbarkeit eingereicht werden.
* Es wird ein Aufruf an die internationalen Menschenrechtsorganisationen getätigt, in dem auf die dringend benötigte Hilfe für die Menschen in Şehba hingewiesen wird.“