Aşiti Rêbîn stammt aus Irland. Er hat sich auf den Weg nach Rojava gemacht und ist seit kurzer Zeit Teil von YPG-International. Gegenüber ANF berichtet er über seine Motivation, sich dem revolutionären Kampf in Rojava als Internationalist anzuschließen.
„Rojava ist das Beispiel einer Revolution des 21. Jahrhunderts“
Aşiti Rêbîn sagt, er habe 2014 das erste Mal von Rojava gehört: „Damals gab es Diskussionen über Rojava unter Anarchist:innen in ganz Europa und viele entschlossen sich, nach Rojava zu gehen, um den Kampf dort zu unterstützen. Ich bin nach Rojava gekommen, denn es handelt sich um das Beispiel einer Revolution des 21. Jahrhunderts. Hier wird nicht für etwas Abstraktes gekämpft, es finden reale Veränderungen statt, ein neuer Weg wird geschaffen.
„Erfahrung mit dem Freiheitskampf in Irland“
In Irland haben wir starke Erinnerungen an die koloniale Unterdrückung und Erfahrung im bewaffneten Kampf und mit Volksbewegungen gegen diese Unterdrückung. So wie das mit den Palästinenser:innen war, würde ich sagen, dass viele Menschen in Irland Rojava unterstützen würden. Aber ich denke, dass das Wissen über Rojava nicht so weit verbreitet ist.
„Ich werde den Anblick der Feiern zum 8. März nie vergessen“
Eines der ersten Dinge, die ich in Rojava gesehen habe, waren die Feierlichkeiten zum 8. März. Es war wirklich beeindruckend, die Kraft und auch die Freude der Frauenbewegung zu sehen. Ich werde diesen Anblick niemals vergessen.
„Komm und sei Teil der Revolution“
Ich denke, dass der Internationalismus immer ein zentraler Grundsatz der sozialistischen Bewegung war. In Kurdistan gibt es eine starke Betonung des Internationalismus innerhalb des Kampfes. Die Strukturen sind sehr offen für Internationalist:innen, die kommen wollen. Sie sagen dir: ‚Komm und sei Teil einer Revolution und betrachte sie als deine eigene. Der Kampf ist nicht nur in Kurdistan, sondern überall auf der Welt.‘
„Teil des kollektiven Lebens werden“
Das erste, was ich nach meiner Ankunft hier in Rojava empfand, war Erleichterung darüber, hier mit den Freund:innen zusammen zu sein und Teil des kollektiven Lebens zu werden. Natürlich entspringt das den Ideen von Abdullah Öcalan und das war auch ausschlaggebend für meine Entscheidung, hierher zu kommen und Teil dieser Revolution zu werden.
„Der Frauenkampf steht an der Spitze der Revolution“
Ich habe in den vergangenen Wochen seit meiner Ankunft noch nicht so viel gesehen. Aber ich habe gemerkt, dass der Frauenkampf im Zentrum der Revolution steht. Die kollektive Solidarität und Liebe der YPJ (Frauenverteidigungseinheiten) und der Frauen in der YAT (Antiterroreinheiten), in den Spezialeinheiten und den anderen Einheiten sind zutiefst beeindruckend.
„Es ist wie ein permanentes Massaker“
Die Bedingungen, unter denen die Revolution hier stattfindet, sind sehr schwierig. Die Menschen werden von der Türkei und dem IS angegriffen. Es ist wie ein permanentes Massaker. Im Moment befinden sich Stellungen an der Frontlinie bei Til Temir unter heftigen Artillerieangriffen. Es gibt Drohnenangriffe sowohl auf zivile als auch auf militärische Ziele. Der türkische Staat finanziert dschihadistische Gruppen, darunter al-Qaida und den IS, um die Zivilbevölkerung anzugreifen.
„Wasserblockade beeinträchtigt das Leben“
Erst kürzlich gab es einen massiven Angriff des IS auf ein Gefängnis für IS-Mitglieder. Hunderte von Menschen verloren ihr Leben. Außerdem habe ich erlebt, dass die Türkei die Wasser- und Stromversorgung über ihre Staudämme kontrolliert, was direkte Auswirkungen auf das Leben der Menschen hat. Das beeinträchtigt die Menschen, die Infrastruktur und die Entwicklung der Region.
„Druck auf die Rüstungsindustrie und den türkischen Staat aufbauen“
Ich denke, wir müssen uns unserer Geschichte bewusst werden, dass wir selbst koloniale Unterdrückung erlitten haben. Dass wir einen Kampf gegen koloniale Unterdrückung mit der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft und vor allem von revolutionären Bewegungen weltweit erhalten haben. Es gibt Dinge, die wir tun können, ohne hierher nach Rojava zu kommen. Wir können versuchen, Druck auf die Rüstungsindustrie auszuüben, die Waffen an die Türkei liefert, und diplomatisch und politisch Druck auf den türkischen Staat auszuüben. Wir können auch eine Revolution in unseren Ländern aufbauen, denn die Revolution ist überall.“