„Die Revolution von Rojava ist für den Westen etwas Neues“

Der britische Internationalist Xebat Kuye ist seit eineinhalb Jahren in Rojava. Er sagt: „Es ist nicht einfach, die revolutionäre Realität hier von außen zu sehen. Aber hierherzukommen und ein Teil davon zu sein, hinterlässt einen tiefen Eindruck.“

Viele Internationalist:innen beteiligen sich an der Revolution von Rojava und ihrer Verteidigung gegen den „Islamischen Staat“ (IS) und den türkischen Faschismus. Einer von ihnen ist Xebat Kuye. Er gehört seit eineinhalb Jahren zum internationalen Bataillon der Volksverteidigungseinheiten (YPG). „Um das, was hier geschieht, vollständig zu verstehen und die Schönheit darin zu erleben, ist es notwendig, herzukommen. Es gibt viele Dinge, die wir hier lernen und in unsere Herkunftsländer zurücktragen können“, so Xebat Kuye.


Ich bin hierhergekommen, um zu lernen und zu verstehen“

Im ANF-Interview erklärt der Internationalist: „Mein Name ist Xebat Kuye. Ich komme aus England. Ich bin vor ungefähr eineinhalb Jahren nach Rojava gekommen und bin seitdem bei YPG International. Zuerst habe ich 2015 mit der Befreiung von Kobanê von der Revolution von Rojava gehört. Am Anfang war ich mir nicht sicher, wie ich über die Revolution von Rojava denken sollte, uns wurde dieser Prozess nicht als Revolution vermittelt. Die Medien im Westen erzählten uns nicht, worum es in dieser Revolution geht, wofür die Menschen kämpfen und was hier geschaffen wird. Aber später ging ein Freund von mir in den Kampf in den Reihen der YPG und kam auch wieder zurück. Er kämpfte gegen den IS bei der Befreiung von Raqqa. Vor allem durch die Kommunikation mit dem Genossen habe ich mehr darüber erfahren, was hier eigentlich passiert. Darüber, was die Menschen aufbauen, das demokratische System, den Frauenbefreiungskampf. Es ist schwierig von außen zu sehen, was hier passiert. Deswegen bin ich hierhergekommen. Es gibt hier so viel zu lernen.

Menschen formen hier ihre eigene Zukunft“

Die Perspektive darauf, was die Revolution in Rojava ist, verändert sich völlig. Die Art, wie sich die Menschen hier organisieren, wie sie ihre Zukunft selbst bestimmen, wie sie kämpfen, wie sie für ihre Gemeinschaften, für ihre Werte, ihre Ethik eintreten, das wird im Westen praktisch nicht vermittelt. Die Kräfte hier werden immer einfach als Alliierte des Westens, als Milizen bezeichnet und so kann man niemals verstehen, was hier geschaffen wird. Die Menschen formen hier ihre eigene Zukunft entsprechend ihrer eigenen demokratischen Bedürfnisse. Das wichtigste, was ich hier verstanden habe, ist, dass die Genoss:innen hier eine echte Demokratie aufbauen wollen.

Internationalist:innen sind vollkommen an der Revolution beteiligt“

Als Internationalist:innen sind wir vollkommen an der Revolution beteiligt. Die Genoss:innen hier wollen wirklich, dass wir ein Teil der Revolution sind. Es geht darum, die Demokratische Nation aufzubauen, dass die Gemeinschaften zusammenkommen, dass alle verschiedenen Identitäten zusammenfinden, um gemeinsam die Revolution zu verteidigen und ein neues, freies Leben aufzubauen. Um das, was hier geschieht, vollständig zu verstehen und die Schönheit darin zu erleben, ist es notwendig herzukommen. Es gibt viele Dinge, die wir hier lernen und in unsere Herkunftsländer zurücktragen können. Es ist wichtig, das hier zu erleben und nicht nur darüber zu lesen. Über die Arbeit das freie Leben aufzubauen, das Zusammensein mit Genoss:innen, durch Kritik und Selbstkritik ist der einzige Weg, diese Revolution wirklich zu verstehen.

Kommt und beteiligt euch an der Revolution“

Ich richte mich an die Menschen in Europa. Ich weiß, es gibt viele Menschen, welche die Revolution hier kennenlernen wollen. Es gibt in Europa so viel Unsicherheit darüber, was in Rojava passiert. Ich denke, diese Leute sollten kommen, sehen und teilnehmen. Es gibt auch so viele Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung, um eine wirklich revolutionäre Haltung zu entwickeln und uns voll und ganz auf den Weg der Revolution zu begeben.“